Gastkolumnist Roland Leuschel zählt seit den 1980er-Jahren mit seinen korrekten Voraussagen des Oktober-Crashs 1987 und des Salami-Crashs 1990 in Japan zu den großen Börsenberühmtheiten Europas.
Eine der führenden Investment-Banken der Welt, Goldman Sachs, legte kürzlich in London vor professionellen Anlegern ihre aktuelle Strategie bei Anleihen- und Aktienanlagen dar: “Angesichts der aktuellen Bewertungen ist es nach unserer Ansicht Zeit, den Anleihen längerfristig Tschüss zu sagen.”
Im selben Atemzug empfehlen die Banker langfristig wieder Aktien zu kaufen: “Wir rechnen in den kommenden Jahren mit einer Aufwärtsbewegung”, und vergaßen nicht, darauf hin zu weisen, dass wir bei Aktien “die besten Wachstumsaussichten seit einer Generation haben”. Was mich wirklich auf die Palme bringt, und ich habe davon einige in meinem Garten, ist die Begründung: “Wieder steigende Renditen bei Anleihen können die Aktienkurse unterstützen. Wir erwarten die beginnenden Renditeanstiege bei Staatsanleihen als positiven Faktor für die Aktienkursentwicklung. Beides ist Ausdruck von zunehmendem Wachstum und anziehenden Inflationserwartungen.”
Steigende Renditen am Rentenmarkt und steigende Inflationsraten sollen also gut für Aktien sein. Dieses Chanson habe ich schon mehrmals in meiner Karriere gehört, und der Refrain ist immer derselbe “Aktiencrash”.
Zum ersten Mal als 1961/62 die Kuba-Krise und der Anstieg der Energiepreise mit einem Börsencrash endete. Ich erinnere mich, als 1973 der Jom Kippur Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten ausbrach und zu einer globalen Stagflation führte. Endstation: Börsencrash.
Ich erinnere mich auch, als 1979 die islamische Revolution im Iran zu steigenden Ölpreisen und zu einer weltweiten Stagflation führte. Endstation: Börsencrash.
Auch habe ich nicht vergessen, als 1990/91 der Irak in Kuweit einfiel, und es weltweit zu einer Wirtschaftskrise kam mit der Endstation: Börsencrash.