Nach einem turbulenten Jahr 2016 stehen weitere zahlreiche Großereignisse in den kommenden zwölf Monaten an. Gastkommentar von Dr. Ivo Kovachev, J O Hambro
Beim Blick auf den derzeitigen Zustand der Emerging Markets, lohnt es sich, den gesamten globalen Aktienmarkt miteinzubeziehen. Top Down-Länderrisiken werden häufig als auf die Emerging Markets beschränkt wahrgenommen. Aber solche Risiken traten 2016 auch vermehrt in den Industrieländern auf, wobei die Aktienindizes relativ robust geblieben sind: Beginnend mit dem Brexit-Votum in Großbritannien im Juni, weiter zur Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November hin zur Niederlage des italienischen Ministerpräsidenten Renzi beim Verfassungsreferendum und dessen Rücktritt.
Politische Wahlen im Blickpunkt
Die entwickelten Finanzmärkte hatten ein Jahr mit massiven politischen Veränderungen zu verdauen. Mit der Aussicht auf eine weitere Parlamentswahl in Italien, die Präsidentschaftswahl in Frankreich und die Parlamentswahlen in den Niederlanden und Deutschland sowie mit populistischen, Euro-feindlichen, rechten Parteien im Aufwind in jedem dieser Länder (wenn auch mit unterschiedlich starkem Grad), wird das politische Risiko auch 2017 nicht verschwinden.
Unsere Erwartung für 2016 war, dass die Emerging Markets die entwickelten Märkte überflügeln werden – und so war es dann auch. Dies ist auch unsere Erwartung für 2017. Eine Kombination aus fallenden Zinsen und zurückgehender Inflation, relativ günstigen Währungen, hohen Risikoprämien bei Aktien und anziehendem Wachstum (durch steigende Infrastrukturausgaben sowohl in China als auch in den USA) stellt einen fruchtbaren Nährboden für die Assetklasse Aktien bereit.
US-Dollar könnte Schwellenländer belasten
Eine vom jetzigen Stand aus weitere Aufwertung des US-Dollars wird als ernsthafter Risikofaktor für die Emerging Markets angesehen. Angesichts der Dollar-Stärke und einer enttäuschenden Entwicklung der Assetklasse in früheren Jahren, sind diese Befürchtung verständlich. Wir sind aber lange genug im Geschäft, um uns noch an die 1990er Jahre zu erinnern. Das war ebenfalls eine Zeit, die durch eine Dollar-Stärke geprägt war, gepaart mit Währungskrisen – ob in Mexiko, Asien oder Russland – als bedeutender Bestandteil der Emerging Markets-Landkarte. Und trotz dieses Umfelds entwickelten sich viele Ermerging Markets gut: Erstens, weil sie günstig waren (unterstützt durch die Tatsache, dass sie damals von Investoren noch relativ unentdeckt waren) und zweitens, weil diese Volkswirtschaften sich damals eines erheblichen Wachstums erfreuten.
Aktives Management ist wichtig
Auch für 2017 ist derzeit reichlich Unsicherheit vorhanden und jede Menge Risiken liegen vor uns. Die Märkte sind, wie immer, voll von Übertreibungen und Spekulationen. Aber es ist unser Job erfolgreich durch diese Stürme zu navigieren. Und während ein erfahrener Kapitän und Crew eine zentrale Voraussetzung darstellen, sind Urteilsvermögen und Geduld zwingend sowie die richtige Positionierung und eine klare Vorstellung der Richtung grundlegend. Mit Überraschungen, sowohl positiven als auch negativen, ist jederzeit zu rechnen. Als Investoren halten wir ständig Ausschau nach sich daraus ergebenden Möglichkeiten und ergreifen sie.
Ivo Kovachev ist Senior Fund Manager des JOHCM Emerging Markets Fund bei J O Hambro, London
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