Blockchain: (Noch) keine Priorität bei den Versicherern

Bei 68 Prozent der deutschen Finanzdienstleister räumen dem Thema Blockchain derzeit noch keine große Priorität ein. Viele Banken, Versicherer und Asset Manager wollen erst einmal abwarten, was die Konkurrenz macht, zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter den Führungskräften von 300 Banken, Versicherern und Vermögensverwaltern.

Erst mal schauen, wass die Mitbewerber machen: Auch beim Thema Blockchain hat die Branche keinen Grund zur Eile. Experten von PwC empfehlen den Führungskräften, mit den strategischen Planungen zu beginnen.

 

So sagt inzwischen zwar fast jeder zweite Top-Entscheider,  zumindest „moderat“ mit dem Thema Blockchain vertraut zu sein. Trotzdem sehen zwei Drittel der Unternehmen derzeit noch keine Eile, sich strategisch mit Blockchain zu befassen. Gerade einmal drei Prozent der deutschen Finanzdienstleister setzen die neue Technologie bereits ein oder wollen dies zeitnah tun.

Keine Eile

Die abwartende Haltung zeigt sich auch daran, dass bloß zwei Prozent der befragten Unternehmen das Ziel verfolgen, „die ersten im Markt zu sein, die die Blockchain-Technologie produktiv einsetzen“. Immerhin 14 Prozent sagten, sie wollten zumindest „unter den ersten sein“. Dagegen verspürt die große Mehrheit der Banken, Versicherer und Asset Manager offenbar keine Eile.

47 Prozent gaben an, es reiche ihnen, wenn sie die Blockchain ungefähr zur gleichen Zeit wie die wichtigsten Wettbewerber einführten. Und 27 Prozent erklärten sogar, bei ihnen werde die neue Technologie erst dann zum Einsatz kommen, wenn sie bereits eine Zeitlang im Markt erprobt sei.

„Bei Blockchain klafft eine merkliche Lücke zwischen dem öffentlichen Hype und der Frage, wie weit die Finanzindustrie tatsächlich schon mit den Plänen für eine reale Anwendung ist“, sagt Dr. Thomas Schönfeld, Blockchain Leader Financial Services bei PwC in Deutschland. Dass sich Banken, Versicherer und Vermögensverwalter erst einmal mit der Beobachterrolle begnügen, hält der Experte für nachvollziehbar. Zumal niemand vorhersagen können, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird.

„Wer in fünf Jahren dabei sein möchte, sollte jetzt beginnen“

Zugleich warnt Schönfeld davor, das Thema auf die lange Bank zu schieben: „Die Blockchain wird die Finanzindustrie verändern – daran kann es wenig Zweifel geben. Insofern sind die Unternehmen gefordert, allmählich die strategischen Weichen für das Blockchain-Zeitalter zu stellen.“

Erst wenn die Ziele für das Unternehmen definiert seien, könne über die Umsetzung entschieden werden, die dann ihrerseits entsprechenden Vorlauf benötige. „Wer in fünf Jahren mit dabei sein möchte, muss folglich jetzt beginnen, seine Ziele zu bestimmen“, so Schönfeld.

Allerdings gibt es bei jedem zweiten Finanzdienstleister bislang noch keinen Mitarbeiter, der für das Thema verantwortlich betreut. Lediglich 23 Prozent haben mehr als zwei Mitarbeiter auf die neue Technologie angesetzt. Dazu passt, dass interne Blockchain-Initiativen nur in acht Prozent aller Fälle auf Ebene des Topmanagements angesiedelt sind. Gängiger ist es, zum Beispiel die IT-Abteilung (24 Prozent) zu beauftragen oder einzelne Mitarbeiter, die ein besonderes Know-how für das Thema mitbringen (Zwölf Prozent).

Noch wenig Einfluss auf Geschäftsmodell

Tatsächlich sehen die meisten Banken, Versicherer und Asset Manager in der Blockchain ein Thema eher für die mittlere Zukunft. So antworteten nur fünf Prozent auf die Frage, inwieweit die Technologie das Geschäftsmodell in den kommenden zwei Jahren verändern werde, mit „sehr stark“ oder „extrem stark“. Bei einem Zeithorizont von fünf Jahren waren es aber schon 19 Prozent – und auf Sicht von zehn Jahren sogar 34 Prozent.

Zudem liegt die Zahl derer, die glauben, die Blockchain habe „wenig“ oder „gar keinen“ Einfluss auf ihr Geschäftsmodell, auf lange Sicht nur noch bei 24 Prozent. Anders als noch vor einem Jahr scheinen sich jedoch mittlerweile die größeren Unternehmen vergleichsweise deutlich stärker mit dem Thema zu beschäftigen und auch entsprechend Mitarbeiter und Budget bereitzustellen als die kleineren.

Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass einige Finanzdienstleister auch auf alternative Konzepte setzen – „auf Techniken, die auch ohne Blockchain eine dezentrale und zumindest teilautonome Lagerung von Daten versprechen“, so PwC-Experte Schönfeld. Auf Sicht von zwei Jahren trauen elf Prozent der befragten Unternehmen diesen Technologien einen markanten Einfluss auf ihre Geschäftsmodelle zu.

Bei einem Fünf-Jahres-Horizont sind es 17 Prozent und bis 2028 sogar 24 Prozent. „Man darf gespannt sein zu sehen, inwieweit sich solche Modelle – die den Anspruch haben, Vorteile der Blockchain mit besserer Effizienz zu vereinen – tatsächlich am Markt durchsetzen können“, so Schönfeld. (dr)

Foto: Shutterstock

 

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