Russlandfonds: Beton und Boliden für den Aufschwung

Die Börse in Moskau gehörte Ende 2010 weltweit zu den gefragtesten Handelsplätzen. Dzhaparov leitet mit dem DWS Russia eines der erfolgreichsten Angebote am Fondsmarkt. Rund 600 Millionen Euro haben Investoren aktuell in seinem Portfolio angelegt. Analysten und Investoren sind sich mit ihm einig, dass Russland von der Rolle des Rohstofflagers weg muss und goutieren Entwicklungen in diese Richtung. Der Hersteller von Pepsi Cola zahlt für zwei Drittel des russischen Unternehmens circa 2,8 Milliarden Euro. Damit handelt es sich um die bislang größte Transaktion außerhalb des Energiesektors.

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An den erfreulichen Börsenkursen konnte auch Aktienexperte Dzhaparov teilhaben: „Das gesamte Jahr 2010 war ein erfolgreiches für den russischen Aktienmarkt. Vor allem der Bankensektor und Konsumtitel haben unsere Fondsperformance nach vorne gebracht.“ In der zweiten Jahreshälfte glänzten insbesondere auch wieder Finanzinstitute. Sowohl die 1841 gegründete Sberbank, größtes Institut im Raum Russland und Osteuropa, als auch die ebenfalls in Moskau beheimatete VTB Bank legten zweistellig zu.

Ob Automobilproduktion oder Bauwirtschaft – moderne Hightech-Industrien schauen eigentlich anders aus. Dennoch wäre es ein gewaltiger Schritt nach vorn, wenn die politische Führung überhaupt einen Wirtschaftszweig neben dem Grundstoffabbau auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau hieven könnte, wie Angelika Millendorfer, Russlandexpertin und Leiterin des Emerging-Markets-Fondsmanagements bei Raiffeisen Capital Management, bestätigt: „Bei der Diversifizierung seiner Wirtschaft weg von den Basisindustrien ist Russland noch nicht weit vorangekommen. Die Autoindustrie beispielsweise leidet weiterhin unter mangelnder Konkurrenzfähigkeit. Auch im Technologiebereich gibt es nur wenige gute Unternehmen.“

Denn noch ist das frühere Zentrum der Sowjetunion ein klassisches Rohstoffland. Der Mangel an wettbewerbsfähiger Industrie und die alleinige Konzentration auf Materialexporte führten in der Vergangenheit dazu, dass Russland auf externes Wachstum etwa aus China angewiesen war und in Krisenzeiten die Milliardeneinnahmen für Erdgas und andere Bodenschätze gleich wieder ausgeben musste, um die heimische Ökonomie vor einem Zusammenbruch zu bewahren.

Wirtschaftliche Monokultur bereichern

Die industrielle Monokultur bringt weitere Unannehmlichkeiten. Russlands Börsen erleben ein deutlich heftigeres Auf und Ab als die übrigen drei Vorzeige-Schwellenländer Brasilien, China und Indien. Die Ursache ist klar, keine andere der großen Volkswirtschaften ist derart von den Märkten für Öl und Gas abhängig. Das Gros der Wirtschaft lebt direkt oder indirekt von Förderung und Verkauf der heimischen Rohstoffe. Zurzeit erfreut sich das Land einer großen Nachfrage, weil die Ökonomie in den übrigen großen Schwellenländern, allen voran der chinesische Nachbar, brummt und die russischen Auftragsbücher füllt.

Seite 3: Schlecht gegen globale Krisen gewappnet

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