Ob die Niedrigzinsphase an den Kapitalmärkten auch die Nachfrage nach betrieblichen Vorsorgeleistungen schmälert, bleibt abzuwarten – in jedem Fall registrieren die Betriebe die Entwicklung.
Danach gefragt, welche Anliegen sie an ihren bAV-Dienstleister haben, nannten die Befragten in der F.A.Z.-Studie am häufigsten das Kriterium „höhere Renditen der Vorsorgeprodukte, um die bAV für Mitarbeiter noch lukrativer zu machen“.
Mit einem Anteil von zehn Prozent wird dieser Kritikpunkt zwar immer noch eher selten geäußert. Doch „offensichtlich stellen die bAV-Experten immer wieder fest, dass Investments der Mitarbeiter in die Entgeltumwandlung an der mangelnden Lukrativität der Vorsorgeprodukte scheitern“, urteilen die Analysten.
Die Presseschlagzeilen, die von einem regelrechten „Anlagenotstand“ in der bAV künden, werden von der Branche unterschiedlich eingeschätzt. So hält DGbAV-Vorstand Kesting die Berichterstattung für „teilweise stark übertrieben“.
Er betont, dass die bAV für Arbeitnehmer und deren finanzielle Alterssicherung unabdingbar und ein sehr effektives Vorsorgesystem sei. Wer diese Tatsache fundiert vermitteln könne, werde weiterhin gute Abschlüsse mit der bAV machen.
Auch beim Kölner Versicherer Gothaer gibt man sich angesichts der herausfordernden volkswirtschaftlichen Großwetterlage optimistisch: „Natürlich können sich auch die Versorgungsträger in der bAV nicht dem aktuellen Kapitalmarktszenario entziehen. Die Lebensversicherungsbranche hat sich jedoch in der aktuellen Situation als sehr verlässlich und widerstandsfähig erwiesen“, sagt Bianca Hövelmann, Abteilungsleiterin Produktmanagement bAV.
So hätten Analysen durch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin gezeigt, dass die Verlässlichkeit der Anbieter auch langfristig gegeben sei. „Die bAV über die versicherungsförmigen Durchführungswege Direktversicherung, Pensionskasse, kongruent rückgedeckte Unterstützungskassen und Direktzusagen ist sicher“, betont Hövelmann.
Herausforderung betrifft alle
Beim Anbieter Zurich denkt man bereits weiter: „Das althergebrachte Modell der Lebensversicherung mit Garantieverzinsung stößt an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit genauso wie die interne Finanzierung einiger bAV-Zusagen über die Bilanz des Arbeitgebers. Hier gilt es Alternativen zu finden, wie zum Beispiel fondsgebundene Lösungen mit modernen Garantiemechanismen, die im Bereich der Entgeltumwandlung schon eine sehr hohe Verbreitung haben“, sagt Dr. Marco Sebastian Arteaga, Vorstand für das bAV-Ressort bei der Zurich Versicherung.
Einen Reputationsschaden für die bAV aufgrund des Niedrigzinsumfelds sieht Arteaga nicht, „da die Herausforderungen den gesamten Finanzmarkt treffen und nicht auf die bAV beschränkt sind.“ Insgesamt gehe man bei Zurich davon aus, dass die zunehmende demografische Verschärfung des Wettbewerbs um Mitarbeiterbindung und Gewinnung von Fachkräften sogar zu einem Imagegewinn für die bAV führen werde.
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