bAV: „Potenziale im Breitengeschäft heben“

Wie geht es weiter mit der betrieblichen Altersversorgung (bAV)? Auf dem bAV-Expertenforum 2015 der HDI Lebensversicherung am Donnerstag in Köln suchte die Branche nach Antworten. Die einhellige Botschaft von Experten und Vermittlern: „Die bAV lohnt sich für alle!“. Ob sie auch beherrschbar für alle bleibt, erscheint angesichts der aktuellen politischen Planspiele weitaus weniger gewiss.

Der Moderator der Podiumsdiskussion Detlef Pohl (rechts) im Gespräch mit den Gastrednern (v.l.n.r.): Professor Dr. Thomas Dommermuth, IVFP; Professor Dr. Jutta Rump, Institut für Beschäftigung und Employability der Hochschule Ludwigshafen; Jochen Bürstinghaus, Oberfinanzdirektion NRW; Fabian von Löbbecke, Talanx und HDI.

„Das menschliche Erbgut ist vor einigen Jahren entschlüsselt worden, die bAV ist weit entfernt von einer Entschlüsselung“ – manchmal hilft nur Galgenhumor, um eine Situation erträglicher erscheinen zu lassen. Gastredner Professor Dr. Thomas Dommermuth, Steuerberater und Vorsitzender des Beirats im Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), weiß um die Sorgen der rund 150 anwesenden bAV-Vermittler, die sich tagtäglich durch das Vorschriftendickicht in der betrieblichen Altersversorgung wühlen.

Dommermuth: bAV fast immer vorteilhaft

Zugleich lässt Dommermuth keinen Zweifel daran, dass sich der Beratungsaufwand am Ende für die Kunden auszahlt: Nach seinen Berechnungen ist die bAV trotz nachgelagerter Besteuerung sowie der Pflicht, Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge in der Rentenphase zu entrichten, fast immer vorteilhaft im Vergleich zu einem Produkt aus der dritten Schicht, wie etwa private Lebens- und Rentenversicherungen. Kommen Zuschüsse des Arbeitgebers oder Sonderkonditionen im Falle von Kollektiv-Verträgen hinzu, so gelte dies allemal, rechnete Dommermuth vor.

Warnung vor dem Riester-Schicksal

Dass Berechnungen allein – so überzeugend, sie auf dem Papier auch wirken – nicht ausreichen, um die schleppende Marktdurchdringung in der bAV insbesondere in kleinen und mittelständnischen Unternehmen (KMUs), weiß Dommermuth natürlich. Er sieht die bAV gegenwärtig in einer „Umbruch-Situation“ und warnte davor, dass die bAV – ähnlich wie die Riester-Rente – „zerredet“ werde. Mittlerweile gebe es bei Riester-Rentenversicherungen mehr Kündigungen als Neuabschlüsse, konstatierte der IVFP-Experte, eine solche Entwicklung „hätte die bAV nicht verdient“.

Deutsche schöpfen Potenzial nicht aus

Zuvor rief Gastgeber Fabian von Löbbecke den Zuhörern in der Kölner Marienburg in Erinnerung, dass die Deutschen im Durchschnitt nur einen Bruchteil ihre Brutto-Lohnes in eine Betriebsrentenanwartschaft umwandeln – von den jährlich 2.856 Euro, die steuerfrei umgewandelt werden können, sind es bislang nur 658 Euro (siehe Grafik).

„Potenziale im Breitengeschäft heben“ – dieses Motto stand beim Vortrag von Fabian von Löbbecke im Vordergrund. Während die Politik in erster Linie auf eine vertikale bAV-Verbreitung – das heißt auf eine hohe Durchdringungsquote – setze, sollte die Branche vor allem eine Erhöhung des Beitragsvolumens anstreben, so von Löbbecke.

 

Seite zwei: Warnung vor einem „tariflichen Zwangssystem“

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