Bleibt die Geldpolitik eine Unterstützung?

In der Eurozone, die deutlich negativer vom Zollstrudel betroffen ist, belasten darüber hinaus Sorgen um die Lage in Italien und der nach wie vor nicht gelöste Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU).

Aufgrund dieser Einflussfaktoren haben wir die Wachstumsprognosen für die Eurozone ebenfalls nach unten angepasst. 2019 dürfte die Wirtschaft um 1,1 Prozent wachsen, 2020 könnte es noch ein Prozent sein.

Notenbanken haben geliefert

Vor diesem Hintergrund signalisierten die großen Notenbanken seit Jahresbeginn die Bereitschaft, die Konjunktur zu stützen, sollte es erforderlich sein. Das war ein großer Unterstützungsfaktor für nahezu alle Anlageklassen in den vergangenen Monaten. Und die Zentralbanken haben geliefert, wenn auch anders als erwartet.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat Ende Juli zum ersten Mal seit zehn Jahren die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Für viele Marktteilnehmer überraschend hat sie dabei aber unmittelbar darauf hingewiesen, dass dies nur ein vorsorglicher Zinsschritt sei und nicht als Beginn eines neuen Zinssenkungszyklus angesehen werden sollte.

Fed befindet sich auf einem Drahtseil

Einerseits liefern die US-Konjunkturdaten keinen Grund für eine Zinssenkung. Andererseits steht die US-Notenbank aber unter Druck von US-Präsident Donald Trump und hat mit ihrer Kommunikation seit Beginn des Jahres auch eine hohe Erwartungshaltung an den Kapitalmärkten erzeugt.

Die Fed hat auf ihrer Juli-Sitzung signalisiert, dass sie sich künftig als einen geringeren Unterstützungsfaktor für die Märkte sieht. Entsprechend war die unmittelbare Marktreaktion nach dem Fed-Entscheid: Vor allem der US-Dollar hat mit einer Aufwertung gegenüber allen anderen Währungen reagiert, da die US-Leitzinsen perspektivisch höher bleiben sollten als bislang angenommen.

EZB möchte mehr machen

Die weiteren Zinssenkungserwartungen an den Kapitalmärkten waren rückläufig, müssen aber mit Sicht auf die nächsten Wochen weiter kommunikativ eingefangen werden. Wir gehen von einem weiteren Zinsschritt im September aus – mit dem kommunikativen Versuch der Fed, diesen Schritt als präventiv und somit ausreichend zu verkaufen.

Im Gegensatz zur US-Notenbank scheint die Europäische Zentralbank (EZB) dazu bereit zu sein, trotz ihres vergleichsweise engen Handlungsspielraums, mehr zu machen, als allgemein erwartet wurde. Dabei war die EZB eigentlich auf dem Weg, ihre Geldpolitik zu normalisieren.

Erneute Lockerung erwartet

Noch vor wenigen Monaten wurden Zinsanhebungen im Jahr 2020 erwartet. Aufgrund der aktuellen konjunkturellen Schwäche hat sie jedoch gute Gründe, ihre Geldpolitik wieder zu lockern. Denn in Europa schlagen sich die rezessiven Tendenzen im Industriesektor deutlich stärker nieder als in den USA.

 

Seite 3: Was von der EZB zu erwarten ist

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