Schwere Zeiten in Kanada
Jedoch geschahen diese Maßnahmen zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Denn der Preise für ein Haus in Kanada lag bereits vor dem Ölpreisverfall rund 60 Prozent, in Norwegen um rund 50 Prozent über dem historischen Durchschnitt. Kritisch ist diese Situation, weil der Immobiliensektor in Kanada ebenfalls rund 15 Prozent des BIPs ausmacht, die privaten Haushaltsschulden auf über 160 Prozent angestiegen sind und gleichzeitig der durchschnittliche kanadische Haushalt mehr als 30 Prozent seines verfügbaren Einkommens in die eigene Immobilie investiert.
Preisverfall in China
Noch eindrucksvoller und fast schon dramatisch ist die Entwicklung mit Hinblick auf China. Der wesentliche Grund für den dortigen konjunkturellen Abschwung ist der starke Preisverfall am Immobilienmarkt. In China hat der Anteil des Immobiliensektors an der Wirtschaftsleistung zur Hochzeit des Immobilien-Booms im Jahr 2014 rund 23 Prozent ausgemacht. Das ist fast dreimal mehr als in den USA zu den Boom-Zeiten vor der Finanzkrise.
Projiziert man die aktuellen, chinesischen Turbulenzen auf die wesentlich kleineren Volkswirtschaften wie Norwegen, Kanada, aber auch Großbritannien, dann verheißt dies für die dortigen Wirtschaften nichts Gutes. Was für wirtschaftliche Folgen aus einem signifikanten Rücksetzer des globalen Immobilienmarktes zu erwarten sind, hat nicht nur das Platzen der Immobilienblase in den USA im Jahr 2008 gezeigt. Als Konsequenz sollten Anleger höchste Vorsicht walten lassen, wenn Sie in die Immobilienmärkte der genannten Länder investieren möchten.
Immobilienblase in Deutschland
Doch auch im deutschen Heimatmarkt müssen die Anleger vorsichtig sein: Infolge der niedrigen Zinsen und des Status als sichere Anlage sind die Hauspreise seit dem Jahr 2010 um mehr als 20 Prozent gestiegen. Die Bundesbank beäugt die Preisdynamik in Metropolen und Ballungszentren wie Berlin, München oder Düsseldorf skeptisch, vermied es jedoch bisher von einer Blasenbildung zu sprechen.
Wenn die EZB ihren expansiven Kurs jedoch weiter beibehält, droht auch hier eine echte Überhitzung. Spätestens wenn die europäische Konjunktur dann wieder anspringt und die EZB die Zinswende einleitet, könnte es dann zu substanziellen Rücksetzern bei deutschen Immobilien und einer Eintrübung der Wirtschaft kommen.
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Die Frage, die sich dann stellt ist: aus welcher Höhe fällt man? Und mit Blick auf die Tatsache, dass Deutschland wirtschaftlich das Zugpferd der Euro-Zone ist: wer übernimmt dann die Rolle des konjunkturellen Treibers in Europa?
Autor Jens Klatt ist Chefanalyst von DailyFX Deutschland.
Foto: DailyFX Deutschland