Eine der naheliegenden Fragen, wenn man sich die Entwicklungen am Kryptomarkt, und hier im Speziellen den Bitcoin ansieht, ist, wer hier überhaupt involviert ist. Sind es Spekulanten? Sind es langfristig ausgerichtete Privatinvestoren? Sind es etwa Banken oder andere Institutionen? Und welche Motive verfolgen sie?
Zum ersten Mal dürften tatsächlich institutionelle Investoren einen erheblichen Anteil an der Preissteigerung gehabt haben. Wir konnten beobachten, dass vor allem renommierte Universitätsfonds, Pensionsinstitutionen und sogar große Investment Trusts in den Kryptomarkt eingestiegen sind. Jahrelang kämpfte der Kryptomarkt um das Vertrauen der institutionellen Anleger, um dem Ruf des „Illegalen“ oder dem Ruf des „Spielcasinos“ loszuwerden.
Akzeptanz ebenso ausschlaggebend
Doch selten ist es nur ein einzelner Faktor, der die Märkte steigen lässt. Die breite Masse sieht Bitcoin und den Kryptomarkt immer weniger als Finanzexoten an, sondern als tatsächliche Handlungsoption, um das eigene Geld für sich arbeiten zu lassen. On top kommen immer mehr Akzeptanzstellen, wie beispielsweise PayPal, hinzu, bei denen man mit Kryptowährungen bezahlen kann. Diese Akzeptanz, auf etablierten und akzeptierten Zahlungsplattformen, war im Endeffekt eine der Initialzündungen für den aktuellen Bullrun.
Zu dem Zeitpunkt, an dem auch vermehrt institutionelle Anleger ins Krypto-Boot einsteigen, werden auch immer mehr Zweifel beseitigt, sodass frisches Kapital nachfließen kann. Die vorherrschende Krise, die das traditionelle Geldsystem ins Wanken bringt, scheint Bitcoin ebenfalls entgegen zu kommen, da es von vielen als digitales Gold angesehen wird und damit die Funktion der Wertspeicherung erfüllen kann. Kurzum: Es gibt einige gute Gründe für Investoren, in diesen Markt einzusteigen und auch an weitaus höhere Kurse zu glauben.
Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich
Nun fühlen sich natürlich viele Menschen ins Jahr 2017 zurückversetzt. Damals gab es ebenfalls einen bis dato ungekannten Run auf die Krytowährung Bitcoin. Und der damalige Wert der Kryptowährung stieg schlagartig auf das zwanzigfache: Es schien vor vier Jahren nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das Platzen der Blase stattfindet. Im Dezember 2017 war es dann soweit und drei Jahre Bärenmarkt waren die Folge. Dieser trug die Währung von knapp 20.000 Dollar hinunter in den Bereich von 3.000 Dollar: Ein absoluter Tiefschlag für damalige Investoren.
Ängste bleiben: Viele Investoren befürchten nun, dass sich diese Entwicklung und der damit verbundene rapide Einbruch der Währung wiederholen könnte. Und tatsächlich – im aktuellen Bullen Run gab es diese neuen Höchstkursen im Bereich von 40.000 Dollar pro Bitcoin.
Kurz darauf kam es, wie es für viele Beobachter kommen musste und der Preis tauchte wieder in die Regionen von 30.000 Dollar ab. Bleibt für viele Anleger die Frage: Wie rentabel ist eine kurzfristige oder auch langfristige Investition in Kryptowährungen, wie bspw. den Bitcoin? Tatsächlich lässt die gegenwärtige Situation einen Vergleich mit der Entwicklung von 2017 nur bedingt zu.
Ein Sturm zieht auf…
…. wie bereits oben skizziert ist festzustellen, dass sich das Klima, in welchem sich Bitcoin und alle anderen Kryptowährungen bewegen, sich, seit 2017 massiv verändert hat. Waren es damals fast ausschließlich Privatinvestoren, die wie Glücksritter ihre finanziellen Chancen am Kryptomarkt sahen, stiegen 2020 erstmals auch institutionelle Investoren in diese Investmentform ein. Und wie bei jedem Investment, ist es immer eine Frage des Vertrauens, ob man dem Trend folgt oder eben nicht.
