Erdbeben, Tsunami, Kernschmelze: Das Jahr 2011 hätte für Japans Wirtschaft kaum katastrophaler verlaufen können. Die Aussichten am japanischen Aktienmarkt für das Jahr 2012 halten Börsenkenner für umso besser.
So sagt etwa Shogo Maeda, Leiter japanische Aktien beim britischen Vermögensverwalter Schroders: „Nach einem ausgesprochen turbulenten Jahr für Japan sind wir zum Jahresauftakt 2012 bestrebt, die attraktiven Bewertungen auszunutzen. Wir sind zuversichtlich, dass einige der international wettbewerbsfähigen Branchen des Landes im Jahr 2012 ins Rampenlicht treten und positive Erträge für die Aktionäre erwirtschaften werden.“
Günstig wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr
2011 sei ein ausgesprochen schwieriges Jahr für den Inselstaat gewesen, besonders gravierend die Folgen des verheerenden Erdbebens im März: „Vor der Katastrophe bot der japanische Aktienmarkt noch attraktive Erträge. Niemand konnte ahnen, dass sich der Markt nach einem Erdbeben einem Niveau annähern würde, das zuletzt vor 30 Jahren verzeichnet wurde.“
Damit fallen die Bewertungen so niedrig aus wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die kurzfristige Wirtschaftsdynamik nimmt nach Einschätzung von Marktexperten zu und die öffentlichen Ausgaben sind noch auf Jahre hoch.
Einbahstraße zum Erfolg?
Maeda ist sich sicher, dass „viele Faktoren derzeit nahelegen, dass es nur noch aufwärts gehen kann“. Der Markt befinde sich auf dem tiefsten Stand seit mehreren Jahrzehnten, die Bewertungen seien daher äußerst günstig, die kurzfristige Wirtschaftsdynamik zeigten nach oben und die Staatsausgaben würden in den nächsten Jahren steigen. „Zudem werden die Versorgungsprobleme allmählich behoben, während die Produktionssteigerungen und Staatsausgaben 2012 für Auftrieb sorgen sollten“, so Maeda.
Weitere Wachstumschancen: Die Folgen des Erdbebens, darunter der Anstieg der Energiepreise und der Steuern, werden die Verlagerung japanischer Unternehmen ins Ausland beschleunigen. In den vergangenen zehn Jahren haben sie ihre Investitionen innerhalb des Landes reduziert und stattdessen immer stärker in ihre Auslandsaktivitäten investiert. Mit Erfolg, wie Maeda weiß: Über ein Viertel der Gewinne der großen Industriekonzerne stammte 2010 aus dem Asiengeschäft. Eine große Anzahl an Unternehmen expandiert mittlerweile in die rasch wachsenden Schwellenmärkte, insbesondere China und Südostasien.
Den Chancen stehen jedoch ebenfalls einige Unsicherheitsfaktoren auf makroökonomischer Ebene gegenüber: die politische Entwicklung des Landes, die Kernkraft, der Yen und die Weltwirtschaft. (mr)
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