Noch immer beherrscht der Brexit das Geschehen an den internationalen Börsenplätzen. Die Volatilität blieb auch zu Beginn der Woche hoch. Cash. hat ein Interview mit M&G, einer führenden britischen Fondsgesellschaft geführt.
Cash.: Welche politischen Folgen sehen Sie durch das Votum? Wie groß ist aus Ihrer Sicht die Gefahr einer Spaltung Großbritanniens und wie wahrscheinlich ist, dass es Nachahmer in der EU geben wird?
Werner Kolitsch, Head of Germany and Austria, M&G Investments: Grundsätzlich ist es noch zu früh, um die Auswirkungen auf die britische und die europäischen Volkswirtschaften zu beurteilen. Alles hängt davon ab, wie die Beziehung zwischen Großbritannien und Europa verhandelt wird. Es wird geraume Zeit dauern, bis wir wissen, was der Austritt aus der EU bedeutet – es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einer Parlamentswahl oder sogar zu einem EU-Verfassungsgipfel kommt, um Großbritannien alternative Rahmenbedingungen anzubieten.
Vor dem Referendum erwartete eine deutliche Mehrheit der Ökonomen, dass eine Entscheidung gegen Europa das britische Wirtschaftswachstum bremsen würde. Die Abschwächung wurde allgemein auf einen Wert zwischen 2,5 bis 3,0 Prozent des BIP veranschlagt. Hauptgrund für diese Verlangsamung wären aufgeschobene und abgesagte Investitionen sowie die Entwicklung im Konsumentenverhalten.
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Cash.: Welche Auswirkungen hat die Entscheidung aus Ihrer Sicht langfristig auf die Kapitalmärkte und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands?
Werner Kolitsch: Die Märkte werden über die kommenden Tage und Wochen hinweg die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten nach diesem Ergebnis verarbeiten, was zu einer Steigerung der Aktienrisikoprämie führen dürfte. Andererseits weisen Broker darauf hin, dass in den letzten Monaten große Cash-Positionen aufgebaut wurden. Diese werden aller Voraussicht nach wieder investiert werden, wenn die Märkte sich wieder beruhigen.
Seite zwei: Was das Votum für die Geschäfsentwicklung bei M&G bedeutet