Itzehoer: „Ein Wachstumssprung, wie wir ihn noch nicht erlebt haben“

Die Itzehoer Vorstände (v. l.) Christoph Meurer, Uwe Ludka und Frank Thomsen
Foto: Itzehoer Versicherung
Die Itzehoer Vorstände (v. l.) Christoph Meurer, Uwe Ludka und Frank Thomsen

Mit einem historischen Wachstumsschub hat die Itzehoer Versicherung das Geschäftsjahr 2024 abgeschlossen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen in der Kfz-Versicherung verzeichnete das Unternehmen einen Zuwachs von über 221.000 versicherten Fahrzeugen – ein Plus von 17,3 Prozent.

Die Itzehoer Versicherungen blicken auf zwei außergewöhnliche Geschäftsjahre in der Kfz-Versicherung zurück. Trotz hoher Schadenkosten und massiver Herausforderungen im Reparaturbetrieb erzielte das Unternehmen 2024 erneut ein Rekordwachstum in seiner wichtigsten Sparte. „Es waren zwei Kfz-Versicherungsjahre, wie wir sie noch nicht erlebt hatten“, sagte Vorstandsvorsitzender Uwe Ludka auf der Bilanzpressekonferenz.

Allein im vergangenen Jahr wuchs der Bestand um 221.260 versicherte Fahrzeuge – ein Plus von 17,3 Prozent auf insgesamt 1.500.189 Kfz-Risiken. Gleichzeitig stiegen die gebuchten Beiträge in der Sparte um 25,6 Prozent von 492,7 auf 619,1 Millionen Euro. Trotz dieser enormen Entwicklung blieb die Ertragslage angespannt: Um Verluste infolge weiter steigender Werkstatt- und Ersatzteilkosten abzufedern, entnahm die Itzehoer 2024 weitere 600.000 Euro aus den Schwankungsrückstellungen – nach bereits 43,9 Millionen Euro im Vorjahr.


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„Dennoch mussten wir 2024 in der Gruppe nochmals 600.000 Euro aus den Schwankungsrückstellungen entnehmen, weshalb wir bei – wenn auch nicht mehr so stark – nach wie vor steigenden Kosten gezwungen waren, zum Jahr 2025 nochmals die Prämien um im Mittel 16 Prozent zu erhöhen“, erklärte Ludka.

Kundenbindung trotz Preisanstieg – Werkstattbonus überzeugt

Die Beitragserhöhungen seien notwendig, um das Unternehmen im laufenden Jahr zurück in die Gewinnzone zu führen. Laut Ludka soll die Schaden-Kosten-Quote in der Kfz-Sparte von 105,5 Prozent im Jahr 2024 auf unter 100 Prozent sinken. Über alle Sparten hinweg erwartet er eine Verbesserung der Combined Ratio auf 95,5 Prozent (Vorjahr: 98,5 %).

Einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung habe die transparente Kommunikation gegenüber den Versicherten geleistet, betonte Vorstandsmitglied Christoph Meurer. Trotz gestiegener Prämien habe die Stornoquote mit 6,5 Prozent auf einem sehr guten Niveau verharrt. „Dieser Tarif wird verstärkt nachgefragt und ermöglicht unseren Versicherten, über uns eine starke Einkaufsgemeinschaft zu bilden“, sagte Meurer zum Werkstattbonus, der mittlerweile in rund einem Viertel aller Kasko-Verträge enthalten ist.

Rückkehr zur Normalität und positive Branchentendenzen

Für 2025 erwartet die Itzehoer ein moderateres Wachstum in der Kfz-Versicherung: Bei einem Beitragsplus von 80 Millionen Euro soll die Stückzahl im unteren fünfstelligen Bereich zulegen.

„Damit kehren wir seitens der Stückzahl auf das Level der vorangegangenen Jahre zurück“, so Ludka. Zugleich hoffe er auf eine Phase der Konsolidierung: „Ich erwarte nun erstmal ruhigeres Fahrwasser und eine Phase, in der sich die Marktteilnehmer nach den Verwerfungen der vergangenen zwei Jahre konsolidieren.“

Der Vorstand verwies auf Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), wonach die Schaden-Kosten-Quote der Branche 2024 bei rund 104 Prozent lag – bei einem Prämienvolumen von 33,6 Milliarden Euro bedeutet das einen Verlust von etwa zwei Milliarden Euro.

Marktposition durch Gebrauchtwagengeschäft gestärkt

Das Geschäftsmodell der Itzehoer profitiert nach Angaben des Vorstands insbesondere vom florierenden Gebrauchtwagenmarkt. 2024 wechselten laut KBA mehr als 6,5 Millionen Fahrzeuge den Besitzer – mehr als doppelt so viele wie neu zugelassen wurden. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge stieg auf 10,3 Jahre. Für die Itzehoer, die überwiegend Gebrauchtfahrzeuge versichert, sei diese Entwicklung ein klarer Vorteil. Im ersten Quartal 2025 ging die Zahl der Kfz-Schäden um vier Prozent zurück – bei gleichzeitig leicht steigender Schadendurchschnittshöhe.

„Rückblickend ist es uns gelungen, die Rücklagen, die wir in der schadenseitig positiven Corona-Phase aufgebaut haben, an unsere Versicherten zurückzugeben und durch einen kalkulierten Gang in die Verlustzone umzuwandeln in einen Wachstumssprung, wie wir ihn in der fast 120-jährigen Geschichte der Itzehoer noch nicht erlebt haben“, bilanzierte Ludka.

Wachstum auch in der Rechtsschutzsparte

Spartenübergreifend wuchs die Zahl der Verträge um 12,7 Prozent auf 4,39 Millionen. Während die Lebensversicherung mit einem Prämienvolumen von rund 50 Millionen Euro stagnierte, legte die Rechtsschutzsparte weiter zu: Die Zahl der Verträge stieg um 3,2 Prozent auf 379.123. „Mit zahlreichen lebensnahen Services haben wir den klassischen Rechtsschutz zu einem praktischen Alltagshelfer entwickelt“, erklärte Vorstandsmitglied Frank Thomsen.

Ein Beispiel sei die 2024 gestartete Kooperation mit Flightright. Rechtsschutzkunden der Itzehoer erhalten bei Flugausfällen oder -verspätungen 100 Prozent ihrer Ansprüche – ohne Abzug der sonst üblichen Provision von 30 Prozent.

Finanzkennzahlen im Überblick

Der angestrebte Jahresüberschuss von zehn Millionen Euro wurde erreicht und dem Eigenkapital zugeführt, das auf 270 Millionen Euro anwuchs. Die Kapitalanlagen summierten sich auf 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,02 Mrd. Euro), die Bilanzsumme stieg auf 2,2 Milliarden Euro. Auch die Belegschaft wuchs: von 843 auf 860 Beschäftigte.

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