1. Märkte in „stabiler Seitenlage“
Mit Blick auf das aktuelle Marktgeschehen fühlt sich Robert Halver an ein unaufgeräumtes Kinderzimmer erinnert: Alles liegt durcheinander und es ist schwer, einen Überblick zu behalten. Dennoch sieht der langjährige Börsenbeobachter den Markt „in einer stabilen Seitenlage“: „Dass an den Kapitalmärkten nicht alles rund läuft, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Das ist aber auch eine Chance! Niemand kann mehr sagen, er hätte von Inflation, der drohenden Rezession, gestörten Lieferketten und dem Krieg in der Ukraine nichts gewusst“, so Halver. „Die Märkte preisen sowohl einen Gas-Lieferstopp, eine Rezession und neue Lockdowns in China ein. Eigentlich kann es mittelfristig nur besser werden.“ Auch Börsen-Coach Ulrich Müller outet sich als Optimist und betont die langfristigen Chancen des Aktienmarkts. „Aktien stehen Ende des Jahres höher als jetzt, dafür spricht die aktuell bereits schlechte Stimmung, die Raum für positive Überraschungen lässt und die Geschichte – das letzte Quartal des Jahres ist für die Börsen oft ein freundliches.“
2. Inflation ist wie Unkraut – beidem müssen wir entschieden begegnen
Der Börsenspruch „Don’t fight the Fed!“ bringt auf den Punkt, dass es unklug ist, sich als Investor gegen die US-Notenbank zu stellen. Aktuell steigen die Zinsen vor allem in den USA rasant. „Inflation ist wie Unkraut: Wer sie am Anfang nicht entschieden bekämpft, muss am Ende noch mehr Mühen auf sich nehmen. Harte Zinsschritte sind daher richtig“, so Halver. „Ist die Inflation eingedämmt, spielen auch die Märkte wieder befreit auf“, so der Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Dann könnten auch Tech-Aktien wieder eine neue Dynamik entwickeln. Auch Börsen-Coach Müller glaubt an Ergebnisse der Notenbank-Maßnahmen: „Zwar kommen die Währungshüter zu spät, doch können Sie diesen Fehler durch entschiedenes Auftreten wiedergutmachen. Spätestens in ein paar Monaten dürfte die Marktstimmung wieder drehen“, so Müller.
3. China und Taiwan als nächster Krisenherd?
Obwohl China rund um Taiwan zunehmend die Muskeln spielen lässt und auch die USA im Pazifik vermehrt Flagge zeigen, glaubt Robert Halver nicht an eine Eskalation des Konflikts. „Die USA haben durch Reisen von Vertretern des politischen Systems die Hürde für einen Angriff Chinas auf Taiwan hochgelegt. Auch die militärischen Zusagen der USA an Taiwan sind umfassend. Chinas Binnenwirtschaft ist im Zuge der Lockdowns geschwächt, hinzu kommt die schwelende Immobilienkrise. Ich sehe mittelfristig keine Eskalation. Vielmehr brauchen die USA und China einander. China die USA aktuell womöglich gar mehr, als umgekehrt.“ Und Müller ergänzt: „Taiwans Chip-Industrie ist auch für den chinesischen Aufschwung von Bedeutung. Auch das spricht dafür, dass es beim Säbelrasseln bleiben wird.“