Damit ist jetzt schon eine Prognose aus meinem neuesten Buch eingetroffen, welches vom Timing nicht besser sein könnte. Auch dass die Zulassung zu einem Verkauf und somit sinkenden Kursen führt, hat sich bestätigt. Wie geht es nun weiter? Sollte man den ETF kaufen oder Bitcoin direkt kaufen? Wann sollte man kaufen und was sind die Chancen und Risiken?
SEC-Drama
Vorab: Schon einen Tag vor der offiziellen Zulassung haben die Korken geknallt, nachdem Gary Gensler, Chef der US-Wertpapieraufsichsbehörde (SEC), einen Tweet veröffentlichte, indem er die Genehmigung aller Bitcoin-ETFs verkündete. Der Markt verfiel sofort in Euphorie. Der Bitcoin-Kurs stieg in weniger als zwei Minuten von etwa 46.600 Dollar auf fast 48.000 Dollar. Das Internet glühte nur so vor Jubelmeldungen und Memes. Es gab nur ein Problem: Der Tweet der SEC war eine Falschmeldung.
Die Bitcoin-Spot-ETFs waren gar nicht zugelassen worden, denn schon wenige Minuten später wurde von der SEC bekannt gegeben, dass der Twitter-Account der SEC gehackt worden war und Unbefugte offenbar eine Nachricht abgesetzt hatten. Schnell machte auch das Gerücht die Runde, dass der Hack nur eine Ausrede der SEC sei, doch X bestätigte wenige Zeit später, dass der Account tatsächlich gehackt worden sei. Wie sich schnell herausstellte, hatte die SEC wohl kein zusätzliches Sicherheitsverfahren (2FA) benutzt.
Quelle: https://twitter.com/SECGov/status/1744837121406349714
Spott und Häme waren natürlich groß, weil die Aufgabe der SEC der Schutz der Investoren ist und man es augenscheinlich nicht mal schafft, sich selbst zu schützen. Selbst Edward Snowden äußerte sich zu Genslers Patzer mit den Worten “Get your shit together Gary” (Reiß dich zusammen, Gary).
Vor- und Nachteile
Vorteile: Erstmalig ist der Kauf von Bitcoin für alle problemos möglich, denn bei den ETFs handelt es sich um regulierte Finanzprodukte, die man bequem über den eigenen Broker erwerben bzw. veräußern kann. Das macht ein Investment in erster Linie dadurch natürlich viel einfacher und unkomplizierter. Außerdem muss man sich keine Gedanken bezüglich der Verwahrung machen. Also sozusagen ein All-inclusive-Paket.
Ein großer Nachteil ist natürlich, dass man keinen direkten Zugriff auf die eigenen Coins hat. Nicht umsonst gibt es innerhalb der Bitcoin-Community den Slogan “not your keys not your coins”. Wer also einen Bitcoin-ETF erwirbt, der muss sich im Klaren darüber sein, dass das mit der eigentlichen Bitcoin-Idee von Freiheit und Selbstbestimmung rein gar nichts zu tun hat. Ein ETF führt die Idee des Bitcoins demnach also ad absurdum. Außerdem gibt es noch einen steuerlichen Aspekt. Wer Bitcoin länger als ein Jahr hält, der muss keine Steuern auf mögliche Gewinne zahlen. Bei einem ETF kann dies anders sein und hier hängt es vor allem davon ab, ob der ETF einen Herausgebensanspruch für echte Bitcoin enthält oder nicht.
Wallstreet sucht neues Narrativ
Interessant war auch zu beobachten, dass kurz nach der Zulassung der Kurs von Ethereum (der zweitgrößten Kryptowährung) stark anstieg. Auch dafür gibt es eine logische Erklärung und die hat ebenfalls mit ETF-Phantasien zu tun.
Viele Marktteilnehmer spekulieren darauf, dass sich nun der Fokus auf die Genehmigung eines Ethereum-ETFs verschieben wird. Auch hier gab es bereits erste Anträge von Vermögensverwaltern. Allerdings gibt es deutlich größere Unsicherheiten, da immer noch nicht vollends geklärt ist, ob Ethereum ein Wertpapier ist oder nicht.
