Immer mehr Unternehmen der Immobilienwirtschaft investieren einen signifikanten Anteil ihres Jahresumsatzes in Maßnahmen zur Umsetzung der eigenen Digitalisierungsstrategie. Das zeigt die dritte Digitalisierungsstudie des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, und EY Real Estate.
Vier Prozent der etablierten Unternehmen investieren bereits mehr als 20 Prozent des Umsatzes in diesem Bereich, zehn Prozent zwischen 5 und 20 Prozent. Die Finanzierungsbereitschaft gerade für die laufenden Kosten ist mehrheitlich vorhanden. Das bestätigen 67 Prozent der Studienteilnehmer.
„Immer mehr Marktteilnehmer haben verstanden, dass der digitale Wandel keine Eintagsfliege ist, sondern ein ernst zu nehmender Bestandteil einer nachhaltigen Unternehmensstrategie“, sagt Martin Rodeck, Innovationsbeauftragter des ZIA und Executive Managing Director EDGE Technologies. Die Budgets beträfen nicht nur neue digitale Lösungen, sondern auch das eigene Personal. „Inzwischen finden sich immer ‚Techies‘ in Führungspositionen der Immobilienwirtschaft“, so Rodeck. Dennoch seien fehlende personelle Ressourcen nach wie vor die größte Herausforderung im Bereich Digitalisierung. 74 Prozent der Befragten messen diesem Punkt eine hohe Bedeutung zu.
Einschätzungen werden realistischer
„Der digitale Wandel beschleunigt sich entsprechend. In vielen Bereichen können wir bereits beobachten, wie neue Technologien und Geschäftsmodelle die Arbeits- und Denkweise unserer Branche verändern, auch getrieben durch das veränderte Immobiliennutzer- und Investorenverhalten“, sagt Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die mehr als 300 Umfrageteilnehmer aus der Immobilienwirtschaft rechnen zudem damit, dass vermeintliche Zukunftstechnologien für sie zu einem deutlich früheren Zeitpunkt relevant werden als lange vermutet. „Auch das ist ein Lerneffekt. Die Einschätzungen unserer Branche werden realistischer“, ergänzt Schulz-Wulkow.
Fortschritte – aber keine Euphorie
„Dennoch befinden wir uns noch immer am Anfang der Entwicklung“, mahnt Schulz-Wulkow. „Zeit zum Durchatmen bleibt nicht.“ Zwar werde vermehrt in Blockchain, Robotics und Intelligenz investiert, sichtbar würden die Fortschritte aber bislang eher in teilautomatisierten Prozessen etwa in der Beleg- und Anfragenbearbeitung und der Immobilienbewertung. Nicht einmal jedes zehnte befragte Immobilienunternehmen zählt sich bereits zur digitalen Speerspitze. Immerhin sei das Verständnis für das Thema deutlich gereift.
„Digitalisierung ist nicht einfach das Ersetzen bisheriger analoger Prozesse durch digitale. Es sind neue Prozesse und Geschäftsmodelle, die Teil der Gesamtausrichtung eines Unternehmens sind“, sagt Schulz-Wulkow. Der Umfrage zufolge war jenes Verständnis im Vorjahr nur bei 39 Prozent der Unternehmen ausgeprägt, nun hingegen bei 91 Prozent. Die Einschätzungen der Unternehmen zum eigenen digitalen Wandel seien zunehmend realistisch.
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