„Ein Staatsfonds wäre politisches Hasardeurtum“

Immer wieder ist zu hören, dass Mitarbeiter insbesondere in mittelständischen Firmen über keine bAV verfügen. Wer ist in erster Linie gefordert, diese Situation zu verbessern: Der Gesetzgeber, die bAV-Anbieter oder die Unternehmen selbst?

Es ist leichter, einer tausendmal gehörten Selbsttäuschung zu glauben, als einer selten gehörten Wahrheit. So ist es mit dieser pauschalen Diagnose. Das Gefälle von den großen zu den kleinen Einheiten existiert nur in der seit vielen Jahrzehnten durch Arbeitgeber finanzierten bAV. Aber auch in den großen, traditionell die bAV als Sozialleistung praktizierenden Unternehmen reicht die Höhe der Zusagen nicht aus, um heutige Versorgungslücken zu decken. Dazu braucht es auch dort die Eigenfinanzierung durch den Arbeitnehmer.

Und das ist der Punkt: Hinsichtlich der Eigenvorsorge via Entgeltumwandlung ist die Verbreitung bei den Großen faktisch genauso unzureichend wie bei den Kleinen! Will man also die Verbreitung der Eigenvorsorge im Unternehmen stärken, so macht es absolut keinen Sinn, zwischen Großunternehmen einerseits sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) andererseits zu unterscheiden. Hier braucht es Anstrengungen, die Verbreitung in der erforderlichen Höhe über alle Unternehmensgrößen hinweg zu stärken.

Welche Erwartung haben Sie diesbezüglich an die nächste Bundesregierung?

Ich habe ja anlässlich unserer 75. Jahrestagung vorgeschlagen, dass die nächste Bundesregierung als eine ihrer ersten Amtshandlungen alle Akteure der bAV zu diesem Thema an einen Tisch holt. Dann muss entschieden werden, wer – vor allem Gesetzgeber, Tarifparteien und Unternehmen – welche Rolle wahrnehmen kann – in einem abgestimmten und begleitend evaluierten Prozess.

Meines Erachtens sollte man hier stärker die immer tiefer zu werden drohende Sektoralisierung der bAV zwischen unterschiedlichen Branchen in den Fokus nehmen. Es geht darum, von den Branchen zu lernen, die hier schon sehr weit sind. Dort ist die „Best Practice“ leicht erkennbar – von jedem Werkstor bis zum beliebigen Vorstandsbüro.

Interview: Lorenz Klein

Foto: MetallRente

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