Branchengipfel Sachwertanlagen / Panel 1: „Der Kapitalbedarf ist riesig“

Sabine Spohr, Hep: „CO2 macht nicht an Deutschlands Grenze Halt. Es ist ein globales Thema.“ / Foto: Florian Sonntag

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Busboom: Die Erneuerbare-Energien-Branche war jahrelang ein Verkäufermarkt, und es hat eine ganze Zeit gedauert, bis in den Köpfen der Verkäufer angekommen ist, dass sie die Preise von vor zwei Jahren jetzt nicht mehr bekommen. Im Solar-Bereich sind die meisten Projektierer inzwischen in der Realität angekommen. Das liegt auch daran, dass dort sehr viel gebaut wird und unglaublich viel Kapital benötigt wird. In der Wind-Welt ist es zurzeit noch ganz anders. Dort wird aktuell noch nicht so viel gebaut, weil noch viele Projekte in der Genehmigungsphase stecken. Da gibt es noch immer Erwartungshaltungen, die heute nicht mehr preisgerecht sind. Wir halten uns im Windbereich zurzeit nach wie vor sehr zurück. Wir gehen davon aus, dass es sich im Laufe des Jahres 2024 auch da verändern wird, weil die ganzen Projekte, die in Genehmigungsverfahren stecken oder gesteckt haben, dann auch irgendwann gebaut werden müssen. Dann werden sie auch das Geld dafür benötigen. Und in diesem Jahr wurden schon deutlich mehr Projekte genehmigt.

Spohr: An Projekte heranzukommen, ist kein Problem. Was wir aber gelernt haben: Wir müssen in die Projekte schon viel früher investieren, also in der Phase der Projektentwicklung. Das heißt, wir gehen schon viel früher in die Vorfinanzierung der Module, so dass diese dann, wenn gebaut wird, auch wirklich rechtzeitig vorhanden sind. Dafür sind aber teilweise Zwischenfinanzierungen nötig. Wir haben früher Projektentwicklungsfonds aufgelegt, mittlerweile gibt es Private Placements, mit denen wir die Projektentwicklung finanzieren können und damit fertige Projekte im Publikums-AIF ankaufen können.

Inwieweit haben Sie Ihre Renditeansprüche angepasst?

Spohr: Der Publikumsfonds ist von der Kalkulation ein Fünf-Prozenter. Das ist sicherlich im aktuellen Zinsumfeld gerade nicht so sexy, das muss man einfach so sagen. Wir gehen aber auch von einem aktiven Portfolio-Management-Ansatz aus. Der Fonds hat eine Laufzeit von sechs Jahren. Die Projekte sollen, sobald sie am Netz sind, verkauft werden. Die Nachfrage nach Solarparks ist sehr groß. Auch steigende Strompreise sehen wir wieder. Die Nachfrage nach Strom, also der Strombedarf wächst, unter anderem in Bezug auf Elektromobilität und technischen Fortschritt. Durch Assetverkäufe über die Fondslaufzeit sehen wir die Chance, die prognostizierte Rendite dann auch übertreffen zu können.
Dass der Strompreis steigt, betrifft USA. In Deutschland scheint er nach wie vor eher rückläufig zu sein.

Spohr: Derzeit gehen wir von steigenden Strompreisen aus. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Strom sowohl in der Industrie als auch bei den Privathaushalten ist davon auszugehen, dass die Preise steigen werden, wenn das Angebot konstant bleibt.

Busboom: Wir hatten 2022 eine Ausnahmesituation, bedingt durch die Gaskrise als Folge des Ukraine-Konflikts, in der die Preise gen Mond geschossen sind. Nun sind wir wieder auf ein normales Niveau heruntergekommen, mit Schwankungen in der Regel zwischen acht und zehn Cent pro Kilowattstunde. Das ist immer noch besser als die letzten zehn Jahre davor. Wir haben nur 2021 schon ein ähnliches Niveau gesehen. 2020 und zurückblickend bis 2008 lagen Strompreise eher zwischen drei und fünf Cent. Damals wurden CO2-Zertifikate verramscht und haben als Steuerungsinstrument nicht funktioniert. Seit 2021, also schon vor dem Ukraine Krieg, sind die Preise deutlich gestiegen, weil die Zertifikate seitdem einen Preis haben, der nicht knapp ist.

Welche Folgen hat das?

Busboom: Deswegen sind heute sowohl Braun- als auch Steinkohlekraftwerke nicht mehr wirklich wettbewerbsfähig. Die Stromerzeugung kostet dort pro Kilowattstunde um die 15 Cent. Gaskraftwerke waren ohnehin immer schon die mit Abstand die teuerste Erzeugungsmethode. Anders als von einigen Möchtegern-Experten kolportiert, wäre auch Atomkraft nicht billiger. Das belegt ein Blick nach Frankreich. Alte, bestehende Atomkraftwerke sind teilweise ineffizient, viele haben massive technische Probleme. Neue Atomkraftwerke gibt es kaum. Bei den wenigen, die noch gebaut werden, kostet die Kilowattstunde Strom wegen der extrem langen Vorlaufzeiten und der hohen Kapitalbindung in der Erzeugung um die 15 Cent, um überhaupt auf eine Rendite zu kommen. Moderne Wind- und Solaranlagen liegen heute in der Erzeugung in der Regel nur zwischen drei und sechs Cent pro Kilowattstunde. Das kann man nicht 1:1 als Marktpreis sehen, weil sie nicht grundlastfähig sind. Wir brauchen schließlich Speichermöglichkeiten und Reserven, um Dunkelflauten und Ähnliches auszugleichen. Deshalb prognostizieren die Experten langfristig einen Strompreis in der Region zwischen acht und zwölf Cent. Einen wesentlich höheren Preis könnten wir uns volkswirtschaftlich nicht leisten, und unter dieses Niveau könnte er allenfalls sehr langfristig fallen, wenn der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Europa ganz erheblich vorangeschritten ist.

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