Berufsunfähigkeit: Leistungsfälle stark angestiegen

In den vergangenen fünf Jahren sind die anerkannten Leistungsfälle in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) stark angestiegen. Innerhalb dieses Zeitraums stiegen diese von 34.000 auf 42.000 im Jahr 2012 – ein Zuwachs um über 20 Prozent, ergab das jährliche Rating des Analysehauses Morgen & Morgen.

Wie Morgen & Morgen mitteilt, haben Nervenkrankheiten und psychische Erkrankungen am stärksten zugenommen und damit Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates als häufigste BU-Ursache überholt (siehe erste Grafik). Gleichwohl betont eine M&M-Sprecherin gegenüber Cash.-Online, dass die Leistungsquote, gemessen am Bestand aller BU-Verträge, auch weiterhin bei unter einem Prozent liege. Da gleichzeitig auch die Zahl der Verträge in den letzten Jahren zugenommen habe, gebe es daher „keinen Grund zur Panik“.

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22 von 75 Versicherer schneiden gut ab

Rund 15 Millionen BU-Verträge hält die Branche inzwischen in ihren Beständen – Tendenz weiter steigend. Im Zentrum des Wettbewerbs liegen dabei laut M&M schon lange nicht mehr die BU-Bedingungen. So werde der Preiskampf über die Berufsgruppen-Einstufung weiterhin geführt, doch immer entscheidender seien eine gute Bestandsführung sowie Services im Bereich des Antragsprozesses und im Leistungsfall. Dabei schneiden die Versicherer zumeist sehr gut ab – von 75 untersuchten Versicherungsgesellschaften zeichnen sich 22 Versicherer als besonders kompetent aus, so das Fazit des M&M-Ratings.

Vorvertragliche Anzeigepflichtverletzungen gehen zurück

Nach wie vor werden über 75 Prozent der BU-Anträge ohne Erschwernisse angenommen, heißt es weiter. Der Antragsprozess scheine zunehmend auch im Hinblick auf das Risiko der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht optimiert zu sein, folgert M&M. In weniger als zehn Prozent der beantragten Leistungsfälle gelte die Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht als Ablehnungsgrund (siehe zweite Grafik). 2008 waren es noch 15 Prozent. Damit ist die Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht von Platz drei auf Platz fünf im Ranking der Ablehnungsgründe gerutscht. Hauptablehnungsgrund ist nach wie vor die fehlende Reaktion des Kunden im Rahmen der Leistungsfallbeantragung.

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Neue Tools erleichtern Antragsprozess

Neue Services und Tools, die eine Risikoeinschätzung direkt im Verkaufsgespräch ermöglichten, würden den Antragsprozess für alle Beteiligten „einfacher und sicherer“ machen. Auch das sogenannte Tele-Underwriting, das eine telefonische Beantwortung der Gesundheitsfragen direkt bei der Antragsstellung ermöglicht, mache vieles leichter, heißt es bei M&M. Einige Versicherer bieten demnach sogenannte Quick-Checks an, die für einen konkreten Fall Auskunft über die Annahme bei bestehenden Vorerkrankungen geben. Dies sei bei Maklern besonders beliebt, da kein namentlicher Eintrag des Kunden im Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft (HIS) erfolgt.

Im Leistungsfall selbst machten darüber hinaus Services, wie beispielsweise das Tele-Claiming, den Prozess komfortabler. Dabei wird anstelle des selbst auszufüllenden Fragebogens ein Telefon-Interview geführt.

Versicherer werden serviceorientierter

„Insgesamt stellen wir eine zunehmende Serviceorientierung der Versicherer fest“, sagt Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer von Morgen & Morgen. Dabei bedienten sich Versicherer neuer Technologien und vereinfachter Prozesse. „Immer mehr Versicherer nutzen beispielsweise Tele-Underwriting, Tele-Claiming, Tools zur Risikoeinschätzung direkt im Verkaufsgespräch sowie individuelle Apps“, so Schinnenburg.

Experte Schinnenburg: „BU-Light“ sei keine Lösung

Eine andere Baustelle seien Alternativen zu den „bedingungsschwangeren“ BU-Produkten. Wobei so genannte BU-Light-Produkte aus Sicht des M&M-Chefs keine Lösung darstellten, sondern eher Produkte unterhalb der BU, wie beispielsweise Dread Disease, Grundfähigkeitsversicherung, Erwerbsunfähigkeitsrente, Organrente oder neuartige kombinierte Produkte. (lk)

Foto: Shutterstock

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