Des Weiteren manifestiert das BGE das Mindesteinkommen für bezahlte Arbeit. Unterhalb dieses Einkommens zuzüglich eines Zuschlags für das „Grenzleid der Arbeit“ werden nur die wenigsten bereit sein eine Tätigkeit aufzunehmen und auf das BGE zu verzichten (von den Anreizen für die Schwarzarbeit abgesehen). BGE und der Mindestlohn sind damit eng verknüpft. Wird das BGE angehoben, muss auch der Mindestlohn steigen und umgekehrt. Eine geradezu fatale Anreizstruktur wenn es darum geht, Menschen mit schlechteren Job-Chancen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Der Eintritt in den Arbeitsmarkt wäre aber gerade die Grundbedingung durch „Training on the Job“ in höhere Lohnsegmente aufzusteigen. In einer Zeit, in der der Konkurrenzkampf gegen die Maschine vor allem mit Bildung gewonnen werden kann, setzt das BGE einen nicht zu überwindenden Anreiz, Weiterbildung durch Arbeit zu unterlassen. Die Schwächeren am Arbeitsmarkt stehen vor dem nichtauflösbaren Dilemma, sich – egal wie sie sich entscheiden – nur irrational verhalten zu können: Irrational, wenn sie arbeiten und auf das BGE verzichten, irrational, wenn sie nicht arbeiten und auf Aufstiegschancen verzichten. Unter wirtschaftsethischer Perspektive liegt dieses Dilemma in einem falsch gesetzten Ordnungsrahmen.
Zum Anreizproblem tritt das demokratietheoretische Problem
Zum anreiz- und wirtschaftsethischen Problem tritt das demokratietheoretische Problem: Wie souverän ist der Souverän (also Sie und ich), wenn er von den Staatsorganen, denen er die Macht per Stimme überträgt, alimentiert wird?
Der Wählerkauf wäre durch das BGE äußerst einfach zu implementieren, da der Kreis der Anspruchsberechtigten das gesamte Wählerklientel umfasst. Steigendes BGE, steigender Mindestlohn, sinkende Wettbewerbsfähigkeit bei sinkendem Ausbildungsniveau und insgesamt steigender Umverteilung zu Lasten der Wähler, die in der Minderheit sind oder noch nicht wählen können, da zu jung oder noch ungeboren, aber voll verantwortlich für die aufgehäuften Schulden – eine Spirale, die sich nach unten dreht und den Anforderungen des 2. Maschinenzeitalters geradezu entgegenläuft.
Seite drei: Das bedingungsloses Grundeinkommen neu denken