Bitcoin: Wann knackt er die 100.000-Dollar-Marke?

Bitcoin und Kursverlauf
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Wann legt der Bitcoin wieder entscheidend zu?

Anfang dieses Jahres erreichte Bitcoin innerhalb kürzester Zeit sein Allzeithochhoch von knapp 73.000 US-Dollar, nicht wenige Anleger bereiteten sich danach bereits auf das nächste Etappen-Ziel von 100.000 Dollar vor. Mittlerweile sieht es jedoch so aus, als würde der Kryptowährung auf dem Weg dahin zumindest zeitweise die Puste ausgehen.

Derzeit müsste Bitcoin rund 55 Prozent zulegen, um die magische Grenze von 100.000 Dollar zu reißen. Solche Kurssprünge, die in anderen Asset-Klassen gut und gerne Monate bis Jahre dauern können, sind im Krypto-Bereich hingegen nicht selten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Bitcoin einige Anleger mit starken Kurszuwächsen an der Seitenlinie erstaunt zurücklässt. Viele Investorinnen und Investoren fragen sich daher zurecht: „Wann knackt Bitcoin die magische Grenze von 100.000 Dollar?“ Ein genaues Datum lässt sich dafür nicht geben, beeinflussen derzeit nicht nur makroökonomische und politische, sondern auch ganz kryptospezifische Effekte den Bitcoin-Kurs. Fünf Punkte gilt es daher im Blick zu haben.

Nach dem Halving: Miner verkaufen Bitcoin

Der seit einigen Wochen anhaltende Verkaufsdruck auf Bitcoin hat mehrere Gründe. Einer davon hat unmittelbar mit dem Halving zu tun: Neue Bitcoin gelangen durch die Bereitstellung von Energie in Form von Rechenkapazität in den Markt. Diese Rechenkapazität stellen die sogenannten Bitcoin-Miner bereit. Am 20. April wurden die Belohnungen, die den Minern hierfür ausgeschüttet werden, halbiert. Dadurch steigt der Verkaufsdruck auf Miner, denn nur die Mining-Geräte, die am effizientesten arbeiten, arbeiten in der Profit-Zone. Alle anderen müssen auf deutlich höhere Bitcoin-Preise hoffen, damit sie ihre Kosten decken können. Im Mai haben Miner ihren Bitcoin-Bestand daher stark reduziert, über 30.000 Einheiten der Kryptowährung im Wert von rund 2 Mrd. Dollar wurden verkauft. Kurzfristig hat das die Preis-Entwicklung gedämpft. Investoren sollten aber auch wissen: nach früheren Halving-Phasen haben Miner ihre Bestände zwar zu großen Teilen veräussert. War der Abverkauf nach drei bis sechs Monaten beendet, ging es für den Bitcoin häufig stark nach oben. 


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Deutsche Regierung und Börse Mt. Gox stoßen Bitcoin ab

Ein weiterer Knackpunkt sind die Verkäufe durch einige wenige, aber insgesamt sehr vermögende Player am Markt. So veräußert die deutsche Regierung seit Ende Juni ihren Bestand beschlagnahmter Bitcoin im Wert von mehreren Milliarden Dollar. Dazu gesellen sich Abverkäufe anderer Institutionen. Auf diese Weise gelangen erstmals seit knapp zehn Jahren Bitcoin der insolventen japanischen Krypto-Börse Mt. Gox auf den Markt. Der Insolvenzverwalter hatte zuvor angekündigt, dass im Juli die ersten Auszahlungen starten sollen. Insgesamt schuldet Mt.Gox ihren Gläubigern Bitcoin im Wert von über 8 Milliarden Dollar. Zwar werden diese Summen den Markt nicht auf einmal erreichen, dennoch sorgt schon die Ankündigung möglicher Verkäufe für Druck auf den Krypto-Märkten. 