Chancen und Risiken
Die Wichtigkeit der SEC-Entscheidung darf man auf keinen Fall unterschätzen, denn nun haben große institutionelle Anleger zum ersten Mal die Möglichkeit, in Bitcoin zu investieren, denn ETFs sind regulierte Finanzprodukte in die man als großer Pensionsfonds oder institutioneller Anleger ohne große Probleme investieren kann. Selbst wenn die großen Fonds nur 0,5 oder 1 Prozent in den ETF investieren würden, wären das bereits gigantische Geldsummen, die da zusammenkommen. Auch wird das Investment in Bitcoin für viele dadurch deutlich einfacher. Das dürfte zusätzliches Geld anziehen, die vorher von den technischen Hürden abgeschreckt wurden.
Bitcoins Marktkapitalisierung beträgt 900 Milliarden Dollar. Alleine die Pensionskassen verfügen über hunderte Billionen Dollar. Wenn nur ein Bruchteil aus der alten Finanzwelt in die neue Anlageklasse Bitcoin via ETFs einfließt, sehen wir schnell eine Verdoppelung. Aus diesem Grund sehe ich nach wie vor in diesem Zyklus mindestens sechsstellige Kurse.
Eines steht natürlich fest: Ein Bitcoin-Verbot, so wie es viele Kritiker erwartet haben, ist mit der ETF-Zulassung gänzlich vom Tisch. Denn wieso verbieten, wenn die größten Pensionsfonds und Versicherungen der Welt demnächst mit an Bord sein werden?
Man darf gespannt sein, wie sich Bitcoin in den kommenden Wochen und Monaten weiterentwickeln wird. Auch wenn immer wieder gerne Vergleiche zum Gold gezogen werden, so muss man diesmal ganz klar sagen, dass es sich bei Bitcoin um ein völlig anderes Biest handelt. Wie Daten von Glassnode zeigen, wurden rund 70 Prozent aller Bitcoin, die sich im Umlauf befinden, seit mehr als einem Jahr nicht bewegt. Diesen Investoren muss man wohl deutlich höhere Kurse bieten, damit diese verkaufen – wenn überhaupt. Viel Glück liebe Wallstreet bzw. Welcome to the Show.
Quelle: Glassnode
Die breite Streuung von Bitcoin und das schon über 19 Millionen von 21 Millionen verteilt sind lässt die Gefahr schrumpfen, dass die Finanzbranche Bitcoin dominieren und manipulieren wird wie z.B. Gold, Silber usw.
Für wen ist der ETF geeignet:
Wer noch nicht investiert ist und Angst vor den technischen Hürden hat, der kann das ETF als Vehikel verwenden. Ich empfehle aber nach wie vor, Bitcoin selbst zu besitzen. Eine Anleitung finden Sie in meinem neuen Buch. Ich würde bei der nächsten Korrektur antizyklisch einsteigen. Generell sehe ich Kurse unter 35.000 Dollar als Kaufkurse an. Wer schon investiert ist, kann die Füße hochlegen und das ganze beobachten und ebenfalls die fallenden Kurse nutzen.
Abgesehen von dem ganzen Hype der letzten Wochen rund um den Spot ETF ist Bitcoin eine geniale Erfindung. Durch die ETF-Zulassung ist Bitcoin zwar ein Teil des traditionellen Finanzsystems geworden, wer sich allerdings intensiver mit Bitcoin beschäftigt, wird verstehen, dass er mit dem aktuellen Fiat-Geldsystem so gar nichts gemein hat. Bitcoin hat seine eigenen Spielregeln, die von Satoshi für alle Ewigkeit in den Code eingraviert wurden und daran wird niemand etwas ändern können, auch nicht BlackRock.
Autor Marc Friedrich ist Bestseller-Autor, ausgewiesener Finanzexperte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vordenker, Freigeist und Honorarberater.
Sein neustes Buch trägt den Titel “Die größte Revolution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon profitieren“ und wird sich ausschließlich mit dem Thema Bitcoin und Geldgeschichte beschäftigen. Das Buch wird am 23. Januar erscheinen.
Mehr Informationen: www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de
Twitter (X) und Instagram: @marcfriedrich7