Zum dritten Mal hat das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) Direktversicherungen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung (bAV) unter die Lupe genommen. Im Zentrum des Ratings standen dieses Mal die Auswirkungen der Einführung der Unisex-Tarife.
„Im Vergleich zu anderen Rentenversicherungen kann Unisex für die betriebliche Altersversorgung sogar eine Chance darstellen – gesetzt den Fall, dass die Kalkulation gemäß der tatsächlichen Geschlechterverteilung erfolgt“, kommentiert IVFP-Geschäftsführer Prof. Michael Hauer das aktuelle bAV-Rating.
Im diesjährigen Rating hat das IVFP 102 Tarife von 49 Anbietern auf bis zu 85 Einzelkriterien untersucht. Die Gesamtnote setzt sich aus vier Teilbereichsnoten (Unternehmenssicherheit, Rendite, Flexibilität sowie Transparenz & Service) zusammen.
Die Einteilung der Produkte erfolgte in drei Kategorien: Klassische Tarife mit beitragsorientierter Leistungszusage, fondsgebundene Tarife mit beitragsorientierter Leistungszusage (BoLz), fondsgebundene Tarife mit Beitragszusage mit Mindestleistung (BzMl).
Renditevergleich: Bisex- versus Unisex-Tarife
Berechnungen des IVFP auf Basis von Garantieleistungen klassischer Tarife haben ergeben, dass durch die Umstellung auf Unisex-Tarife die Renten von Männern durchschnittlich um rund sechs Prozent sinken, während sich die der Frauen um rund drei Prozent erhöhen. So wurden beispielsweise monatliche Renten für Männer von 319,93 Euro und Frauen von 290,02 Euro im Zuge der Einführung der Unisex-Tarife auf jeweils 300 Euro angepasst.
Im Durchschnitt kalkulieren die Versicherer – nach Berechnungen des IVFP – gegenwärtig mit einer Mann-Frau-Verteilung von 33:67, auch bei der betrieblichen Altersversorgung. Aktuell liegt die echte Verteilung laut IVFP bei 54:46 (Mann/Frau).
„Unisex macht erforderlich, dass die Tarifkalkulation analog zur Verteilung des Kundenpotenzials erfolgen muss“, so Hauer. „Daher ist es unabdingbar, dass Versicherer in der Tarifkalkulation zwischen privaten Rentenversicherungen und bAV unterscheiden. Tun sie das, dann liegt genau hier die Chance für die bAV, nämlich bessere Rentenleistungen anzubieten.“
Verbesserte Leistung durch passende Kalkulation
Laut IVFP beweisen einige Versicherer, dass das möglich ist. Sie konnten sich im Rahmen der Umstellung auf Unisex-Tarife demnach besser positionieren: Dies sind etwa Continentale, HDI sowie Stuttgarter.
Grund für diese Verbesserung sei, dass die Versicherer die Verteilung zugunsten des Mannes optimiert hätten. Insgesamt sei dies bei 15 Prozent der untersuchten Tarife der Fall, so das IVFP. Die maximale Kalkulation beträgt dabei demnach sogar 58:42 (Mann/Frau).
Zu den führenden Anbietern in diesem Jahr zählen laut IVFP in der Kategorie „klassisch“ Europa, Allianz, Debeka, Hannoversche und HUK-Coburg. Im Bereich fondsgebundener Tarife mit bei-ragsorientierter Leistungszusage belegen demnach Allianz, Alte Leipziger, Hannoversche und Stuttgarter die vorderen Plätze. Neben Allianz, Stuttgarter und Hannoversche überzeugt Provinzial Nord West das IVFP bei den BzMl-Tarifen. (jb)
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