Die Sturköpfigkeit des britischen Premiers Boris Johnson in Sachen Brexit trägt die ersten, bitteren Früchte. Bereits vor dem eigentlichen Ausstieg Großbritanniens aus der EU fällt allein das Volumen des deutsch-britischen Handels in sich zusammen.
Der deutsch-britische Handel verzeichnete von April bis August 2019 einen nominalen Einbruch von 9,2 Prozent. Das liegt vor allem an deutlich schwächeren Einfuhren, die 12,3 Prozent niedriger ausfielen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Unwahrscheinlich ist, dass ein geregelter Brexit den deutsch-britischen Handel bis zum Ende des Jahres noch so stark beleben könnte, dass es noch auf ein Wachstum für das Gesamtjahr hinausläuft. Hierfür ist das Wirtschaftswachstum zu schwach, die Lagerbestände werden voraussichtlich nicht signifikant steigen.
Bis zum ersten Brexit-Termin war die Handelswelt noch in Ordnung
„Zu Jahresbeginn, also bis zum ersten geplatzten Brexit-Termin am 29. März 2019, entwickelten sich die britischen Importe aus Deutschland noch sehr gut, weil viele Unternehmen in Großbritannien ihre Lagerbestände aufgefüllt haben. Die deutsche Exportwirtschaft verzeichnete im ersten Quartal 2019 einen Zuwachs von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, sagt Marc Lehnfeld, Korrespondent von Germany Trade & Invest (GTAI) in London. Mit der Brexit-Fristverlängerung auf den 31. Oktober 2019 hat sich die Lage im bilateralen Handel aber umgekehrt. „Die Angst vor einem No-Deal-Brexit und das allgemein eingetrübte Wirtschaftsklima im Vereinigten Königreich bremsen die Investitionen der Unternehmen und die Konsumlaune britischer Haushalte.“
Autoexporte nach UK brechen ein
Deutsche Autos bleiben zwar mit einem Anteil von über zwanzig Prozent das wichtigste britische Importgut aus Deutschland. Doch in den ersten acht Monaten 2019 gingen die entsprechenden Exporte nominal um knapp 10 Prozent, seit April 2019 sogar um rund 14 Prozent zurück. Eine kürzlich vom Branchenverband SMMT veröffentlichte Umfrage zeigt zudem, wie tiefgreifend die Auswirkungen der Brexit-Verhandlungen sind. Mehr als 500 Millionen britische Pfund (580 Millionen Euro) haben die Mitgliedsunternehmen bereits ausgegeben, um sich auf einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (EU) vorzubereiten. Mehr als 13 Prozent der Befragten verlegen Aktivitäten weg von der Insel.
Insgesamt zeigt sich der britische Warenaußenhandel gespalten. Der Güteraustausch mit Ländern, die nicht zur EU gehören, konnte von Januar bis August 2019 nominal um 8,2 Prozent gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode zulegen. „Hier verzeichnete zum Beispiel der Handel mit den USA ein Plus von 13,1 Prozent, der mit China stieg um 10,2 Prozent. Gleichzeitig bleibt das Handelsvolumen mit der EU mit einem Plus von 0,2 Prozent gerade stabil“, so Lehnfeld weiter.
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