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Harbig: Wir nutzen diese Entwicklung übrigens auch für unsere Immobilien. Bei den Erstmarktfonds, aktuell vor allen Dingen im Bereich der 6b-Investments, planen wir eine Solaranlage auf dem Dach der Fondsimmobilie zu installieren und den Strom direkt an den Mieter zu vermarkten. Das das ist ein hochlukratives Geschäft, weil der Strom nicht großartig eingespeist werden und nicht den Umweg über das Netz gehen muss. Die Produktionskosten sind sicherlich bei einer Aufdachanlage ein wenig höher, aber so lässt sich jedes Asset vom Ertrag optimieren.
Hep hat stets betont, ohne staatliche Förderung und Mindestvergütungen auszukommen. Bleibt es dabei?
Spohr: Ja, grundsätzlich bleibt es dabei, dass wir versuchen, Projekte ohne staatliche Förderung umzusetzen. Wobei wir uns natürlich auch mit dem Thema der staatlichen Förderungen auseinandersetzen. In den USA gibt es keine gesetzliche Mindestvergütung oder Abnahmegarantie, aber es gibt Steuervorteile, die wir natürlich auch in Anspruch nehmen. Für uns steht jedoch der Markt-Strompreis und die Direktvermarktung im Vordergrund. Wir haben Mitarbeiter, die sich um nichts anderes kümmern, als das Thema Strompreise zu beleuchten. Das Entscheidende ist für uns, dass ein Projekt auch ohne staatliche Förderungen oder Vergünstigungen funktioniert. Deutschland ist wie gesagt nicht unser Kernmarkt, aber wir sind hier auch wieder aktiv und die nächsten zwei oder drei Jahre werden zeigen, wohin wir uns entwickeln. Im Vordergrund steht hier nicht die EEG-Vergütung, sondern die Direktvermarktung des Stroms, in erster Linie über langfristige Abnahmeverträge.
Kommen für HTB auch Zweitmarktanteile von Erneuerbaren Energienfonds in Betracht?
Harbig: Nein. Dafür wäre der Zielmarkt, also das Volumen der aufgelegten Fonds und der dadurch am Zweitmarkt verfügbaren Anteile, zu klein. Es würde sich auch nicht lohnen, entsprechendes Know-how aufzubauen.
Haben Sie bei den Immobilienfonds bestimmte Schwerpunkte oder Zielgrößen bezüglich der Nutzungsarten, die Sie anstreben?
Harbig: Grundsätzlich kann man zu jeder Assetklasse positive Aspekte finden und zu jeder Assetklasse negative. Es kommt immer auf die einzelne Immobilie an, und es klingt zwar abgedroschen, aber das Wesentliche bei einer Immobilie sind weiterhin die drei Kriterien Lage, Lage, Lage. Auch die Nutzungsarten in unseren Portfolien hängen aber vor allem davon ab, inwieweit Zweitmarktanteile verfügbar sind. In der Vergangenheit sind zum großen Teil Büroimmobilien-Fonds aufgelegt worden. Deshalb spielt diese Nutzungsart auch in unseren Zweitmarktportfolios die größte Rolle. Wir versuchen aber immer, in den Portfolien einen möglichst breiten Mix über nahezu alle Assetklassen hinzubekommen.
Sind das alles Altfonds oder kaufen Sie auch AIF-Anteile?
Harbig: Mindestvoraussetzung ist eigentlich ein Alter des Fonds von fünf Jahren, weil wir für die Bewertung eine Historie der Entwicklung des Fonds und der Immobilie haben möchten. Dementsprechend ist das Thema AIF kein K.o.-Kriterium, aber es gibt im Vergleich zur Anzahl der Altfonds deutlich weniger AIFs, die seit 2014 als AIFs aufgelegt wurden.
Welche Rolle werden ELTIF 2.0 spielen, also das ab 2024 reformierte Vehikel European Long Term Investment Fund, das für breitere Anlegerschichten und mehr Arten von Sachwertanlagen geöffnet wird?
Busboom: Das Thema ELTIF 2.0 halten wir für sehr spannend und interessant. Wir überlegen, selber so ein Produkt zu begleiten. Wir werden es aber nicht alleine machen, weil wir keine Spezialisten für den volatilen Bereich sind, also für den Investmentbereich. Wir werden das nur mit einem Partner machen und führen derzeit Gespräche dazu. Wir würden dann den Sachwertebereich erneuerbare Energien in so einem ELTIF zuliefern.
Wird das ein Ökorenta-ELTIF mit externem Investmentmanagement oder ein ELTIF der XY-Bank, dem Sie dann Projekte zuliefern?
Busboom: Das werden wir dann sehen.
Harbig: Das Thema ELTIF ist nicht nur für die Anleger spannend, sondern auch für Vertriebe. Wir können komplett andere Vertriebsstrukturen damit erreichen, weil zum Beispiel Banken sich mit AIFs extrem schwertun, auch weil AIF aus dem normalen Beratungsprozess raus sind. Mit dem ELTIF sind die Banken in ihrem standardisierten Beratungsprozess. Ich glaube, das ist fast das Spannendste an der Geschichte, weil wir endlich wieder eine nennenswerte Masse an Banken bekommen können, die das Thema wieder angehen.
Haben Sie da schon eine Einschätzung, was die Kosten und den Aufwand eines ELTIF angeht? Es gibt Stimmen, wonach mindestens eine Milliarde Euro Eigenkapital notwendig ist, damit es sich lohnt.
Busboom: Das sehe ich ähnlich. Das ist auch gut so, denn sonst könnten wir ja mit unserer AIF-Welt irgendwann einpacken. Wenn die ELTIF-Welt alles besser könnte und auch noch fungibel wäre, dann wäre das für uns wirklich nicht gut. Aber es wird aus meiner Sicht gar nicht machbar sein, einen ELTIF zu den gleichen Konditionen zu machen wie einen seriös kalkulierten AIF, weil das Konstrukt viel komplexer ist. Deswegen werden diese Produkte durchgängig sicherlich teurer sein. Aber sie sprechen auch eine andere Zielgruppe an.
Spohr: Ich sehe das ähnlich wie Herr Busboom: Es ist ein spannender Markt. Auch wir denken darüber nach, einen ELTIF aufzulegen. Schließlich haben wir seit März 2023 mit Heiko Szczodrowski einen neuen CEO der KVG, der von der Commerz Real kommt und über entsprechendes Branchenwissen verfügt.