Eine weitere Diskussionsrunde widmete sich der Frage, inwieweit der Trend zu nachhaltigen Investmentfonds dauerhaft von Substanz ist. Unter der Leitung von Roland Kölsch, Geschäftsführer FNG-Siegel, sprachen darüber Thomas Hammer, Jupiter Asset Management; Rainer Unterstaller, Acatis Investment; Oliver N. Hagedorn, Avesco Financial Services, und Anton Bonnländer, Bank für Sozialwirtschaft. Der Megatrend ist nach Meinung intakt und lebendig. Es fehle jedoch am Storytelling, das die Branche verlernt habe. Nur wenn die Vorteile nachhaltigen Investierens lebendig an Intermediäre und Anleger transportiert werde, lasse sich ein stärkeres und nachhaltiges Wachstum des Segments erzielen.
Einer stärkeren Regulierung hinsichtlich einer Definition des Nachhaltigkeitsbegriffs erteilte das Gros der Teilnehmer eine Absage. Gesetzliche Vorgaben würden hier nur bedingt weiterhelfen, da sie in der Regel nur den kleinen gemeinsamen Nenner bildeten. Viel wichtiger sei es, dass jeder Investor individuell und für sich selbst definiere, wie weit nachhaltiges Investieren gehen sollte.
Multi Asset als Allroundlösung für alle Märkte
Unter der Headline „Multi Asset, Multi Faktor oder Multi was?“ diskutierten Stefan Ferstl, Ariqon Asset Management; Robert Koch, Fisch Asset Management; Dr. Andreas Sauer, Ansa Capital Management; Markus Kaiser, Starcapital; Michael Feiten, Nordlux Vermögensmanagement, und Prof. Dr. Dr Josef Zechner von Spängler IQAM Invest und der Wirtschaftsuniversität Wien, über die Vielschichtigkeit der Begriffe Multi Asset und Multi Faktor.
Wichtig beim Thema Multi-Asset sei, genügend diversifiziert zu sein, aber nicht die Art und Anzahl der Assetklassen würden über den Erfolg einer Strategie entscheiden, so Sauer: „Es sollte keinen Wettbewerb zwischen Managern über die Zahl der Assetklassen in ihrem Portfolio geben. Viel wichtiger ist es, die richtigen Risikoquellen zu identifizieren.“
Ferstl schloss sich der Meinung an, dass entscheidend sei, das Risiko zu managen, der Fokus sollte nicht allein auf der Wahl der Assetklassen liegen. „Welche Assetklassen gut performen und wie sie miteinander korrelieren ist nicht statisch, auch die besten Modelle helfen nicht bei der Auswahl, denn sie basieren auf historischen Daten und die Situation kann sich ändern.“
Auch beim Thema Multifaktor sei es nicht eindeutig, welche Faktoren man wählen sollte. Diese Meinung vertrat Feiten: „Keiner der hier sitzt weiß, warum welcher Faktor gut läuft. Wir suchen deshalb tatsächlich unkorrelierte Anlageklassen.“
„Eine große Überraschung ist, wie dieses Thema an Fahrt gewonnen hat“, sagte Sauer. „Wenn es einfach wäre mit Value, Momentum, Growth und so weiter outzuperformen, dann hätten viele Quants das schon in den 90ern geschafft, es ist aber nicht so einfach.“
Aktiv oder passiv oder beides
Gut besucht war die Gesprächsrunde zum Thema „Aktiv oder passiv – Was bringt die Zukunft?“ Diskutiert wurde hier durchaus kontrovers von Bastian Bosse, BRW AG & Co. Vermögensmanagement; Tobias Klein, First Private Investment Management; Rainer Lemm, GS&P – Grossbötzl, Schmitz & Partner; Thomas Meyer zu Drewer, Comstage ETFs; Dr. Manfred Schlumberger, Starcapital, und Dr. Oliver Stolte, Alpine Trust Management.
Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer darüber, dass auch investieren mit passiven Produkten zunächst aktiv ist. Die Entscheidung, zu investieren, und die Zusammenstellung des Portfolios sind immer aktiv. Die Frage ist dann, ob es besser ist, in gemanagte oder passive Produkte anzulegen.
Der Blick auf die Kosten sei dabei aber oft fehlgeleitet, so Klein: „Man vergleicht ein Produkt mit einer Dienstleistung.“ Diesem Punkt stimmte auch Meyer zu Drewer zu, höhere Kosten zu zahlen sei gerechtfertigt, wenn der Kunde an den Manager glaube
Doch er war überzeugt, dass passive Produkte wie Exchange Traded Funds (ETF) auch in Baissephasen den meisten aktiven Fonds überlegen sind. Indexfonds würden nach einem Abschwung drei bis vier Monate zurückliegen, „dann werden sie aber aktive Fondsmanager, die keine klare Meinung haben überholen. Auch aktive Manager wissen nicht, wann der Markt nach oben und unten geht und wann sie hedgen oder investieren müssen.“
Dass Volatilität dabei helfe, den Index outzuperformen sei „ein Märchen“. Im Vorteil seien aber kleine, spezialisierte Manager mit einer klaren Meinung. Systemische Risiken würden aktive und passive Fonds gleichermaßen treffen. Und auch in Katastrophen werde ein Index nicht ungebremst abrutschen, denn es gebe auch Käufer, die gute Einstiegschancen sehen und den Markt so stabilisieren.
„Das Wichtigste, das wir ETFs zu verdanken haben ist, dass sie die Spreu vom Weizen getrennt haben“, stimmte Schlumberger zu. „Manager, die nur den Index nachbilden und sich nicht gegen den Markt stellen, haben keine Daseinsberechtigung. ETFs haben diese Trennung offengelegt.“
Abgerundet wurde das Kongressprogramm durch zahlreiche „Tischgespräche“ zu aktuellen Trends bei Produkten und Anlagekonzepten.
Mitveranstalter Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence, zeigte sich von der Qualität der Themen und Diskutanten sowie vom Besucherzuspruch sehr erfreut und startet bereits jetzt in die Planungen für die funds excellence 2019, wiederum in der Mainmetropole. (kl/fm)
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