Der Preisauftrieb bleibt verhalten. Bei stabilen statt sinkenden Ölpreisen wird die Inflation etwas anziehen, in Europa auf knapp einem Prozent. „Wirtschaftliche Risiken sind weniger ausgeprägt als in den Vorjahren, dafür müssen wir intensiv politische Risiken beobachten, einschließlich der Gefahr, dass rechtspopulistische Parteien den Zusammenhalt Europas und damit die Grundlage unseres Wohlstandes gefährden könnten. Zu diesen Risiken gehört das britische EU-Referendum“, sagt Chefvolkswirt Holger Schmieding.
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Obwohl die Eurokrise überwunden ist, steht der Euro-Wechselkurs weiter unter Druck. „Der Eurokurs ist auf dem gegenwärtigen Niveau unterbewertet. Die expansive Geldpolitik der EZB wird auch im Jahr 2016 auf dem Eurokurs lasten. Dennoch sollte der Euro im Jahresverlauf ganz allmählich zu etwas faireren Bewertungen zurückkehren können. Kurzfristig ist aber auch nochmal ein Test der Tiefstände des Jahres 2015 möglich“, sagt Schmieding.
Aktien: Die Hausse ist noch nicht beendet – das Potenzial scheint jedoch begrenzt
Für die Kapitalmärkte ist das Zusammenspiel aus weiterhin niedrigen Zinsen und einer weitgehend stabilen Konjunktur positiv. Das Weltwirtschaftswachstum scheint sich auch für 2016 in stabilen Bahnen zu bewegen. Während die USA und Europa von einer starken Binnenkonjunktur profitieren, gibt es in China erste Anzeichen für eine Stabilisierung.
Dies legt die Basis für ein Wachstum der Unternehmensgewinne von etwa acht Prozent und beschreibt damit das Kurspotenzial an den Märkten. „Bewertungsseitig sind Aktien in Folge der Hausse der vergangenen Jahre mittlerweile als fair bewertet zu betrachten, bleiben im relativen Vergleich zu Anleihen aber unsere bevorzugte Anlageklasse“, sagt Markus Zipperer, Leiter Aktien im Chief Investment Office von Berenberg.
Eurozone aktienseitig erste Wahl
Die regionale Präferenz liegt eindeutig bei Aktien der Eurozone, gefolgt von den USA und den Schwellenländern. „Die wirtschaftliche Erholung im Euroraum hängt aufgrund der Staatsschuldenkrise im globalen Kontext noch immer deutlich hinterher. Dementsprechend groß ist das Aufholpotenzial bei den Unternehmensgewinnen und die Attraktivität in der Bewertung. Der schwache Euro und ein niedriger Ölpreis sorgen dabei für zusätzlichen Rückenwind“, sagt Markus Zipperer.
In den USA scheint der Zyklus im Jahr sieben der wirtschaftlichen Erholung mittlerweile doch schon weit fortgeschritten. Bei einem Arbeitsmarkt nahe Vollbeschäftigung besteht die Gefahr, dass steigende Löhne sich negativ auf die Gewinnmargen der Unternehmen auswirken und damit das Wachstum belasten. Ein Faktor, der durch die Bewertung nicht abgedeckt ist.
Seite drei: Zurückhaltung bei Schwellenländern