Ihren bislang institutionellen Kunden vorbehaltenen Russland-Fonds haben die Frankfurter erst Ende 2010 für Privatanleger geöffnet. Russland-Expertin Beer setzt vor allem auf steigende Rohstoffpreise. Das Portfolio setzt sich aus Unternehmen zusammen, die in Russland ansässig sind oder ihre Erträge überwiegend dort erzielen. Außerdem kommen Titel aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion in Frage, aktuell sind zum Beispiel die Ukraine und Kasachstan vertreten.
„Mit großen Rohstoffvorkommen – neben Erdöl und Erdgas vor allem Kohle, Eisenerz, Metalle und Gold – sowie enormen Trinkwasserreservoirs, Wald- und Agrikulturflächen besitzen diese Länder weltweit nachgefragte Exportgüter“, so Beer. Als die zwei bedeutendsten Investmentthemen betrachtet die Fonds-Managerin neben den Commodities den zunehmenden Konsum der Privathaushalte und die bevorstehenden umfangreichen Infrastrukturprojekte in der Region.
In dieser Einschätzung sind sich die Manager von Russlandfonds ohnehin einig. Zu ihren Börsenlieblingen zählen neuerdings Konsumaktien wie etwa die Supermarktkette Magnit oder der Elektrohändler M-Video. Aber auch Rohstoffe versprächen noch lange lukrative Investments, prognostiziert Millendorfer: „Der Ausblick für den Öl- und Gassektor, der lange Zeit ein Underperformer war, hat sich deutlich verbessert. Bei der Frage der zukünftigen Besteuerung des Sektors zeichnet sich langsam mehr Klarheit ab, und die Preise für Öl und Gas steigen. Verglichen mit anderen Regionen sind die Unternehmen günstiger bewertet. Auch der Stahlsektor entwickelt sich sehr positiv, da die integrierten Produzenten von steigenden Kohle- und Eisenerzpreisen profitieren.“
Die politische Situation Russlands ist dagegen nicht einfach. Der Anschlag, den mutmaßlich Rebellen Mitte Februar auf den Moskauer Flughafen Domodedowo verübt haben, hat gezeigt, dass auch Jahre nach dem Ende der offenen Kämpfe in den nach Unabhängigkeit strebenden Kaukasus-Provinzen wie Tschetschenien längst kein Frieden eingekehrt ist. Fatale Attentate, ob auf Metro oder Popkonzerte, erschüttern die russische Hauptstadt in trauriger Regelmäßigkeit.
Angst vor Attentaten und Korruption bleibt
Ökonomische Rückschläge erwartet Osteuropa-Expertin Millendorfer deswegen aber nicht: „Das Problem der Unruhe im Nordkaukasus ist nach wie vor ungelöst, wobei die russische Regierung dort auf Härte setzt. Weitere terroristische Aktivitäten sind nicht auszuschließen, doch gilt das auch für andere Länder. Daher erwarten wir, dass die politische Lage in Russland weiterhin stabil bleiben wird, weil das Tandem Putin und Medwedew trotz aller Kritik aus dem Westen einen starken Rückhalt in der eigenen Bevölkerung hat.“