Klingt im ersten Moment ganz logisch, doch auch dies ist nur die halbe Wahrheit. Denn vielmehr ist es eine Kombination aus Vertrauen und der Verfügbarkeit adäquater Alternativen. Wie meine ich das ist dieser Sachverhalt zu verstehen? Nun, wenn wir uns die momentane finanzielle und wirtschaftliche Gesamtsituation auf unserer Welt vor Augen führen, wird uns sehr schnell klar, dass sinnvolle bzw. rentable Anlagealternativen sehr rar gesät sind.
Die permanenten Niedrigzinsen sorgen dafür, dass das Smart Money mehr Risiko eingehen muss, um Renditen zu erzielen. Und wo, außerhalb der Krypto-Welt, sind denn noch solche Renditen aus Anlageoptionen zu erzielen?
Vor allem, weil sich auch der Aktienmarkt in einer Blase zu befinden scheint. Am Anleihemarkt ist schon länger keine Rendite mehr zu erzielen und auch Gold und Silber schwächeln. Es scheint somit ein logischer Schritt, dass sich das Kapital neue und vor allem lukrative Investmentmöglichkeiten sucht.
Neue Anwendungsmöglichkeiten regen die Fantasie an
Natürlich war PayPal, unter anderem, ein wichtiger Grund für die derzeitige Steigerung des Vertrauens in die Kryptowährung. Doch es gibt auch weitere Player wie Square, die diese Möglichkeit anbieten möchten und künftig auch werden.
Aus einem Bericht geht hervor, dass mehr Cash-App-Nutzer die digitale Währung kaufen als jemals zuvor. Ein weiterer großer und neuer Player auf dem Kryptomarkt scheint Visa zu werden. Gibt es Beweise dafür… (Quellen, Berichte, Statistiken oder ähnliches…) https://www.finanzen.net/nachricht/devisen/corona-auswirkungen-visa-chef-setzt-weiter-auf-kryptowaehrungen-9592515
Visa gab Ende letzten Jahres bekannt, dass er mit Coinbase, einer weltweit führenden Kryptowährungsbörse, eine breite Palette Debit- und Kreditkarten, in Verknüpfung mit Bitcoin, auf den Markt bringt. All diese Entwicklungen befeuern natürlich das Vertrauen in den Markt und die Fantasie für den Markt.
Und gehandelt wird am Ende des Tages nicht die Gegenwart, sondern die Zukunft und die sieht für Bitcoin wirklich alles andere als schlecht aus. Im Vergleich mit anderen, traditionellen Anlagemöglichkeiten. https://coinmarketcap.com/alexandria/article/bitcoin-vs-traditional-assets-who-is-ahead-mid-pandemic
Absicherung gegen Inflation
Die verheerenden sozio-ökonomischen Auswirkungen von COVID-19 haben dazu geführt, dass Regierungen auf der ganzen Welt große Konjunkturpakete schnüren mussten und dies immer noch weiter tun. Eine Notwendigkeit, um leidende Unternehmen, Staaten und Kommunen zu unterstützen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Angesichts des voraussichtlich (sehr niedrigen) Niedrigzinssatzes, zumindest auf absehbare Zeit, betrachten Unternehmen und Investoren Bitcoin als adäquate Option zur Diversifizierung ihrer Portfolios. Bitcoin hat die Tendenz, sich anders als alle anderen Assetklassen zu verhalten und trägt mit dieser nicht vorhandenen Korrelation zu einer Stabilität des eigenen Portfolios bei.
Und gleichzeitig dazu gibt es das drohende Damoklesschwert, welches durch die enormen, in das System gepumpten Geldmassen, über unseren Köpfen schwebt. Bis dato gingen diese enormen Staats- und Unternehmenshilfen fast ausschließlich in die Kapitalmärkte – selbstverständlich auch in Bitcoin. Vergleich: Auch der Immobilienmarkt kennt nur eine Richtung seit Jahrzehnten.
Viele fragen sich jedoch inzwischen, was passiert, wenn diese Geldschwemme im Realmarkt ankommt und für eine stark anziehende Inflation, bis hin zu einer Hyperinflation, sorgt. Bitcoin scheint für viele hier ein vertrauenswürdiger und stabiler Anker zu sein, der auch starken Finanzstürmen die Stirn bieten kann. Wir erlebten bereits in jüngster Vergangenheit, dass traditionelle Assets in schwierigen Zeiten verkauft wurden und in den Kryptomarkt flossen. Dieser Trend wird höchstwahrscheinlich anhalten.
