EXKLUSIV

Berufsunfähigkeitsversicherung: Megatrend Flexibilität

Swiss Life hat die GFV grundlegend überarbeitet: zwei Haupttarife mit 30 bzw. 45 versicherten Leistungsauslösern erreichten eine möglichst breite Zielgruppe. Beide Tarife könnten ohne Fragen zu psychischen Vorerkrankungen beantragt werden. In beiden Haupttarifen sei eine „Psyche-Option” mitversicherbar, mit einer zusätzlichen Gesundheitsfrage und geringem Mehrbeitrag. Damit seien psychische Erkrankungen pauschal abgesichert, sobald daraus eine volle Erwerbsminderung resultiere. Auch hier gelte der allgemeine Prognosezeitraum von sechs Monaten. „Eine Psychotherapie wird bei der LV 1871 sehr differenziert betrachtet – für uns ist sie ein Hinweis, dass etwas vorliegen könnte, sie stellt aber nicht automatisch einen Malus dar“, erläutert Suttrup. Ein Gesellschaftsarzt und ein erfahrener, fest angestellter Psychologe wägten von Fall zu Fall ab, um schnell im Kundensinne zu entscheiden. BarmeniaGothaer und Zurich arbeiteten beide daran, das Annahmeverhalten entsprechend dem gesellschaftlichen Bedarf stets zu verbessern.

BarmeniaGothaer gestalte die Tarife auf Basis fundierter Datenanalysen und zukunftsorientierter Risikoeinschätzungen, wobei die Rückversicherer die Absicherung langfristiger Trends unterstützten. „Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen, dass nicht jede Arbeitsunfähigkeit automatisch zu einer Berufsunfähigkeit führt“, betont Ann-Kathrin Schneider, Produktmanagerin Biometrie bei der Gothaer Lebensversicherung AG. Daher lege man Wert auf klare Definitionen und transparente Leistungsversprechen, um die Kunden verlässlich abzusichern.

Zurich erweitert das Entscheidungsspektrum für eine höhere Versicherbarkeit über normale Annahme, Ausschlussklauseln und Risikozuschläge. „Trotz dieser Bemühungen müssen wir realistisch anerkennen, dass es auch psychische Erkrankungen gibt, die nicht versicherbar sind oder deren Verlauf zunächst beobachtet werden muss“, räumt Heike Hommel, Chief Underwriting Officer Leben der Zurich Gruppe Deutschland, ein. Grundsätzlich entwickele man Services, die Kunden bei der Rückkehr zum Arbeitsplatz unterstützten. Auch die AU-Absicherung, die optional eingeschlossen werden kann, diene als Präventionsmaßnahme.

Heike Hommel, Zurich: „Es gibt auch psychische Erkrankungen, die nicht versicherbar sind.“ / Foto: Zurich Deutschland

Was sind Kriterien, eine BU zu wählen beziehungsweise eine GFV? Zwei Punkte: die individuellen Bedürfnisse des Kunden (Alter, Sicherheitsbedürfnis, Beruf, Lebenssituation und Gesundheitszustand) sowie sein Budget. Die BU bietet „umfassenden Schutz“ (BarmeniaGothaer), ist „die Königsklasse” (HDI), „die umfassendste und hochwertigste Lösung” (LV 1871), „erste Wahl“ (R+V) und „das A und O in der Einkommensabsicherung” (Zurich). „Dennoch sollte man in Betracht ziehen, dass es unter Umständen sinnvoller ist, eine angemessene Rentenhöhe in einer EU oder GFV abzusichern, anstatt sich mit einer „Minirente“ in einer BU zufriedenzugeben, wenn das Budget eingeschränkt ist“, ergänzt Rüdiger Feilen, Leiter des Teams Biometrie-Produkte, Zurich Gruppe Deutschland.

R+V bietet eine von Stiftung Warentest mit „sehr gut“ ausgezeichnete BU in verschiedenen Preisstufen sowie die GFV für Risikoberufe und spezifische Kundenanforderungen. Laut BarmeniaGothaer sind GFV und EU kostengünstigere Alternativen für bestimmte Zielgruppen. „Entscheidend dabei ist, dass die GFV den Verlust einer Grundfähigkeit absichert. Das kann bedeuten, dass man seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, muss es aber nicht“, differenziert Schneider.

Swiss Life findet eine produktseitig offene Beratung sehr wichtig. Oftmals sichere ein Mix aus BU und GFV-Tätigkeiten optimal ab. Der neue GF-Tarif „Swiss Life Vitalschutz“ rücke die Absicherungskonzepte noch enger zusammen, was Vermittlern die Kundenansprache erleichtere. Hauptzielgruppe seien neben Kraftfahrern, Maurern oder Lagerarbeitern, die sich eine BU oft nicht leisten könnten, auch Profisportler, E-Sportler, Künstler, YouTuber und Influencer, die sich in der Regel nicht über eine BU versichern könnten. Die GFV der Baloise sichert unter andere Mitarbeiter von Bringdiensten, in Industrie und Metallbau, Landwirtschaft, Pflege, Lagerwirtschaft und Berufskraftfahrer ab. Der Zusatzbaustein „Beruf Plus“ sichert den Verlust der Fahrerlaubnis für Triebwagen ab, zum Beispiel bei Lokführern, was einzigartig auf dem Markt sei, betont die Baloise

Beratungskompetenz zählt. Wie wird unterstützt? „Unser Außendienst ist die Visitenkarte von Swiss Life und der Branchenlösungen in den Markt“, sagt Weigelt. Dies gilt wohl für alle: sie bieten dem Vertrieb im engen Austausch mit allen Bereichen fachliche und vertriebliche Schulungen, oft mit Experten und neben der persönlichen Unterstützung auch digitale Tools für das Tagesgeschäft, beispielsweise für Antrag, Risikoprüfung oder Vorsorgebedarf. Ziel ist, eine passgenaue und effektive Kundenansprache zu ermöglichen. Nicht unwichtig: laut aktueller Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey haben 56,9 Prozent der Bundesbürger keine BU und wollen auch keine.

Autorin Silvia Fischer ist Diplom-Betriebswirtin und Journalistin (FJS)

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