Betriebliche Altersvorsorge: Enormes Potenzial

Vor allem Frauen und Geringverdiener könnten von einer obligatorischen Lösung profitieren, gehören sie doch tendenziell zu den bAV-Abstinenzlern: Fast jede fünfte Frau und rund ein Viertel aller Geringverdiener ohne bAV sind laut Gothaer-Studie der Meinung, keinen finanziellen Spielraum für eine zusätzliche betriebliche Absicherung zu haben. Dabei profitieren sie besonders stark von der staatlichen Förderung:

Da die betriebliche Altersvorsorge aus dem Bruttogehalt bezahlt wird, beteiligt sich der Staat an der Finanzierung der bAV des Berufstätigen in Höhe der jeweiligen Sozialabgaben sowie der Lohnsteuer. Dies ist beispielsweise für Ehepartner mit der Lohnsteuerklasse 5 interessant, deren Nettogehalt sich durch das Ehegattensplitting stark reduziert – dies sind vor allem Frauen.

Obligatorium in der Diskussion

Ist ein entsprechendes obligatorisches Verfahren erst einmal im Unternehmen etabliert, partizipieren nach Angaben von Arbeitsrechtlern oftmals mehr als 80 Prozent der Belegschaft am bAV-Programm.

Diese hohe Quote bestätigt die Sichtweise vieler Experten, wonach eine niedrige Eingangshürde zur bAV auch die Abschlussbereitschaft der Beschäftigten erhöht. So sprechen sich in der Gothaer-Studie nur zwölf Prozent aller Arbeitnehmer ohne Betriebsrente grundsätzlich gegen einen bAV-Abschluss aus.

Die Studienmacher kommen daher zu dem Fazit, dass Millionen Arbeitnehmer unter bestimmten Bedingungen sehr wohl bereit wären, eine bAV abzuschließen. Bei rund jedem dritten Arbeitnehmer, der keine hat, liegt dies nicht an mangelhaftem Willen, sondern am Arbeitgeber – er bietet die Betriebsrente gar nicht erst an, obwohl der Mitarbeiter gezielt danach gefragt hat.

Weitere 38 Prozent der Befragten würden sofort einsteigen, wenn der Arbeitgeber die gesamten Beiträge übernähme, fast die Hälfte der Arbeitnehmer – und sogar 64 Prozent der Ostdeutschen – würde einer Zusatzvorsorge zustimmen, wenn das Unternehmen einen Teil der Beiträge übernähme. In diesem Fall wären dann auch fast 58 Prozent der jüngeren Arbeitnehmer mit dabei. Die Altersgruppe der 14- bis 39-Jährigen stellt mit rund 43 Prozent die meisten Arbeitnehmer ohne bAV.

Bei einem der führenden bAV-Anbieter in Deutschland, HDI-Gerling, sieht man Mitfinanzierungsangebote der Unternehmen daher auch sehr positiv. „Es gibt viele Arbeitgeber, die sagen: ‚Wenn sich mein Mitarbeiter für eine Entgeltumwandlung entscheidet, dann gebe ich meine Sozialversicherungsersparnis voll oder zur Hälfte weiter‘“, sagt Sandra Spiecker, Leiterin Produkt- und Konzeptmanagement bAV bei HDI-Gerling, und betont: „Je höher die Mitfinanzierung der Arbeitgeber ausfällt, desto höher ist natürlich auch die Bereitschaft der Mitarbeiter, das bAV-Angebot wahrzunehmen.“

Seite 5: Kommunikationsproblem zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer

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