Lockerungen der Lockdowns, um die Corona-Pandemie einzudämmen, führten zu höheren Ausgaben für Restaurant- und Barbesuche, Reisen und Freizeitgestaltung. „Wir nennen das Konsum-Revange“, schreiben Nigel Bolton, Co-CIO im Bereich Fundamental Equities, und Sophie Steel, Leiterin der Consumer Industry Group, in einem aktuellen Kommentar. „Die Menschen sind froh, endlich wieder einen Hauch von Freiheit zu spüren, und dürften bei gesellschaftlichen Anlässen und beim diskretionären Konsum ordentlich was springen lassen.“
Unterstützende Faktoren
Diese Ausgabenfreude wird Blackrock zufolge von zwei Seiten unterstützt: zum einen von koordinierten geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie einzudämmen. Zum anderen von höheren persönlichen Ersparnissen infolge der Lockdowns. Blackrock verweist in diesem Zusammenhang auf Zahlen der Rating-Agentur Moody’s, nach denen die privaten Ersparnisse allein in den USA um 2,6 Billionen Dollar höher lägen, als es ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre. Dies entspreche zwölf Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
„Unserer Ansicht nach werden die Verbraucher nicht voll und ganz zu ihren Gewohnheiten zurückkehren, die sie vor der Pandemie hatten“, schreiben Bolton und Steel. „Einige neue Trends dürften bestehen bleiben.“ Daraus ergäben sich Chancen für eine aktive Aktienauswahl, um mögliche Gewinner und Verlierer der Wiederöffnung des gesellschaftlichen Lebens zu finden.
Reisebranche schneller erholt als vermutet?
Den Experten zufolge sind Anlagechancen im Zusammenhang mit dieser Wiederöffnung am Aktienmarkt teilweise bereits eingepreist. „Wir denken jedoch, dass es Segmente gibt, die sich noch schneller erholen können, als es der Marktkonsens aktuell erwartet.“ Dazu zählen Bolton und Steel beispielsweise die europäische Reisebranche, weil die Impfprogramme in Kontinentaleuropa im Vergleich zu den USA und Großbritannien später Fahrt aufnähmen.
Aktien von Fluggesellschaften vor Höhenflug?
„Wir sind überzeugt, dass Aktien europäischer Fluggesellschaften abheben können, wenn die COVID-Zahlen sinken“, schreiben sie. Interessant seien auch Anbieter hochpreisiger Restaurants. „Unserer Ansicht nach dürften die Ausgaben in diesem Bereich schneller wieder steigen als erwartet, wenn die Menschen in ihre Büros zurückkehren. Zudem sollten hochpreisige Restaurants in der Lage sein, einige ihrer Kostenersparnisse auf dem Höhepunkt der Pandemie beizubehalten, insbesondere durch Automatisierung – zum Wohle der Margen.”
Aus Anlegersicht interessant seien auch Bereiche, in denen sich das Konsumverhalten dauerhaft verändert hat. „Zum Beispiel Premium-Anbieter von Tiernahrung und Essen-Lieferdienste“, schreiben Bolton und Steel. Zudem achteten Verbraucher weiterhin stärker auf Nachhaltigkeit. „Nachhaltige Geschäftspraktiken können zu nachhaltigeren Cashflows führen – und damit zu einer stärkeren Aktienkursentwicklung.