BKV-Konzepte liegen ganz im Interesse der Arbeitgeber: Ausfallzeiten und Krankenstände können im Idealfall reduziert werden, zusätzlich bieten attraktive Zusatzleistungen gute Argumente im Wettbewerb um die besten Köpfe.
Es hört sich nach einer klassischen Win-win-Situation an: Eine betriebliche Krankenversicherung (bKV) entlastet das Gesundheitsbudget der Arbeitnehmer, während der Arbeitgeber mit Hilfe der attraktiven Zusatzleistungen seine Chancen erhöht, begehrte Fachkräfte für sich zu gewinnen. Doch bislang kommen erst wenige Berufstätige in Deutschland in den Genuss einer „Chefarztversorgung durch den Chef“.
Anfang 2014 lag die Zahl der Unternehmen, die ihren Beschäftigten eine zusätzliche Krankenversorgung angeboten haben bei überschaubaren sieben Prozent, wie eine Befragung des Marktforschungsinstituts Heute und Morgen unter 300 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen ergab.
bKV-Gesamtbild unverändert
Auch zwei Jahre später hat sich an dem Gesamtbild nicht viel verändert – zumindest nicht aus Sicht der eigentlichen Hauptnutznießer einer bKV, sprich: den Beschäftigten. Im Januar 2016 kam eine Umfrage unter 932 vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern im Auftrag der Gothaer Krankenversicherung zu dem Ergebnis, dass lediglich vier Prozent der Befragten von ihrem Arbeitgeber eine bKV als betriebliche Zusatzleistung angeboten bekommen haben.
Allerdings lohnt es sich, die Zahlen im Detail zu betrachten: So kommen die Marktforscher von Heute und Morgen zu dem Schluss, dass die bKV-Ausstattung umso weiter fortgeschritten ist, desto größer das Unternehmen ist. Demnach haben Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten immerhin schon zu rund einem Fünftel eine bKV abgeschlossen. Gleichwohl konstatieren die Umfragemacher, dass gut drei Viertel der Unternehmen in Deutschland sich bisher noch gar nicht zur bKV informiert hätten.
Wegfall des Steuerprivilegs als vertrieblicher Bremsklotz
Was sind die Gründe für die stockende Entwicklung? Es liegt nahe, den Anfang 2014 in Kraft getretenen Wegfall des Steuerprivilegs für Beiträge zur betrieblichen Krankenversicherung als vertrieblichen Bremsklotz zu identifizieren. So habe die Streichung der 44-Euro-Freigrenze für Sachbezüge „bei vielen Branchenvertretern für Unmut“ gesorgt, stellt man bei Heute und Morgen fest. „Gerade erst im Wachstum begriffen“, erscheine die Zukunft der bKV „bereits gefährdet“.
Doch diese Vermutung springt aus Sicht der Marktforscher zu kurz. Denn für viele Arbeitgeber spiele der Schritt des Bundesfinanzministeriums „keine primäre Rolle“ – zumal vielen Unternehmen das ausgelaufene Steuerprivileg nicht einmal bekannt gewesen sei. Siegfried Tretter, Versicherungsfachwirt und Geschäftsführer der Tretter Versicherungsmakler GmbH im nordbayerischen Erbendorf, schildert die damals neue Ausgangssituation rückblickend so: „Der Wegfall des Steuerprivilegs hat zunächst einmal dazu geführt, dass die Nachfrage und das Interesse nach Beratung zur betrieblichen Krankenversicherung stark zurückgegangen war.“
Seite zwei: bKV ganz oben auf der Wunschliste