ETF: IBIT von Blackrock am schnellsten wachsender ETF in der Fonds-Geschichte

Der Druck entsteht auch deshalb, da Katalysatoren für den Bitcoin temporär ins Stocken geraten sind. Die Zulassung der Spot-ETFs in den USA war einer der wichtigsten Antriebe für Bitcoin. Nach dem Start der ETFs ist der Preis der Kryptowährung innerhalb von zwei Monaten von knapp 39.000 Dollar auf fast 74.000 Dollar um knapp 90% gestiegen. Die Fonds-Gesellschaften halten derzeit fast 1 Million Bitcoin, darunter der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock mit über 300.000 Einheiten. Zwar fließen, wenn auch weniger als zu Beginn, nach wie vor nahezu täglich Bitcoin in die neuen Fonds. Anders als zu Jahresanfang handelt es sich bei den Zukäufen derzeit aber eher um Absicherungen. Marktteilnehmer kaufen Spot-Positionen, um sich gegenüber der wachsenden Short-Position am Future Markt zu positionieren. Mit anderen Worten, die Zuflüsse sind nicht das Ergebnis einer neuen Nachfrage nach Bitcoin, sondern stellen eher einen Teil einer marktneutralen Position dar, die aktiv gehandelt wird. 

Sobald der Markt die derzeit stattfindenden Abverkäufe verdaut hat, dürfte sich der Bitcoin-Kurs wieder erholen. Denn die Bitcoin-ETFs sind bei amerikanischen Anlegern besonders beliebt. Laut Blackrock-Chef Larry Fink ist der hauseigene Bitcoin-ETF IBIT der am schnellsten wachsende ETF in der Fonds-Geschichte. Nicht wenige amerikanische Anleger dürften in den neuerlichen Abschlägen eine günstige Einstiegsmöglichkeit sehen.

Bitcoin könnte von Rückkehr leichter Inflation profitieren

Sollte die US-Zentralbank FED die Leit-Zinsen in diesem Jahr senken, ist es gut möglich, dass die Inflation wieder leicht anziehen wird. Anleger, die sich vor der inflationären Wirkung niedrigerer Zinssätze auf das weltweite Angebot an Dollar schützen wollen, könnten dann Werte wie Bitcoin favorisieren, die einen möglichen Inflationsschutz bieten. Vergleichbar mit der Knappheit von Gold – und im Gegensatz zu Fiatwährungen wie dem Dollar und Euro – ist die Obergrenze bei Bitcoin festgelegt und kann nicht beliebig erweitert werden. Viele Investoren nutzen Bitcoin als Wertspeicher, der Preis der digitalen Währung könnte daher von einer leichten Inflation infolge der Zinssenkungen in diesem und kommendem Jahr profitieren.

Bankenkrise in den USA ist tendenziell bullish für Bitcoin

Ein weiterer Faktor, den Investoren nicht außer Acht lassen sollten, ist die nach wie vor brodelnde Bankenkrise in den USA. Erst Ende April war die Republic First Bank von US-Behörden übernommen und zwangsverkauft worden. Da zahlreiche Regionalbanken noch immer eine hohe Konzentration risikobehafteter Kredite für Gewerbeimmobilien in ihren Büchern haben, rechnet die Investmentgesellschaft Pimco mit einer anhaltenden Bankenkrise und weiteren Insolvenzen von Regionalbanken. Die Vergangenheit hat gezeigt: negative Entwicklungen im Bankensektor können sich positiv auf den Bitcoin-Kurs auswirken. So legte der Preis nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Mitte März innerhalb eines Monats um knapp 40% zu. Natürlich werden auch weitere Entwicklungen beim Aufwärtstrend eine Rolle gespielt haben. Es ist jedoch kaum zu leugnen, dass Bitcoin, entworfen nach der großen Banken- und Finanzkrise von 2008 als Alternative zum US-Dollar, von einem derzeit bröckelnden Bankensektor profitieren kann. 

Zusammengefasst begünstigen die Bankenkrise und eine mögliche Wiederkehr der Inflation das Wachstum von Bitcoin, doch bremsen der Verkauf auf Seite einiger Institutionen und Miner die Preisentwicklung. Das heißt nicht, dass in diesem Jahr kein neues Allzeithoch möglich ist. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Bitcoin die magische Grenze von 100.000 US-Dollar, wenn dann, erst im kommenden Jahr knacken wird.

Autor Steffen Bassler ist CEO von SwissOne Capital.

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