Nachdem die Bundesregierung das Steuerprivileg für Lebensversicherungen gekippt hat, brachen der Umsatz und damit die Provisionen der Vermittler ein. Eine Studie des Maklerpools BCA, Bad Homburg, ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten Umsatzrückgänge von 50 Prozent und mehr verkraften mussten. Bei knapp einem Drittel waren es sogar fast 100 Prozent ? das heißt, Lebensversicherungen haben keinen Umsatz gebracht.
Besonders aussagekräftig werden die Zahlen, wenn sie mit den Ergebnissen der Studie von Mitte letztem Jahr verglichen werden. Damals hatte lediglich ein Viertel aller Befragten befürchtet, die Hälfte des Umsatzes im LV-Bereich zu verlieren, einen Totalausfall hatte niemand erwartet. Die aktuelle Entwicklung schlägt sich unmittelbar auf den Anteil durch, den Provisionseinnahmen aus Lebensversicherung am Gesamtumsatz eines Vermittlers haben.
Lag vor einem Jahr dieser Anteil für ein Viertel der Befragten bei 30 bis 50 Prozent, für ein weiteres Viertel bei 15 bis 30 Prozent und für ein weiteres Viertel bei weniger als 15 Prozent, so antworten jetzt über 60 Prozent der Befragten, dass Provisionen aus Lebensversicherungen weniger als 15 Prozent ihres Gesamteinkommens ausmachen.
Nur für neun Prozent der Vermittler haben diese Provisionen noch einen Anteil von 30 bis 50 Prozent an den Gesamteinnahmen. Um den Umsatzrückgängen entgegen zu wirken, haben die meisten befragten Vermittler in den ersten drei Monaten dieses Jahres verstärkt Produkte für die betriebliche Altersvorsorge (43,3 Prozent der Befragten) und offene Investmentfonds (63,7 Prozent der Befragten) vertrieben.
Die Riester- und Rürup-Rente dagegen dienten nur jeweils rund 20 Prozent der Vermittler als Gegenmittel. Nun drohen ebenfalls Umsatzeinbußen beim Vertrieb der geschlossenen Fonds, da die Verluste aus Beteiligungen nicht mehr in der bisher gewohnten Form den Anlegern zugewiesen werden können (cash-online berichtete).
Immerhin 30 Prozent der Befragten hatten angegeben, Beteiligungen im ersten Quartal 2005 aktiv vertrieben zu haben, gar 35 Prozent der Umfrageteilnehmer waren überzeugt, dass diese Produkte langfristiges Wachstumspotenzial haben. „Wegen des massiven Vorziehens von Geschäft in das Jahr 2004 sollte man aus diesen Zahlen sicherlich keine übereilten Schlussfolgerungen ableiten?, mahnt BCA-Vorstand Ferdinand Haas zur Vorsicht. ?Wenn sich aber das Ausmaß des Provisionseinbruches nur annähernd bestätigen sollte, dann wird das dramatische Folgen für Produktanbieter und Vermittler haben. Viele Vermittler wären kaum in der Lage, den sich abzeichnenden gleichzeitigen Umsatzeinbruch bei Lebensversicherungen und geschlossenen Fonds durch eine Ausweitung des Investmentgeschäftes zu kompensieren.?
Genau dort, in der Vermittlung offener Investmentfonds sehen freie Finanzdienstleister das meiste Potenzial für Umsatzwachstum; fast 65 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht. Keinen klaren Trend gibt es im Hinblick auf vordiskontierte Sparpläne, die 45 Prozent der Befragten für interessant halten; 39 Prozent finden sie uninteressant, 16 Prozent haben keine Meinung dazu und nur ein gutes Viertel der Befragten glaubt, dass vordiskontierte Sparpläne ein langfristiges Umsatzpotenzial haben.
Laut Studie fühlen sich viele Vermittler immer noch nicht optimal von den Produktanbietern über die seit Anfang 2005 geltenden Neuerungen, wie zum Beispiel das Alterseinkünftegesetz informiert. Zwar beurteilen mittlerweile knapp 36 Prozent der Befragten die Informationspolitik als gut, aber genauso viele halten sie für mittelmäßig, 20 Prozent sogar für unzureichend.