Brasilien-Wahl: Das bedeutet der Ausgang für Anleger

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Der frühere Staatschef Lula kam in der Stichwahl am Sonntag auf 50,90 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt bekannt gab. Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro erhielt demnach 49,10 Prozent. Das sagen die Investmentexperten zum Ausgang der Brasilien-Wahl.

Omotunde Lawal, Barings (Foto: Barings)

Omotunde Lawal, Head of Emerging Markets Corporate Debt beim Investmentmanager Barings:

„Die Ergebnisse vom Wochenende haben gezeigt, dass Bolsonaro trotz des Sieges von Lula besser abgeschnitten hat als erwartet, indem er den größten Teil der Stimmen, die die Kandidaten der Mitte in der ersten Runde erhalten hatten, für sich gewinnen konnte. Bolsonaro verlor lediglich um 1,8 Prozentpunkte, was ihn ermutigen könnte, die Ergebnisse anzufechten, den Übergang zu verzögern oder den Wahlprozess insgesamt zu Fall zu bringen. Wir hoffen, dass die brasilianischen Institutionen stark genug sind, um etwaige Störungen zu unterbinden. Unter der Annahme, dass ein geordneter Machtwechsel stattfindet, erwarten wir eine gewisse Umkehr der Risikoprämie für politische Faktoren, die wir im Vorfeld der Wahlen beobachtet haben.

Die Märkte gehen davon aus, dass Lula angesichts des knappen Sieges pragmatisch sein und einen eher gemäßigten Ansatz wählen wird. Es besteht die Hoffnung, dass er den Erfolg seiner ersten Amtszeit wiederholen kann, als er ebenfalls Rückenwind von den Rohstoffen hatte.

Nach der Vereidigung werden der Markt und wir uns auf die Einzelheiten der Steuerpolitik und die Regierungsfähigkeit Lulas in einem stark fragmentierten Kongress konzentrieren. Lulas engster Block (Brasilien der Hoffnung – bestehend aus der Arbeiterpartei, der Kommunistischen Partei und den Grünen) verfügt im Unterhaus über 16 Prozent der Sitze, während Bolsanaros engster Block (die Liberale Partei – bestehend aus Bolsanaro-Loyalisten, die kürzlich beigetreten sind, und traditionellen „Centrao“-Politikern) 19 Prozent der Sitze hat. Der gewählte Präsident und die Gouverneure werden ihr Amt am 1. Januar 2023 antreten. In der Legislative beginnt die Amtszeit am 1. Februar – die Wahl der Sprecher beider Kammern findet ebenfalls zu Beginn dieses Monats statt.

Auch die Wahl des Finanzministers durch Lula steht im Mittelpunkt des Interesses und wird von den Märkten aufmerksam verfolgt werden.

Auf der positiven Seite sorgen die hohen Rohstoffpreise für Rückenwind in Brasilien, zumal viele brasilianische Unternehmen Exporteure sind.“

Claudia Calich, M&G (Foto: M&G)

Claudia Calich, Managerin des M&G (Lux) Emerging Markets Bond Fund:

„Die brasilianischen Wahlen haben ein knappes Ergebnis und ein gespaltenes Land ergeben. Dennoch haben wichtige Akteure, darunter auch einige Verbündete von Jair Bolsonaro, den Prozess gelobt, und mehrere wichtige Länder, darunter die USA, China und führende Politiker Lateinamerikas, haben Luiz Inácio Lula da Silva bereits gratuliert. Sollten die Ergebnisse nicht angefochten werden oder größere Proteste ausbleiben, ist eine Erholung der Märkte zu erwarten. Die nächsten Meilensteine werden die Bekanntgabe der wichtigsten Ernennungen sein, insbesondere für das Wirtschaftsministerium. Der Kongress ist gespalten, was einen Kontrollmechanismus für eine Reihe von Initiativen bedeuten dürfte, darunter das Budget für 2023 und die Diskussion zur Fiskalpolitik.“

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