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Wie schätzen Sie die Vertriebschancen eines ELTIF ein?
Spohr: Einen Nachteil sehe ich darin, dass er noch unbekannt ist und noch keine Akzeptanz hat. Davor scheuen sich viele Vertriebspartner. Auch für die 34f2-Vermittler ist mit dem Thema ein hoher Beratung- und Dokumentationsaufwand verbunden. Das allein auf deren Schultern auszutragen, sehe ich kritisch. Die Banken halten sich momentan bei solchen Sachen sowieso zurück und lassen sich am liebsten nur noch Risiken und Nebenwirkungen dokumentieren. Es ist wirklich ein schwieriges Unterfangen, bis man da nur den Fuß in der Tür hat. Denn ob er das in seinen Risikobereich aufnimmt, kann jeder Filialleiter selbst entscheiden. Wir haben einige Banken, Sparkassen oder Volksbanken, die unsere Produkte vertreiben, aber das ist am Markt noch ein geringer Anteil. Ein ELTIF wird in diesem Bereich wahrscheinlich auch keine Chancen haben, da dies noch nicht bekannt ist. Hier sehe ich noch großen Aufklärungsbedarf. Aber grundsätzlich ist das ein interessantes Produkt, das ich aber nicht als konkurrierend zum geschlossenen AIF sehe, sondern als Ergänzung.
Harbig: Das sehe ich auch so. Mit einem ELTIF können wir neue Zielgruppen erreichen, die AIFs bisher meiden, weil sie nicht liquide sind. Dann gewinnen wir mehr Marktanteile, ohne dass wir andere an der Stelle verlieren. Deshalb ist es – genau, wie Frau Spohr sagt – eine spannende Ergänzung im Markt und kein Konkurrenzprodukt. Wir haben das Thema eines eigenen ELTIF ebenfalls intensiv auf der Agenda, prüfen aber auch Aspekte wie die Frage, welchen Mehrwert das bringt, wie hoch der Verwaltungsaufwand ist und was es uns am langen Ende bringt. Das wird sicherlich spannend und hängt auch davon ab, wie die Regulatorik von der BaFin eingestuft wird und wie die Banken reagieren.
Was macht den Verwaltungsaufwand so viel größer? Die Bürokratie bei AIFs ist ja auch nicht ohne.
Busboom: Der erhöhte Verwaltungsaufwand resultiert vor allem aus dem notwendigen volatilen Anteil, also dem Investmentanteil. Der große Vorteil eines ELTIFs ist, dass eine Rückgabemöglichkeit vorgesehen werden kann. Die Sachwerte sind jedoch langfristig angelegt und können in der Regel nicht kurzfristig verkauft werden. Deshalb ist es notwendig, einen entsprechend großen Anteil an liquiden Assets vorzuhalten, die dann aber auch professionell gemanagt werden müssen. Dazu dürfte kaum ein klassischer Sachwertanbieter in der Lage sein und es wäre auch nicht glaubwürdig. Wir jedenfalls würden das nicht ohne einen entsprechenden Partner machen.
Wird der ELTIF das Produkt Publikums-AIF ergänzen oder ersetzen?
Auel: Der ELTIF hat einige Vor-, aber auch Nachteile. Er wird den Publikums-AIF daher nicht ersetzen können. Die Anlagemöglichkeiten unterscheiden sich beispielsweise stark. Investitionen in den USA sind mit dem ELTIF kaum möglich. Bei einem breit diversifizierenden Produkt auf das US-Exposure komplett zu verzichten, erscheint uns kaum sinnvoll. Daher sehen wir den ELTIF als Ergänzung an. Insbesondere im Bankenbereich könnte der ELTIF die Türen wieder etwas öffnen. Sachwertinvestments spielen aktuell im Retailbanking noch eine untergeordnete Rolle. Die etwas einfachere Abwicklung wird sicher dazu führen, dass sich hier neue Möglichkeiten ergeben. Wenn das in der Breite wieder zu einem höheren Produktverständnis für Sachwerte führt, können wir alle davon profitieren.
Inwieweit rechnen Sie mit zusätzlicher Konkurrenz durch ELTIFs, insbesondere aus großen Finanzinstitutionen?
