Betriebliche Altersversorgung: Ein Tropfen auf den heißen Stein

Für die Unternehmen jedenfalls ist die bAV zentrales Wachstumsfeld und strategischer Eckpfeiler. Auch weil viele Arbeitnehmer inzwischen wissen, dass die gesetzliche Rente allein für ein auskömmliches Leben im Alter nicht reicht.

Eine Studie von Deloitte aus dem Spätherbst 2022 zeigt, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Rente vom Chef wegen des Kriegs in der Ukraine, Inflation und unsicherer wirtschaftlicher Perspektiven wichtiger als je zuvor halten. Immerhin 61 Prozent der Befragten befürchten Einbußen bei ihrer Altersversorgung. Laut Deloitte haben sich im vergangenen Jahr immerhin 42 Prozent der Befragten mit der betrieblichen Altersversorgung auseinandergesetzt. Im Zeitraum davor waren es nur 29 Prozent.

Matthias Sattler, Leiter Vertrieb Alte Leipziger Lebensversicherung / Foto: ALH

Bemerkenswert: Inzwischen wird die bAV als häufigste zusätzliche Sparmaßnahme zur gesetzlichen Rentenversicherung genannt. Damit hat sie sich laut Deloitte in den vergangenen drei Jahren gegen das Sparbuch, Immobilien und die Riester-Rente durchgesetzt.

Bestätigt werden die Deloitte Aussagen von Fabian von Löbbecke: „Die Unsicherheiten des Ukraine-Kriegs und die steigende Inflation bedrohen auch die Altersversorgung. Zum einen haben die Bürgerinnen und Bürger durch die steigenden Preise faktisch weniger Geld in der Tasche, zum anderen höhlt der zunehmende Kaufkraftverlust auch die Werthaltigkeit der aufgebauten Altersvorsorge aus. Vielen Menschen ist diese Entwicklung bewusst.“

Eine aktuelle Sommer-Umfrage des Verbandes der Privaten Bausparkassen zeige eine erneute, deutliche Priorisierung des Sparmotivs „Altersvorsorge“ bei deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern, so von Löbbecke. „Der bAV kommt hier eine besondere Stellung zu, da gleich mehrere systemimmanente Renditehebel genutzt werden können, um sicher vorzusorgen: staatliche Förderung, Arbeitgeberzuschüsse, kollektive Sonderkonditionen und langfristige Kapitalmarktorientierung mit hohen Ertragschancen“, argumentiert der HDI-Pensionsmanagement Vorstandsvorsitzende.

Doch was sind die zentralen Argumente für Arbeitgeber, sich für eine bAV zu entscheiden? Abgesehen davon, dass Arbeitnehmer heute einen Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung haben, sei die bAV ein wichtiges Argument, in Zeiten des Fachkräftemangels, sagt Alte Leipziger Mann Sattler. „In erster Linie stellt die Absicherung der eigenen Belegschaft eine Form der Wertschätzung dar, sodass entsprechende Angebote auf einen Imagegewinn der Unternehmen einzahlen. Arbeitgeber können sich mit der bAV auch bei Bewerbern deutlich von anderen Unternehmen abheben und ihre Attraktivität steigern“, bestätigt auch Norbert Porazik, Geschäftsführer des Münchener Maklerpools Fonds Finanz.

Gerade in der jetzigen Zeit, in der im Zuge des Fachkräfte-Engpasses auch der Begriff ‚War for Talents‘ geläufig sei, machten Bausteine wie eine betriebliche Altersvorsorge, betriebliche Krankenversicherung oder betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung einen wirksamen Unterschied. „Sie stellen einen attraktiven Mehrwert dar, den Arbeitgeber ihren Mitarbeitern bieten können“, betont Porazik.
Hinzu kommen aber auch steuerliche Aspekte. „Aufwendungen zur bAV bleiben grundsätzlich sozialabgabenfrei und können entsprechend großzügiger bemessen werden als eine alternative Gehaltserhöhung, die durchschnittlich mit 23 Prozent Lohnnebenkosten inklusive Umlagen belastet ist“, erklärt von Löbbecke. Auch der Wirkungsgrad beim Arbeitnehmenden sei überzeugend, da in der Anwartschaftsphase weder Sozialabgaben noch Steuern entrichtet werden müssen. „Im Ergebnis kann sich der bAV-Beitrag also zu 100 Prozent zugunsten der Altersversorgung entwickeln“, so der Experte.

Die Herausforderung in der bAV-Beratung besteht nach Aussage von Porazik insbesondere darin, dass neben den Versicherungsthemen auch das Arbeitsrecht Anwendung findet. Oftmals seien sich die Arbeitgeber dabei über ihre Verpflichtungen und Möglichkeiten nicht ganz im Klaren. Die Wissenslücken könnten durch umfassende fachliche Beratung der Makler geschlossen werden, so Porazik. Hinzu kommt: Die meisten Unternehmen verbinden mit dem Angebot betrieblicher Vorsorgelösungen einen hohen Organisations- und damit auch Personalaufwand.

„Für Arbeitgeber ist das Argument einer effizienten Verwaltung das entscheidende Vertriebsargument.“

„Insofern besteht die größte vertriebliche Hürde darin, den Arbeitgebern klarzumachen, dass für die Einrichtung einer bAV oder bKV keine großen, eigenen personellen und finanziellen Ressourcen bereitgestellt werden müssen, wenn man entsprechende digitale Tools nutzt“, sekundiert Grabmaier. Neben einer Beratung des Arbeitgebers und seiner Belegschaft durch den Vermittler, sei daher auch die Gewährleistung von schlanken Prozessen in der Bestandsverwaltung ein gewichtiges Argument, um betriebliche Versorgungslandschaften zu einer Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten werden zu lassen.

„Für Arbeitgeber ist das Argument einer effizienten Verwaltung das entscheidende Vertriebsargument“, betont der Jung, DMS & Cie.-Chef. Für 55 Prozent der Arbeitgeber, die noch überhaupt keine betrieblichen Vorsorgeleistungen anböten, sei die Furcht vor einem großen personellen und finanziellen Aufwand nach Einführung einer bAV-Lösung, das Haupthindernis.

Canada Life-Mann Radovic bestätigt Grabmaiers Aussagen: „Von Vermittlern wissen wir, dass auch bei Arbeitgebern der Trend zur digitalen bAV-Verwaltung geht. Denn diese automatisierten Prozesse und macht sie dadurch effizienter. Das spart Zeit – ein unglaublich wichtiges Kriterium für Arbeitgeber. Sie können ihre bAV-Pläne zudem flexibler gestalten und leichter verschiedene Optionen und Modelle anbieten, die auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden genau passen.“

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