BMO Global Asset Management benennt die Markttreiber für 2020

Das Ende der Globalisierung?

Die letzten 25 Jahre standen im Zeichen der Globalisierung. Angetrieben von der Geburt des Internets und der Entstehung multinationaler Technologieriesen ist die Internationalisierung ein Phänomen, das eine beispiellose Expansion des Handels und der Finanzströme bewirkt hat. Aber das Pendel scheint jetzt in die entgegengesetzte Richtung zu schwingen. Sowohl Stimmen der politischen Linken als auch der politischen rechten Seite lehnen die Globalisierung ab, weil sie entweder zu kapitalistisch oder zu zentralistisch sei. Der Rückzug der USA aus der globalen Führung dürfte diesen Strömungen Auftrieb verschaffen. Da China auch in seiner Wirtschaftspolitik introspektiver wird, beginnt die Globalisierung der Regionalisierung Platz zu machen. Jegliche Verlagerung auf die Regionalisierung wird wahrscheinlich zunehmende wirtschaftliche und politische Risiken mit sich bringen. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass die Globalisierung sich umkehren wird. Sie ist aber ins Stocken geraten, und die rasante wirtschaftliche Expansion der letzten zwei Jahrzehnte wird sich wahrscheinlich nicht wiederholen.

Die Herausforderung der Dekarbonisierung hält an

Es gibt kein aktuelleres und relevanteres Thema im Zusammenhang mit dem Klimawandel als die Notwendigkeit, die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren. Das Vereinigte Königreich, Frankreich und Schweden gehören nun zu den Ländern, die sich das Ziel gesetzt haben, Netto-Null-Kohlenstoffemissionen zu erreichen. In der Zwischenzeit haben große Unternehmen wie Amazon.com, Daimler und Duke Energy, eines der größten Elektrizitätsunternehmen der USA, ihre eigenen Nettoverpflichtungen zur CO2 Neutralität formuliert. Um das Ziel von Null Netto-Kohlenstoffemissionen zu erreichen und einen gefährlichen globalen Temperaturanstieg zu verhindern, muss die Bevölkerung die derzeitige Lebensweise grundlegend verändern. Der Weg zur Dekarbonisierung ist in einigen Sektoren einfach. In der Energieerzeugung zum Beispiel stellen die erneuerbaren Energien einen immer größeren Anteil – bei sinkenden Preisen. Problematischer ist es jedoch, eine wachsende Weltbevölkerung klimaneutral zu ernähren. Die Technologie der negativen Emissionen bietet die Hoffnung, dass der CO2-Haushalt ausgeglichen werden kann, aber das Tempo dieser Art von Innovation muss beschleunigt werden.

Möglicher Zusammenbruch des deutschen Automobilsektors

Der weltweite Verkauf großer Mengen an hochwertigen Automobilen war in den letzten Jahrzehnten die Grundlage für die Wirtschaftskraft Deutschlands. Doch mit dem Beginn der strukturellen Umstellung auf Elektrik ist dieses sehr erfolgreiche Modell in Gefahr. Da auch andere Schlüsselbranchen wie Chemie und Kunststoffe vor Herausforderungen stehen, wird die wirtschaftliche Dominanz Deutschlands auf den Prüfstein gelegt. Das Ausmaß könnte so umfassend werden, dass Frankreich mit seiner geringen Abhängigkeit von Autoexporten und den jüngsten Arbeitsmarktreformen die Wirtschafts-Führung innerhalb der Eurozone übernehmen könnte.

Aufgrund der obengenannten Einschätzungen kommt BMO Global Asset Management mit Hinblick auf die übergreifende Asset Allocation zum Schluss, dass die Stimmung bei Aktien angesichts der allgemein gemäßigten Rhetorik der wichtigsten Zentralbanken und der angemessenen Performance der Unternehmensgewinne insgesamt positiv bleibt. Die Positionierung in Bezug auf Staatsanleihen ist neutral, wo der Nutzen einer unterstützenden Geldpolitik und einer niedrigen Inflation durch überzogene Bewertungen und extrem niedrige Renditen ausgeglichen wird. Auch in den Schwellenländern lasten üppige Bewertungen auf dem Kreditmarkt, aufgrund der unterstützenden Zentralbankpolitik und der niedrigen globalen Inflation sieht der Markt für Schwellenländer-Staatsanleihen aber besser aus. Bei Währungen ist die Positionierung gegenüber dem US-Dollar angesichts der Aussicht auf eine weitere Lockerung durch die Federal Reserve negativ. Der Ausblick für Euro und Yen ist aufgrund relativer Bewertungsüberlegungen positiv.

Steven Bell, Chefökonom, BMO Global Asset Management, kommentiert: „Die Gesamtnachfrage wird sich unserer Ansicht nach zwar verlangsamen, wir haben aber nicht das Gefühl, dass wir uns einer Rezession nähern. Die Gewinne sind hoch, die Erträge steigen, und die Verbraucher haben ihre Ersparnisse aufgestockt, was zu einem weiteren Zufluss in die Wirtschaft führen wird. Wir haben wichtige Chancen identifiziert und Bereiche hervorgehoben, in denen wir Risiken wie die Inflation sehen. Wir glauben, dass die größte Chance für 2020 darin besteht, in Risikoaktiva zu investieren, von denen wir erwarten, dass sie im kommenden Jahr outperformen werden.“

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