Seit Jahren ist der Bitcoin in aller Munde. Wohl deshalb, weil diese Anlageform in der Vergangenheit stark im Kurs gestiegen ist – und damit für alle Investoren interessant sein dürfte. Neben dem Bitcoin gibt es aktuell viele andere Kryptowährungen. Meist handelt es sich dabei um eher kleine und unbekannte Werte. Etwa 80 Prozent des gesamten Marktes werden von den zehn stärksten Währungen dominiert, unter denen Bitcoin mit Abstand am bekanntesten ist. Ihre Besonderheit liegt darin, dass sie nicht von Zentralbanken und Staaten überwacht und geschützt, sondern von regulierten Rechenverfahren über ein Computernetzwerk der Kryptonutzer errechnet und kontrolliert werden. Da alle Rechner im Netzwerk sich gegenseitig kontrollieren, kann ein Bitcoin nicht gefälscht werden.
Einen echten haptischen Gegenwert gibt es bei den Kryptowährungen nicht. Zudem ist oft nicht einsehbar, wofür sie investiert werden – längst lässt sich nicht mehr ausschließen, dass sie auch in illegalen Geschäften involviert sind. Grund genug für einige Staaten, über eine stärkere Regulierung dieser Werte nachzudenken. Ganz zum Frust der Investoren, die in einigen Kryptowährungen die Möglichkeit schneller finanzieller Gewinne sehen. Denn im Gegensatz zu sonstigen Finanzprodukten unterliegen diese Spekulationsobjekte starken Schwankungen – was satte Gewinne, aber auch hohe Verluste ermöglicht. Aber eignen sie sich damit auch für eine langfristige Anlage, die zur Absicherung des Lebensabends gedacht ist? Die drei nachfolgenden Gründe zeigen, warum die Altersvorsorge ohne den Bitcoin auskommen sollte.
1. Die fehlende Planbarkeit für die Rendite
Mit seinen Schwankungen ist der Bitcoin lukrativ für Investoren, die mit einem Anlageobjekt spekulieren und binnen Tagen oder Stunden ihre Gewinne realisieren möchten. Für Menschen, die ihr Geld mittel- bis langfristig anlegen wollen, sind diese Sprünge im Kurs kaum attraktiv. Denn wer Geld für seinen Ruhestand spart, ist in der Regel daran interessiert, den Vermögensaufbau planbar und strukturiert durchzuführen. Er will zumeist wissen, wie hoch sein Guthaben zu einer bestimmten Zeit ausfällt. Denn nur so ist es möglich, über Jahre und Jahrzehnte hinweg den eigenen Lebensabend zu planen und die Finanzen entsprechend auszurichten.
Dieses gewünschte Maß an Sicherheit bietet der Bitcoin seinen Anlegern nicht. So ist heute nicht absehbar, wie sich sein Kurs entwickeln wird. Natürlich lassen sich dabei weitere Wertsteigerungen nicht ausschließen. Genauso ist es aber möglich, dass der Preis dramatisch einbricht. Zudem ist nicht konkret erkennbar, wie es allgemein mit den Kryptowährungen weitergehen wird. Werden sie durch alternative Währungsmodelle unter Druck gesetzt? Werden sie durch den Einfluss der Staaten reguliert? Fragen, die Anlageobjekte wie Aktien, Immobilien oder Rohstoffe zumeist nicht kennen. Grund genug, die eigene Altersvorsorge nicht einem Spekulationsobjekt anzuvertrauen – sondern sich für starke Werte aus der realen Wirtschaft zu entscheiden.
2. Die fehlende Disziplin vieler Anleger
Eine weitere Besonderheit des Bitcoins liegt darin, dass er sich kaum einmal konstant in eine bestimmte Richtung bewegt. Die bereits angesprochenen Schwankungen im Kurs sind damit zu begründen, dass sich das Anlagemodell binnen Sekunden kaufen und verkaufen lässt. Im Umkehrschluss ist oft aber nicht absehbar, warum der Bitcoin von einem auf den nächsten Moment in großen Mengen erworben oder veräußert wurde. Und tatsächlich: Reale Gründe existieren dafür häufig nicht. Gehandelt wird vielmehr, wie es die Emotionen der Anleger im jeweiligen Augenblick vorgeben. Unter solchen Bedingungen ist eine langfristige Planung für die Altersvorsorge nicht gegeben.
