Insgesamt sind die Schadenaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent gestiegen. Ein Treiber für die höheren Schadenaufwendungen war die Betriebsschließungsversicherung (BSV). Sie deckt Schäden infolge einer behördlich angeordneten und vollständigen Schließung des Betriebs beim Auftreten der in den Bedingungen aufgelisteten meldepflichtigen Krankheiten oder Krankheitserreger. Covid-19 sei in den abschließenden Versicherungsbedingungen nicht aufgeführt, betont der Versicherer nochmals bei Veröffentlichung seiner Zahlen.
77 Prozent nehmen die Bayerische Lösung an
Die Allianz habe 2020 aus der Betriebsschließungsversicherung deshalb einen höheren zweistelligen Millionenbetrag alleine für die sogenannte „Bayerische Lösung“ an ihre Kunden aus dem Hotel-und Gaststättengewerbe ausbezahlt.
Im April 2020 war auf Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums gemeinsam mit dem Bayerischer Hotel-und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V. und weiteren Versicherern den betroffenen Hotel-und Gastronomiebetrieben eine Unterstützung in Höhe von 15 Prozent der Versicherungssumme zugesagt worden, um den Unternehmen schnell und unkompliziert Liquidität zu verschaffen. Bundesweit haben mehr als 77 Prozent der betroffenen Allianz Kunden diese Hilfe angenommen bislang angenommen.
Privatschutz als Wachstumstreiber
Erfreulich war das Wachstum des neuen Privatschutzes, einemVersicherungspaket aus Haftpflicht-, Wohngebäude-, Hausrat-, Rechtsschutz-, Unfall-und Tierkrankenversicherung. Insgesamt wurden 2020 mit mehr als 500.000 ein Drittel mehr Policen verkauft als im Vorjahr. „Rein rechnerisch hat im vergangenen Jahr pro Minute ein Kunde ein Privatschutz-Produkt gekauft“, sagt Klaus-Peter Röhler.
„Damit haben wir während einer Pandemie nicht gerechnet.“ Der Erfolg liege in der Einfachheit: Man gelange bei den neuen Privatschutz-Angeboten, die seit April 2020 auf dem Markt sind, mit sieben Klicks in 30 Sekunden zum Angebot. „Zudem erleben unsere Kunden viele Verbesserungen im Schadenfall“, so Röhler.
In der Kfz-Versicherung gewann die Allianz Deutschland – trotz deutlich rückläufiger Neuzulassungen –mehr als 30.000 Fahrzeuge dazu. Das Wachstum wurde vor allem durch die ADAC Autoversicherung AG unterstützt. Zum Jahresende betrug die Anzahl der versicherten Fahrzeuge unverändert 8,7 (8,7) Millionen.
Angesichts der Pandemie hat die Allianz ihren Kunden in der Kfz-Versicherung eine sofortige Prämienrückerstattung angeboten, wenn sie Corona-bedingt deutlich weniger fahren als geplant. 350.000 der Kunden erhielten bislang dadurch im Jahr 2020 insgesamt eine Rückzahlung in Höhe von 20 Millionen Euro. Für 2021 rechnet der Versicherer durch den Lockdown zu Jahresbeginn mit einer noch höheren Rückerstattung für seine Kunden.
Lebensversicherung: Abkehr von der 100-Prozent-Beitragsgarantie
Die Allianz Leben konnte im Jahr 2020 den zweithöchsten Umsatz in ihrer Geschichte erzielen. Gegenüber dem Rekordjahr 2019 verringerten sich die Beitragseinnahmen um 5,4 Prozent auf 26,2 (27,7) Milliarden Euro, übertrafen jedoch den Wert von 2018 um 16,5 Prozent.
Das Neugeschäft ging um rund elf Prozent zurück, lag aber um 8,6 Prozent über dem Jahr 2018.Hier machte sich eine durch Corona bedingte Zurückhaltung der Vorsorgesparer bemerkbar. Auf veränderteRahmenbedingungen hat die Lebensversicherung reagiert und im Herbst 2020 zahlreiche Neuerungen in ihren Angeboten auf den Weg gebracht.
„Wir wollen auch in einer anhaltenden Nullzinsphase weiterhin einesichere Altersvorsorge mit attraktiven Renditen bieten und diese langfristig zukunftsfähig gestalten“, sagt Röhler. Seit Januar 2021 fokussiert sich Deutschlands größter Lebensversicherer im Produktangebot der Altersvorsorge auf Lösungen mit Garantien, die je nach Kundenwunsch am Ende der Ansparphase auf einem Niveau von mindestens 90, 80 oder 60 Prozent der gezahlten Beiträge liegen.
