Die Aktienmärkte in den USA befinden sich seit Monaten in unsicherem Fahrwasser. 2016 wird sich daran grundsätzlich wenig ändern, so Till Christian Budelmann, Leiter des Fondsmanagements der Berenberg Bank (Schweiz). Der Experte erwartet allerdings einen Favoritenwechsel: Die zuletzt vernachlässigten Value-Aktien dürften verlorenes Terrain zurückerobern.
2015 lief es genau umgekehrt. Titel mit niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen und hohen Dividendenrenditen hinkten dem Markt deutlich hinterher. „Überhaupt spiegelt die Entwicklung der großen Indizes die Umwälzungen am US-Aktienmarkt nur unzureichend wider“, erläutert Budelmann, der den Berenberg Systematic Approach – US-Stockpicker-Fund verantwortet.
Nettogewinnwachstum bei US-Firmen weniger dynamisch
„US-Aktien sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 nun auch insgesamt nicht mehr sonderlich preiswert“, ergänzt Budelmann. Nach Einschätzung des Managers müssen die Unternehmen nun ihre Erträge steigern, um den Markt anzuschieben. Die Wallstreet erwarte hier allerdings etwas zu viel. „Die Analysten gingen zu Jahresbeginn davon aus, dass die Gewinne der S&P-Unternehmen 2016 um sieben bis acht Prozent klettern.“ Budelmann rechnet nach wie vor konservativer und geht von Ertragszuwächsen zwischen zwei und vier Prozent aus.
Der Druck auf die Gewinne, die auf Quartalsbasis zuletzt rückläufig waren, sollte preisgünstige und wertstabile Aktien stärker in den Fokus der Investoren treten lassen. Budelman hat seinen Berenberg Systematic Approach US-Stockpicker-Fund entsprechend positioniert, hochkapitalisierte Aktien mit Value-Charakter überwiegen. Der Anteil von Finanztiteln wurde angehoben, Gesundheitswerte über die Veräußerung des jahrelangen Outperformers Gilead Sciences abgebaut.
US-Konjunktur bleibt robust
Mit seiner Positionierung stellt sich Budelmann auf das erwartete 2016er-Szenario ein, das gesamtwirtschaftlich betrachtet durchaus optimistisch stimmt: Nach Einschätzung der Berenberg-Volkswirte wird die US-Konjunktur im laufenden Jahr um 2,3 Prozent wachsen und die Arbeitslosenrate auf 4,8 Prozent zurückgehen – den durch fallende Ölpreise ausgelösten Turbulenzen im Energiesektor zum Trotz.
Quelle: Berenberg Bank/tr
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