BCA-Vorstandschef Rolf Schünemann über die Folgen von Regulierung und Digitalisierung für Vermittler, hohe Investitionskosten im IT-Bereich und die Konsolidierung der Pool-Branche.
Wie ist das Geschäftsjahr 2019 für die BCA verlaufen?
Schünemann: Wir sind sehr zufrieden mit dem letzten Geschäftsjahr. So konnten wir sowohl für den Investment- als auch Versicherungsbereich gute Wachstumssteigerungen verzeichnen. Dank des hervorragenden Netto-Zuwachses im Anlagebereich lagen etwa die verwalteten Assets under Administration Ende 2019 auf Rekordniveau. Demzufolge verlief auch der Gesamtumsatz für das letzte Jahr planmäßig positiv, indem wir gegenüber 2018 ein anständiges Plus erwirtschaften konnten. Darüber hinaus freuen wir uns sehr, dass unsere letztjährig gestarteten Maßnahmen, zum Beispiel die Einführung der BCA-Deckungskonzepte, der Ausbau der digitalen Vermittlungs- und Beratungsangebote oder auch die Stärkung der Außendienstpräsenz, sehr gut von unseren BCA-Maklerpartnern angenommen wurden.
Regulierung und Digitalisierung setzen weiterhin vielen Maklern zu. Wie bewerten Sie den Verlauf des Jahres 2019 für den Vermittlermarkt?
Schünemann: Ob Finanzanlagenvermittlerverordnung (FinVermV), Bafin-Aufsicht für Gewerbetreibende mit Zulassung nach Paragraf 34f Gewerbeordnung oder die angestrebte gesetzliche Einführung eines Provisionsdeckels bei Lebensversicherungen: Das Jahr 2019 war zuallererst geprägt von hitzigen Debatten rundum unterschiedliche regulatorische Themen. Demgegenüber werden in diesem Jahr definitiv rechtliche Verordnungen folgen. So tritt beispielsweise die neue FinVermV ab August unumstößlich in Kraft und wird entscheidenden Einfluss auf die bestehenden Geschäftsmodelle der Vermittler nehmen. Prinzipiell lässt sich festhalten, dass es zunehmend zur Hauptaufgabe eines Maklers wird, Beratungsvorgaben unter dem Einfluss von Regulierung und Digitalisierung rechtssicher und zugleich prozessoptimiert zu erbringen, um schlussendlich wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Digitalisierung verändert bereits heute mit einer unglaublichen Geschwindigkeit Arbeitsalltag sowie Geschäftsmodell der meisten Teilnehmer in der Versicherungs- und Finanzwelt. Dieser Trend wird mit all seinen Facetten die unternehmerische Ausrichtung als auch den Erfolg eines Maklerunternehmens in den kommenden Jahren wesentlich bestimmen. Gerade im digitalen Wandel muss ein Pool alles in Sachen Technik, Infrastruktur, fachlichem Support und Kommunikationshilfen anbieten, was notwendig ist, damit ein Makler langfristig erfolgreich sein kann. Aus diesem Grund bauen wir seit einiger Zeit unseren digitalen Service deutlich aus. Bereits aus Kostengründen werden Makler dabei verstärkt nach ganzheitlichen Komplettlösungen aus einer Hand suchen, anstatt auf mehrere Poolanbindungen zu setzen. Folglich wird der Stellenwert finanz- und innovationsstarker Full-Service-Dienstleister zunehmen.
Weil das Geschäft im Bereich Leben und Altersvorsorge nicht mehr gut läuft, flüchten viele Makler in den Bereich Sachversicherung. Ist das ein sinnvoller Schritt?
Schünemann: Von unserer Seite aus können wir nicht bestätigen, dass die Sparten Leben und Altersvorsorge stagnieren. So registrierten wir 2019 sowohl bei Produkten zur Arbeitskraftabsicherung als auch bei betrieblichen Altersvorsorgelösungen eine sehr hohe Nachfrage. Und diese Tendenz setzt sich bisher im laufenden Jahr fort. Abseits dieser Geschäftsentwicklung stellen wir jedoch fest, dass sich Makler verstärkt mit Versicherungsprodukten auseinandersetzen, die eine laufende Courtage vorsehen. Demzufolge wird das Sachgeschäft mehr denn je ein weiterer wichtiger Geschäftsbereich für Makler – und das nicht nur, weil es Maklern konstante Erträge ermöglicht.
Seite zwei: „Manche Verschmelzungen waren mehr, manche weniger erfolgreich“