Mit der Abkehr von der Beitragserhaltsgarantie wolle man den Kunden noch höhere Freiheitsgrade und Chancen in ihrer weltweiten breit diversifizierten Kapitalanlage, insbesondere durchdie Kombination des starken Sicherungsvermögens mit chancenorientierten Anlagen wie Aktien, alternativen Anlagen, Unternehmens-oder Schwellenländeranleihen eröffnen, betont der Versicherer in seiner Pressemitteilung.
Von dem nachhaltigen Vorsorgeangebot, der Private Finance Police, mit dem Kunden an der Wertentwicklung eines breit diversifizierten Portfolios alternativer Kapitalanlagen im Sicherungsvermögen der Allianz Leben gezielt partizipieren können, wurden seit dem Start Ende 2019 über 6.000 Policen mit einer Bewertungssumme von mehr als 400 Millionen Euro verkauft.
Krankenversicherung: Versicherte nutzen vermehrt Gesundheitsservices
In der Krankenversicherung legten die Beitragseinnahmen um 4,6 Prozent auf 3,7 (3,6) Milliarden Euro zu. Steigerungen gab es sowohl in der Voll-als auch in der Zusatzversicherung. Die Allianz Private Krankenversicherung erreichteim Neugeschäft trotz der Corona-Krise 2020 erneut das hohe Niveau des Rekordjahrs 2019.
Sowohl in Vollversicherung als auch mit der Zusatzversicherung legte der Versicherer zu. „Ein Stück weit führen wir das darauf zurück, dass die Pandemie das Thema Gesundheit noch stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt hat,“ sagt Röhler. Ende 2020 waren mehr als 2,76 Millionen Personen bei der Allianz krankenversichert –rund 42.000 mehr als im Vorjahr. In der Corona-Zeit spielte auch besonders die betriebliche Krankenversicherung eine Rolle. Eine starke Nachfrage gab es unter anderem bei Onlinehändlern, im Baugewerbe und bei Pflegeeinrichtungen.
Plus 25 Prozent in der bKV
Das bKV-Neugeschäft der APKV hat sich insgesamt im Vergleich zum sehr guten Vorjahr um 25 Prozent gesteigert. Insgesamt nutzen die Versicherten vermehrt diedigitalen Gesundheitsservices der APKV, beispielsweise die drei Angebotezur Unterstützung bei Schmerzen: Check My Back, Check My Knee und Check My Shoulder.Operatives Ergebnisbleibt stabilDas operative Ergebnis über alle Versicherungssparten hinweg liegt auf demNiveau des guten Vorjahres (-0,5 Prozent).
Sachversicherung mit Sonderbelastungen
In der Sachversicherung wurden die hohen Sonderbelastungen durch Covid-19, insbesondere in der Betriebsschließungsversicherung, durch wesentlich geringere Elementarschäden und einen rückläufigen Schadenanfall in der Kfz-Versicherung teilweise kompensiert. Die Lebens-und die Krankenversicherung konnten im vierten Quartal von der starken Erholung der Märkte profitieren.
Das operative Ergebnis 2020 lag über dem Vorjahr. „Aufgrund unserer Finanzstärke, unserer Expertise in der Kapitalanlage und unserem breiten, langfristig ausgelegten Anlagespektrum konnten wir die hohen Schwankungen im ersten Halbjahr größtmöglich abfedern“, sagt Röhler.
Die verwalteten Kapitalanlagen des Versicherungsgeschäfts wuchsen um 7,9 Prozent auf 376,6 (349,1) Milliarden Euro. Das Kapitalanlagenergebnis stieg über alle Sparten hinweg um 4,5 Prozent auf 12,4 (11,9) Milliarden Euro, getrieben von der positiven Entwicklung in der Lebens-und Krankenversicherung im vierten Quartal. Das Nettoergebnis verringerte sich über alle Sparten um 15,3 Prozent.
Neben dem Rückgang des operativen Ergebnisses in der Sachversicherung waren hierfür vor allem die Abschreibungen auf Kapitalanlagen in der Sachversicherung infolge der Aktienmarktturbulenzen im ersten Halbjahr maßgeblich, die sich zum Großteil erst im Nettoergebnis zeigen.
Positiver Ausblick für 2021
Die Allianz Deutschland rechnet für das laufende Jahr mit einer positiven Umsatzentwicklung. Beim operativen Ergebnis gehen wir von einer leicht rückläufigen Entwicklung aus–vorausgesetzt, dass sowohl die Entwicklung an den Kapitalmärkten als auch Naturereignisse und Großschäden sowie insbesondere die Covid-19-Pandemie das Ergebnis insgesamt nur moderat beeinflussen. (dr)
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