Blue Chips stehen hoch im Kurs

Unabhängige Fondsexperten setzen zunehmend auf große Namen aus der gesamten Welt.

Gastbeitrag von Katja Müller und Andreas Gessinger, Universal-Investment

Katja Müller erklärt warum Blue Chips bei den Fondsmanagern sehr beliebt sind.
Katja Müller erklärt warum Blue Chips bei den Fondsmanagern sehr beliebt sind.

Neben den großen Fondsgesellschaften haben sich unabhängige Vermögensverwalter und Investmentboutiquen mit ihren Strategien längst einen festen Platz in der deutschen Fondslandschaft erobert. Inzwischen liegt das Volumen, das in so genannten Private-Label-Fonds verwaltet wird, bereits bei geschätzten 100 Milliarden Euro und wächst weiter. Die Anlageexperten sind häufig spezialisierte und erfahrene Fondsmanager, die die Selbstständigkeit einer Karriere in etablierten Gesellschaften vorziehen, um ihre Investmentideen frei von Konzernvorgaben umsetzen zu können.

Auch wenn alternative Anlageklassen bei der Auflage neuer Fonds immer mehr an Bedeutung gewinnen, bleibt die Aktie eine tragende Säule der Portfolios. Welche Unternehmen gerade unabhängige Fondsmanager für besonders attraktiv halten, ist natürlich sowohl für Anleger als auch Berater interessant. Universal-Investment ist dieser Frage nachgegangen und hat die auf ihrer Fondsplattform verwalteten Private-Label-Fonds analysiert. Diese repräsentieren zusammen etwa 24 Milliarden Euro, mithin ein Viertel des gesamten Marktes für Private-Label-Fonds in Deutschland und Luxemburg.

Home Bias wird allmählich schwächer

Ergebnis der monatlichen Fondsauswertung von Universal-Investment ist ein Ranking der zehn beliebtesten Aktienwerte unabhängiger Fondsinitiatoren, welches monatlich aktualisiert wird und somit die momentane Positionierung der Experten spiegelt. Auf den ersten Blick ist klar: Nebenwerte und exotische Namen spielen in dieser Statistik keine Rolle. Vielmehr dominieren Blue Chips und die Verbundenheit zum Heimatmarkt. Aktuell sind sechs der zehn Top-Titel im Dax vertreten, nämlich BASF, Allianz, Munich Re, Bayer, SAP und Siemens. Allerdings ist der so genannte „Home Bias“ leicht auf dem Rückzug. Zum Start der Analyse Anfang 2012 waren noch neun deutsche Unternehmen unter den Top 10.

Auf Platz eins liegt derzeit mit Warren Buffets Holding Berkshire Hathaway ein Value-Wert aus den USA, der bereits seit März 2014 kontinuierlich zu den bevorzugten Aktienwerten zählt. Aktien von Apple haben es ebenfalls in die Top 10 geschafft. Zwei Adressen sind Anlegern womöglich weniger bekannt: So setzen unabhängige Vermögensverwalter auch auf das dänische Gesundheitsunternehmen Novo-Nordisk, das als größter Insulinhersteller der Welt gilt und sich auf die Bekämpfung chronischer Krankheiten sowie Adipositas konzentriert. Und nicht zuletzt kann Schönheit profitabel sein: Der französische Naturkosmetikhersteller L’Occitane en Provence, der von einem Österreicher aufgebaut wurde und seit 2010 an der Börse in Hongkong gelistet ist, war im Juni 2016 der jüngste Neuzugang im Ranking der Lieblingsaktien.

Vermögensverwalter investieren langfristig

Wie hat sich die Positionierung der Fondsexperten in den letzten Jahren verändert? Von den Dax-Werten, die zu Beginn der Analyse Anfang 2012 zu den bevorzugten Unternehmen zählten, sind aktuell noch Allianz, BASF und Siemens vertreten. BMW, E.ON und Henkel dagegen fielen in der Gunst zurück. Auch Porsche zählt nicht mehr zu den Favoriten. Und die Deutsche Bank war zuletzt im März letzten Jahres unter den Top 10. Insgesamt investieren unabhängige Fondsmanager mittel- bis langfristig, Wechsel vollziehen sich typischerweise im Verlauf mehrerer Monate. Immerhin 18 Dax-Werte haben es seit 2012 übrigens kein einziges Mal ins Ranking geschafft, darunter Commerzbank, Lufthansa, Deutsche Telekom und Volkswagen.

Spannend wird in den nächsten Monaten zu beobachten sein, ob und wie sich mögliche Änderungen in Politik, Wirtschaft und an den Kapitalmärkten unter der neuen US-Regierung auf die Portfolios der Vermögensverwalter auswirken. Aufgrund des Niedrigzinsumfeldes gewinnen alternative Investmentansätze und Asset-Klassen abseits des Mainstreams zunehmend an Bedeutung, beispielsweise Total Return, Absolute Return, Real Assets und OTC-Derivate. Zudem wird das Angebot unabhängig geführter Fonds immer internationaler, da ausländische Asset Manager nach Deutschland kommen und deutsche Initiatoren ihre Fonds in anderen Märkten vertreiben möchten – wobei viele länderspezifische Anforderungen an die Fondsauflage, die Verwaltung und das Reporting zu beachten sind.

Katja Müller ist Bereichsleiterin Sales & Relationship Management und Andreas Gessinger ist Abteilungsleiter Private Label Relationship Management bei Universal-Investment, Frankfurt

Foto: Universal-Investment

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