„I like, Volatilität!“
Ein weiterer Punkt, der die aktuelle Hausse von der 2017er Hausse unterscheidet, ist der vermehrte Einsatz von Krypto-Derivaten. Diese haben geholfen, Bitcoin ins Rampenlicht zu rücken, insbesondere bei den Finanzhandelsgemeinschaften. Die Einführung von Handelsprodukten im Krypto-Bereich, wie Options- und Futures-Handel, sowie blockchain-bezogene Fonds, haben dazu beigetragen, die Lücke für Händler zu schließen. So wird es immer leichter möglich, von den massiven Volatilitäten der Krypto-Branche zu profitieren.
Der Zugang zum Kryptomarkt wird Finanzprofis somit immer leichter gemacht. Professionelle Investoren wissen immer besser vom Auf und Ab des Marktes zu profitieren und können diesen Umstand den Investoren immer besser vermitteln. Wem es theoretisch egal ist, welche Richtung der Bitcoin-Preis einschlägt, weil er von steigenden als auch fallenden Märkten profitieren kann, wird sich diese Volatilität zu Nutze machen.
Hinzu kommt, dass Kaufpreise natürlich durch diese Derivate nach unten hin abgesichert werden können, was ebenfalls zu einem besseren Gefühl auf Seiten der Investoren führen kann. Wer Vertrauen in die Funktion dieser Derivate und dem entsprechenden verknüpften Wert geschöpft hat, wird auch in Zukunft Kapital in diesem Bereich investieren.
Vertrauen, Bequemlichkeit und Profitabilität
Doch auch die Verfügbarkeit für die Privatinvestoren wurde sukzessiv von den jeweiligen Anbietern ausgeweitet. Wenn es nicht möglich gemacht wird, den Zugang zum Kryptomarkt möglichst einfach zu gestalten, dann kann eine Massenadaption auch nicht stattfinden, dann verharrt man in der Phase der „Early-Adopters“, die meistens sehr technik-affin sind. Dabei ist es beinahe egal, welche technischen Errungenschaften Bitcoin auch zuwege bringen würde.
Worin nicht bequem investiert werden kann, wird auch von der Masse nicht investiert. Massengebrauch setzt bequeme Verfügbarkeit eines Gutes oder eines Investments voraus. Bei Bitcoin, und auch etlichen anderen Kryptowährungen, scheint dies mit jedem Tag wahrscheinlicher zu werden. Wenn PayPal, Visa und andere ihre Versprechen wahrnehmen, sind wir tatsächlich nicht mehr weit vom heiß ersehnten alltäglichen Massengebrauch entfernt.
2017 vs. 2021
Der aktuelle Bullenmarkt unterscheidet sich massiv vom Bullenmarkt 2017, welcher in großen Kursverlusten für viele Investoren mündete. In den letzten drei Jahren hat sich die Infrastruktur rund um den Bitcoin massiv weiterentwickelt. Dazu zählen Faktoren wie die Verfügbarkeit, spezielle Handelsinstrumente, weitere staatliche Regulierungen und der massive Ausbau von Akzeptanzstellen.
Kryptowährungen und speziell der Bitcoin scheinen mit jedem Tag der Massenadaption näher zu kommen. Für die Zukunft darf jedoch nie die Volatilität aus den Augen verloren werden. Gleichzeitig wird Bitcoin als digitales Gold immer interessanter.
Wer also langfristig im Markt engagiert bleibt, kann zwischenzeitliche Kursrücksetzer gelassen hinnehmen oder im Idealfall sogar diese Schwächephasen als Kaufmöglichkeit nutzen. Eines jedoch hat sich seit 2017 nicht verändert: Sein ganzes Hab und Gut in den Kryptomarkt zu stecken ist auch heute, knappe drei Jahre später, noch immer keine gute Idee.
Autor Dr. Julian Hosp ist international anerkannter Blockchain-Experte und -Berater zahlreicher EU-Arbeitsgruppen, CEO&co-Founder von Cake DeFi und Vorsitzender der DeFiChain Foundation sowie 5-facher Bestseller-Autor. Seine Mission ist es, die Gesellschaft auf die kommenden Veränderungen rund um Bitcoin und Co. vorzubereiten.