Diese übernehmen gern sowohl die Aus- als auch die Fortbildung und sind dann die alleinige fachliche Informationsquelle. Diese Abhängigkeit steht einem Berater, der sich als unternehmerisch Handelnder sieht, eigentlich diametral gegenüber.
Beraterkultur mutiert zu Marketinggag
Das Selbstbild als selbstständig handelnder Finanzdienstleister trügt, in Wahrheit ist der Produktgeber häufig Arbeitgeber und auch psychologische Stütze. Der Begriff des „Partners“ wird allseits bemüht und überstrapaziert; und so wählen etliche Vertriebspartner Produkte nach der persönlichen Beziehung zum Produktpartner aus.
Der Finanzdienstleister lebt allzu oft in einer von ihm noch nicht einmal so empfundenen Schein-Selbstständigkeit. So kann sich in der Finanzbranche keine Beraterkultur entwickeln, die diese Bezeichnung verdient hätte. Der Begriff „Beratung“ mutierte, auch bei den Banken, branchenweit zum Marketinggag.
Plädoyer für Selbstständigkeit
Man kann über die Auswüchse der Regulierung in den letzten Jahren trefflich streiten. Im Kern hat der Gesetzgeber aber die vorgenannten Dinge erkannt und der Weg der Qualifikationsverpflichtung für den Finanzdienstleister ist unumkehrbar.
Allein schon diese regulatorischen Anforderungen zwingen ihn dazu, seine soziale Kompetenz um eine deutlich erhöhte analytische Sachkompetenz zu ergänzen. Dies sind die Leitplanken für eine bessere Ausübung des Berufes als Finanzdienstleister.
Ganz klar: Wer sich dem Produktgeber oder einer Vertriebsgesellschaft nicht kritisch gegenüber aufstellen kann, hat in dieser Branche keine Zukunft. Produktgeber sind weitaus abhängiger vom Vermittler, als das bisherige asymmetrische Verhältnis es glauben lässt. Diese Perspektive müsste den freien Finanzdienstleistern doch genügend Selbstbewusstsein geben, um sich aus der Abhängigkeit von Produktgebern zu lösen.
Seite vier: Berater müssen fordernder werden
