Ende letzten Jahres ließen viele Anleger sicherlich die Sektkorken knallen. Und das nicht nur, um den Jahresübergang zu feiern. Ein weiterer Grund war vermutlich die Entwicklung an den Börsen. Denn allein beim deutschen Leitindex Dax ging es sage und schreibe 20,3 Prozent nach oben – das zweitbeste Ergebnis der letzten zehn Jahre. Andere international wichtige Indizes wie der Dow Jones oder Nikkei erklommen mit einem Plus von 13,7 beziehungsweise 28 Prozent neue Spitzenwerte. Eine erstaunliche Entwicklung angesichts massiver Zinssteigerungen der Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation.
Überhaupt war die Entwicklung an den Kapitalmärkten im vergangenen Jahr gut geeignet, um Altersvorsorge und Vermögensaufbau zu betreiben. Umso mehr erstaunt das Ergebnis des Deutschland-Trends des Deutschen Instituts für Altersvorsorge mit dem repräsentativ und regelmäßig das Vertrauen der Deutschen in die unterschiedlichen Säulen der Altersvorsorge erfragt werden. Auf einer Skala von 0 (schlechtester Wert) bis 10 (bester Wert) kommt die gesetzliche Rente in der jüngsten Befragung mit 5,4 auf den höchsten Wert und verbessert sich gegenüber der Vorjahresbefragung sogar noch ein wenig (Ende 2022: 5,2). Die private Vorsorge und die betriebliche Altersversorgung haben mit 4,5 einen etwas niedrigeren Wert, blieben beim Vertrauen der Befragten allerdings auf dem Vorjahreswert. „Stabiles Vertrauen bedeutet allerdings keineswegs Sicherheit. Knapp drei Viertel der Befragten gehen nämlich davon aus, dass sie im Rentenalter ihren Lebensstandard werden senken müssen“, führt Klaus Morgenstern, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), ein weiteres Ergebnis der Umfrage an. Nur 22 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Lebensstandard aus. Weitere sieben Prozent rechnen mit einem höheren Standard im Alter. Angesichts der möglichen Einschränkungen würde man vermuten, dass dies ein entsprechendes Handeln für mehr Altersvorsorge auslöst. Doch das ist mitnichten der Fall. Denn ein Drittel will keine Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ergreifen. Ein weiteres Drittel, das ebenfalls heute schon weiß, dass im Alter das Geld nicht reichen wird, plant indes in den kommenden zwölf Monaten keine weitere Vorsorge.
Um die Bereitschaft der Menschen zu erhöhen, etwas für die Altersvorsorge zu tun, hängt von vielen Faktoren ab. Volker Fehrenbach, Hauptbevollmächtigter bei Mediolanum International Life, sagt: „Es ist auf jeden Fall eine Generationenfrage. Wenn ich mit jüngeren Menschen spreche, dann höre ich meistens: „Wir bekommen ohnehin keine gesetzliche Rente mehr. Weshalb soll ich dann selbst noch etwas machen? Das ist ein sehr fatalistischer Ansatz, aber durchaus Realität. Menschen, die älter sind und auch eine Familie haben, sehen es anders. Sie sind eher bereit und sagen: „Ich will vorsorgen, damit meine Kinder nachher nicht belastet sind mit mir“. Dass es eine Frage der eigenen Lebenswirklichkeit ist, ob und wie viel man für den Erhalt des Lebensstandards im Alter tut, erkennt auch Marcus Langer, Bereichsleiter Versicherer-, Vermittler- und Bankenvertrieb bei Ökoworld, an und sieht besonders bei jüngeren Menschen Aufklärungsbedarf: „Viele Singlehaushalte leben allerdings noch eher im Hier und Jetzt, werden aber vielleicht erst dann aufwachen, wenn es zu spät ist. Denn je später man anfängt für die Zukunft vorzusorgen, desto höher wird der Preis, den man dafür zahlen muss. Das heißt, wir brauchen eigentlich Berater, die das den Menschen gut erklären, dass es gut ist, möglichst früh einzusteigen, um eben die monatliche Sparrate gering zu halten.“
Wenn die Beratung schlussendlich dazu geführt hat, die Kunden vom Handeln zu überzeugen, wartet oft eine neue Hürde. Denn die Altersvorsorge soll möglichst sicher sein, sodass das Thema Garantien bei den Deutschen einen entsprechend großen Stellenwert genießt. „Wir haben nur fondsgebundene Produkte, die keine ausgesprochene Garantie beinhalten, da wir die Attraktivität für Anleger nicht erkennen können“, erklärt Fehrenbach und ergänzt: „Alle Versuche, eine Garantie so einzubauen, dass sie Anlegern auch einen Mehrwert bietet, sind bislang mehr oder weniger gescheitert.“ Es gehe darum Altersvorsorge zu betreiben, die entsprechend langfristig angelegt sein sollte. Daher brauche es keine Garantien. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen der Fokusgruppe private Altersvorsorge, die Vorschläge zur Reform der privaten Vorsorge erarbeitet hat. Danach sind Garantien nur noch in bestimmten Fällen vorgesehen beziehungsweise in sehr begrenztem Umfang. Insbesondere bei jungen Menschen sollte das Thema keine große Bedeutung haben. „Wir sehen natürlich, dass gerade bei den Jugendlichen eine gewisse Risikoaffinität da ist, die auch nicht mehr so einen großen Wert auf Garantien legen“, so Langer. Ob sich allerdings das für Deutsche so wichtige Thema Sicherheit auch in Zukunft gänzlich ohne Garantien darstellen lassen wird, ist fraglich. Möglicherweise benötigt man smarte Lösungen, die zwar ein gewisses Garantieniveau ermöglichen, die aber darüber hinaus nicht zulasten der Renditechance gehen.
Oder aber, man investiert in Sektoren, die aufgrund ihrer Unentbehrlichkeit ohnehin größte Chancen und wenig Risiken aufweisen. „Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien ist im Sachwertbereich ein Asset, mit dem Anleger ihr Portfolio stabilisieren können. Strom wird immer und überall gebraucht und unterliegt daher im Prinzip keinen konjunkturellen Schwankungen. Wenn das Investment in grünen Strom aus Deutschland erfolgt, hat dies den zusätzlichen Charme, dass Anleger von heimischer, autarker Energieversorgung profitieren und zugleich die dringend erforderliche Transformation des Energiemarkts stärken“ sagt Jörg Busboom, Geschäftsführer bei Ökorenta.
Welche weiteren Aspekte bei den Themen Altersvorsorge und Investment wichtig sind, können Sie bei den anderen Artikeln des EXTRA Altersvorsorge & Investment hier nachlesen.