Auel: Mit Bekanntwerden der ELTIF-Novelle haben sich ja bereits verschiedene Marktteilnehmer positioniert, die bislang noch nicht im Privatkundensegment aktiv waren. Wir haben bei Privatanlegern aber fast 25 Jahre Erfahrung und entsprechende Expertise in der Abwicklung und Verwaltung zehntausender Kunden voraus – vom Zugang und dem Netzwerk in den freien Vertrieb hinein wollen wir gar nicht reden. Wir sehen es daher sogar positiv, wenn der Wettbewerb durch den ein oder anderen bekannten Player zunimmt. Denn damit steigen das Interesse und auch der mediale Raum für unsere Themen.
Planen Sie selbst einen ELTIF, falls ja: statt oder ergänzend zu AIFs?
Auel: Wir planen unsere RWB International-Fondsserie wie bislang als Publikums-AIF fortzuführen und werden sie 2024 mit einem ELTIF und entsprechend etwas fokussierter Investmentstrategie, was die Anlageregion angeht, ergänzen.
Welche Produktplanungen haben Sie im Bereich AIF?
Harbig: Wir sind mit Hochdruck in der Planung des HTB 14, des Nachfolgefonds des HTB 12, welcher zum 31. Dezember 2023 geschlossen wird. Eine Nummer 13 wird es nicht geben. Wir hoffen, dass wir mit der Platzierung mehr oder weniger nahtlos anknüpfen können. Das wird das direkte Nachfolgeprojekt mit ein, zwei Neuerungen. Wir planen ein Konstrukt mit einem Sondervermögen und werden dadurch Einkünfte aus Kapitalvermögen haben. Zusätzlich ist eine zweite Tranche für Stiftungen geplant, die steuerliche Vorteile bietet. Es bleibt ein klassischer, geschlossener Publikums-AIF, aber darunter ein Sondervermögen, was neuerdings möglich ist. Ein zweites geplantes Produkt ist die Fortsetzung unserer 6b-Serie. Hier sind wir bei der technischen Due Diligence des geplanten Objekts in den letzten Zügen. Sie sieht aber sehr gut aus, so dass wir höchstwahrscheinlich demnächst wieder ein Erstmarktprodukt lancieren können.
Busboom: Unser Publikumsfonds Erneuerbare Energien 14 und unser Spezialfonds Ökostabil 15 werden zum Jahresende geschlossen. Der Nachfolge-Publikumsfonds Erneuerbare Energien 15 wird voraussichtlich im Laufe des ersten Quartals in die Platzierung gehen. Er wird wieder ein Grundvolumen von 40 Millionen Euro haben, erhöhbar. Die Renditeprognose wird wahrscheinlich leicht angehoben und um fünf Prozent liegen und wir werden wegen der guten Marktsituation schneller investieren können. Grundlegende Änderungen der Konzeption planen wir aber nicht.
Spohr: Wir werden 2024 für Privatanleger unseren HEP – Solar Green Energy Impact Fund weiter platzieren. Volumen ist noch ausreichend vorhanden, und deswegen werden wir den Fonds auf jeden Fall mindestens bis 30. Juni nächsten Jahres platzieren. Aktuell planen wir einen neuen Spezial-AIF für unsere professionellen oder semiprofessionellen Anleger. Er wird voraussichtlich ab Januar zur Verfügung stehen.
Auel: Wir werden 2024 die neunte Generation unserer RWB International-Fondsserie auf den Markt bringen und wir planen ebenso eine weitere Fondsserie in Form eines ELTIF zu etablieren. Unser bewährtes Fondskonzept Direct Return wird diese beiden Produkte dann unregelmäßig komplettieren.
Planen Sie Anpassungen in der Konzeption oder Kalkulation Ihrer Fonds?
Auel: Wir bleiben mit unseren Private-Equity-Dachfonds bei einer sehr konservativen und sicherheitsorientierten Anlagestrategie, die auch dann standhält und stabile Entwicklung erwarten lässt, wenn die Konjunktur schwankt oder lahmt. Wir diversifizieren mehrdimensional über verschiedene Parameter hinweg. Das beginnt bei der Investition in verschiedenen Anlageregionen, wobei etablierte und stabile Volkswirtschaften vorgesehen sind. In jedem Dachfondsportfolio befinden sich dann eine Vielzahl von Private-Equity-Zielfonds, die wiederum in viele voneinander unabhängige Unternehmen verschiedener Branchen investieren. Zusätzlich sind bei den meisten unserer Fonds mehrere Investitionsrunden vorgesehen. Insofern sind wir sehr robust aufgestellt, was Zins-, Preis- oder auch Währungsveränderungen angeht.
Die Diskussion leiteten Stefan Löwer und Kim Brodtmann, beide Cash.
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