Mehr noch: Auch die Investoren gelangen damit in einen Strudel. Schnell wird es für sie immer schwerer, den Bitcoin über lange Zeit in ihrem Depot liegen zu lassen. Vielmehr steckt sie das rege Treiben auf dem Markt an. Sie lassen sich lenken von den Emotionen anderer Anleger, geraten bei Kurssprüngen in einen Rausch – erleben beim nächsten Einbruch aber den schmerzhaften Verlust eines Teils ihres Vermögens. Vielen Anlegern mangelt es an Disziplin, um ein actiongeladenes Anlagemodell wie den Bitcoin für viele Jahre unberührt zu lassen. Wem die Selbstbeherrschung fehlt, dem Treiben am Markt zu widerstehen, der gefährdet mit dem Bitcoin jedoch seine Altersvorsorge.
3. Die fehlende Sicherheit für die Zukunft
Aus den vorgenannten Gründen ergibt sich die Charakterisierung eines Spekulationsobjektes, dessen Perspektive keinesfalls gesichert ist. Es entwickelt sich vielmehr das Bild einer Anlageform, die dem Glücksspiel gleicht. Geht es gut, dann steigen die Kurse für eine gewisse Zeit. Geht es schlecht, dann fällt der Wert oder die gesamte Kryptowährung bricht in sich zusammen. Zumal immer noch die Gefahr der staatlichen Regulierung der Währung droht und auch für den Fall nicht absehbar ist, wie es dann mit den Anlegergeldern weitergeht. Keine guten Aussichten also für jemanden, der sich mit einer klugen Altersvorsorge den Lebensabend versüßen möchte.
Es ist genau diese fehlende Sicherheit, die den Investoren ein erstes Warnsignal sein muss. Denn wer sorgfältig die finanziellen Rücklagen für das Alter plant, der sollte sein Vermögen nicht einem Anlageobjekt anvertrauen, das schon morgen zu gravierenden Verlusten führen kann. Sicherlich spricht wenig dagegen, mit einem sehr kleinen Teil des eigenen Geldes ein wenig das Glück auszuloten und in risikoreiche Investments einzusteigen. Der Großteil der verfügbaren Summe muss aber sicher und planbar angelegt werden. Nur auf diese Weise gelingt es, das eigene Vermögen langfristig so stark aufzubauen, dass es für einen ruhigen und finanziell abgesicherten Lebensabend reicht.
Welche Alternativen können genutzt werden? Die erheblichen Kurszuwächse des Bitcoins der letzten Jahre wirken lukrativ. Dennoch taugt jede Form der Kryptowährung nicht als Anlage. Langfristige Sicherheit bieten dagegen die Werte der realen Wirtschaft. So lassen sich mehrere eintausend Unternehmen weltweit an den Börsen finden. Ihre Aktien können erworben werden. Die dabei zu beobachtenden steigenden oder fallenden Kurse sind im Wesentlichen nicht auf die Emotionen der Anleger zurückzuführen – für sie gibt es vielmehr tatsächliche Gründe, die sich für jeden Investor nachvollziehen lassen. Im Ergebnis steht eine Altersvorsorge, die planbar ist und die damit ein hohes Maß an Sicherheit bietet.
Anleger, die mit dem Handel von Aktien sowie mit dem Geschehen an den Börsen noch nicht vertraut sind, sollten erst recht nicht in die schwankenden Kryptowährungen investieren. Für sie wäre es zu gefährlich, in einen kaum zu überschauenden Markt einzusteigen. Besser sind dagegen die Anlagefonds geeignet, die sich bei Banken, Sparkassen oder bei Anlageberatern erwerben lassen. Ihr Portfolio ist in der Regel relativ weit gestreut – sollte einer der enthaltenen Werte einmal im Kurs einbrechen, wird dieser Verlust meist durch die anderen Anteilsscheine aufgefangen. Ein sicheres Modell für alle Menschen, die ihr Geld langfristig, sicher und planbar für die eigene Altersvorsorge anlegen wollen.
Autor David Tappe ist Finanzexperte und Gründer sowie Vorstand der Tappe Consulting AG.