Aktuell haben wir einen sehr guten Lauf mit dem Ökoworld Rock ’n’ Roll Fonds, dem ersten Elternfonds der Welt. Die Generation „Fridays For Future“ und deren Eltern- und Großelterngeneration, die „Parents For Future“, sind die Zielgruppe und wir verkaufen diesen Fonds sehr erfolgreich genauso wie auch bundesweit viele Sparkassen und andere Banken.
Gegenwärtig scheinen beinahe alle Investmenthäuser das Thema ESG für sich zu entdecken und bauen eiligst ihre Fondsprodukte in Richtung Nachhaltigkeit um. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Platow: Das ist fast alles Quatsch und wenig nachvollziehbar. Nicht zuletzt, weil wir den Begriff „nachhaltig“ jetzt langsam, aber sicher streichen müssen. Wir nutzen ihn bereits nicht mehr oder nur noch extrem zurückgenommen, sondern betonen das Ethisch-Ökologische, um uns gegenüber dem Wettbewerb trennscharf abzugrenzen.
Denn ganz gleich, mit welchen Kriterien die Fonds versehen werden, wenn es keine materiellen Sanktionen gibt, sind diese unkontrollierbar beziehungsweise sie werden gar nicht richtig bewertet. Denn vieles ist von rein wirtschaftlichen Interessen aus den Marketingabteilungen heraus getrieben.
Und die Kollegen im Fondsmanagement dieser Häuser verstehen gar nicht, warum sie jetzt auf einmal ESG-konform anlegen sollen, da dahinter keine eigene Philosophie, eine glaubwürdige eigene Sicht auf die Welt steckt.
Mozer: Ich würde es sogar etwas verbindlicher formulieren. Dass sich Gesellschaften überhaupt mit dem Thema ethisch-ökologischer Geldanlage auseinandersetzen, ist durchaus wichtig. Die Frage ist aber, was und in welcher Konsequenz und Transparenz letztlich daraus erwächst. Und da sehe ich es wie Alfred Platow.
Am Ende kommt ein ziemlich großes Blendwerk heraus. Das liegt daran, dass konventionelle Fondsgesellschaften ein originär anderes Geschäftsinteresse
haben. Es geht nicht darum, inhaltlich zu überzeugen und dem Anleger ein konsequent nachhaltiges Produkt zu bieten, sondern lediglich darum, die Produktpalette um ein Produkt zu erweitern, das ein Kundenbedürfnis befriedigt.
Was dann inhaltlich und produktseitig tatsächlich recherchiert, geprüft und investiert wird, ist letztendlich vollkommen zweitrangig. Ich glaube, das ist auch das, was die Anleger als Differenzierung zu uns wahrnehmen. Wir sind mit unserem ethisch-ökologischen Ansatz seit vielen Jahren sehr authentisch und absolut glaubwürdig unterwegs.
Das ist es, was am Ende für den Anleger zählt. Vertrauen ist das Zauberwort. Die aktuellen Bestrebungen der EU, das Thema Nachhaltigkeit in die Beratungsprozesse einzubauen, zeigen eindeutig, wohin die Reise gehen muss – auch wenn wir, was die Umsetzung der EU anbelangt, durchaus Bedenken haben, dass auch hier eine Mogelpackung entstehen könnte.
Platow: Ergänzend dazu noch, es gehört zu unserer Geschäftspolitik, dass wir uns nicht kaufen lassen und nicht in irgendeiner Form erpressen lassen. Das passt nicht dazu. Denn wenn wir in die Abhängigkeit geraten, dann sind wir ganz schnell auch eine Etage höher abhängig, und dann geht auch der Spaß verloren. Wir sind aber frei, da wir völlig banken- und konzernunabhängig sind.
Mozer: Diese Unabhängigkeit ist ein extrem wichtiger Punkt und eine deutliche Nachricht in Richtung unserer Anleger. Ich beziehe mich neben den von Alfred Platow erwähnten Punkten auch auf das Portfolio-Management. Wenn wir hier Entscheidungen über den Kauf oder den Verkauf eines Unternehmens treffen, dann gibt es auf keiner Ebene eine irgendwie geartete – und uns beeinflussende – Abhängigkeit zu anderen Geschäftsbereichen der Ökoworld.
Jede Entscheidung fällt ausschließlich im Sinne unserer Anleger.