Die Vielfalt an Familienstrukturen und vor allem an Alleinerziehenden in Deutschland nimmt immer mehr zu. Dieser Ratgeber bietet einen wertvollen Leitfaden für alle, die sich – egal aus welchem Grund – in der Rolle der Alleinerziehenden befinden. Ebenso aber auch für diejenigen, die diese Lebenssituation erwägen und dabei auf der Suche nach rechtlichem und finanziellem Rat sind.
Inhaltlich beginnt das Buch mit einer einführenden Betrachtung der verschiedenen Wege, wie man
alleinerziehend werden kann. Sei es durch Trennung, Scheidung, den Tod eines Partners oder auch
bewusst durch Samenspende. Das Autorenduo betont die Vielfalt dieser unterschiedlichen
Lebensform und die rechtlichen Implikationen, die damit einhergehen. Über diese sind sich allerdings
wohl mitunter nur die wenigsten Betroffenen im Klaren.
Die ganz unterschiedlichen Themen sind dabei sehr klar und strukturiert aufgearbeitet. Soweit ich es
beurteilen kann, wurden auch keine für die Zielgruppe relevanten Themenbereiche ausgelassen.
Ganz konkret behandelt das Werk Folgendes:
Rechtliche Grundlagen: Die Autoren thematisieren ausführlich Sorgerecht, Umgangsrecht,
Unterhaltsansprüche und steuerliche Aspekte in verschiedenen Lebenssituationen. Dabei
wird zwischen ledigen, geschiedenen oder verwitweten Alleinerziehenden unterschieden.
Finanzielle Absicherung: Hier finden sich Informationen über finanzielle
Unterstützungsmöglichkeiten wie Unterhaltsvorschuss, Betreuungsunterhalt,
Hinterbliebenenrente und weitere staatliche Hilfen, die Betroffene beanspruchen können.
Praxisnahe Tipps gehen auch auf die Themenschwerpunkte Vermögensbildung und
steuerliche Optimierung ein. Diesen wird allerdings aus meiner Perspektive eine zu große
Rolle zugesprochen. Hier sollte man darauf achten, dass beide Bereiche ergebnisoptimiert
werden. Letzten Endes sollen eben nicht vor allem Berater und Co. davon profitieren,
sondern die betroffenen Personen selbst.
Praktische Hilfestellungen: Neben rechtlichen Grundlagen bietet das Buch auch konkrete
Empfehlungen zu spezifischen und relevanten Versicherungen, Testamentsgestaltung und
Sorgerechtsverfügungen. Auch diese sind für Alleinerziehende von hoher Relevanz.
Perspektiven aus der Praxis: Die Autoren kombinieren theoretisches Wissen mit ihrer
praktischen Expertise. Dr. Otto N. Bretzinger bringt sein juristisches Fachwissen ein, während
Silke Wildner als Gründerin der Community „Gut alleinerziehend“ wertvolle Erfahrungen und
Tipps aus der Alltagspraxis beisteuert.
Für viele mag der Ratgeber auf den ersten Blick vielleicht ein wenig abschreckend wirken. Viel Inhalt,
komplexe Themen, über 350 Seiten – das sind allesamt Punkte, die das Herz nicht unbedingt höher
schlagen lassen. Doch ich kann euch die Angst nehmen: Der Ratgeber ist wirklich gut strukturiert und
verständlich geschrieben.
Selbstverständlich ist es eine komplexe Materie, bei der es mitunter um Nuancen geht, die vor allem
juristisch relevant sein können. Dennoch werden diese Themenbereiche aus meiner Sicht sehr
anschaulich erklärt, ohne dabei die juristische Tiefe zu vernachlässigen. Betroffene werden sich
natürlich Kapitel für Kapitel sorgsam durch dieses Werk arbeiten müssen, aber dabei sicherlich auf
ihre Kosten kommen.
„Alleinerziehend auf der sicheren Seite“ richtet sich in erster Linie an alle, die sich in dieser
Lebenssituation zurechtfinden müssen. Somit ist es ein wertvolles Nachschlagewerk für
Alleinerziehende, aber auch für Familienberater, Anwälte und Sozialarbeiter, die mit dieser Zielgruppe arbeiten. Und nicht zuletzt eine spannende Lektüre für alle, die sich aus juristischer Perspektive für das Thema interessieren.
„Vater, Mutter, Kind – diese Familienform ist nach wie vor ein wichtiges Lebensziel vieler Menschen.
Aber was, wenn man es nicht schafft, das Bild der ‚heilen Familie‘ dann auch so zu leben? Wenn es
nach der Geburt des Kindes anfängt zu kriseln oder man schon in der Schwangerschaft verlassen
wurde? Dann gestaltet sich die Lebenssituation eben nicht so leicht wie früher, als man noch kinderlos war. Denn mit der Geburt des Kindes wird ein Paar zum Elternpaar und das geht juristisch mit vielen Rechten und Pflichten einher, sowohl dem Kind als auch dem anderen Elternteil gegenüber. Auch Eltern, die nie ein Paar waren, treffen diese Regelungen. Und das ist noch nicht alles, weil auch glückliche Beziehungen kein Rundum-Sorglos-Schutz sind: Verstirbt der Lebens- oder Ehepartner und gibt es Kinder, wird man ebenfalls alleinerziehend. Gleiches gilt für Solomütter, die ihre Kinder durch Samenspende bekommen oder Pflegemütter und -väter, die ein Kind alleine großziehen. Es gibt also nicht die Alleinerziehende oder den Alleinerziehenden, denn die Wege hinein in diese Lebensform sind vielfältig. Einen großen gemeinsamen Nenner gibt es dennoch: Die Mütter sind es, die unter den Alleinerziehenden in Deutschland am häufigsten anzutreffen sind.“ Silke Wildner und Otto N. Bretzinger
An dieser Stelle ein paar Worte zu den Autoren: Silke Wildner ist Autorin und Podcasterin. Als alleinerziehende Mutter zweier Kinder kennt sie die Herausforderungen und Probleme von Alleinerziehenden aus erster Hand. Seit der Gründung ihrer Community „Gut alleinerziehend“ im Jahr 2018 bietet sie wertvolle Praxistipps und teilt die Erfahrungen ihrer Community-Mitglieder. Silke Wildner hat bereits mehrere Bücher zum Thema Alleinerziehend veröffentlicht. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Alleinerziehenden eine unterstützende Plattform und nützliche Informationen zu bieten.
Dr. Otto N. Bretzinger ist Jurist und Journalist. Als Autor zahlreicher Publikationen hat er ein breites
Expertisespektrum im Erb-, Miet-, Arbeits- und Verbraucherrecht sowie im Bereich Finanzen.
Außerdem ist er regelmäßiger Gesprächspartner zu verbraucherrechtlichen Themen in Funk und
Fernsehen, beispielsweise im „ARD Buffet“ und beim Deutschlandradio. Er schreibt für verschiedene
Tageszeitungen und die Verbraucherzentralen in Deutschland und betreut seit Jahren erfolgreich den
Verbrauchercontent der Wolters Kluwer-Steuertipps.
„Sind die Eltern des Kindes nicht miteinander verheiratet, so steht grundsätzlich der Mutter das
Sorgerecht für das minderjährige Kind zu. Die Eltern können durch gleichlautende
Sorgerechtserklärungen die gemeinsame elterliche Sorge begründen. Die Trennung der Eltern ändert am Sorgerecht grundsätzlich nichts. Steht nur der Mutter das Sorgerecht für das gemeinsame Kind zu, bleibt es auch nach der Trennung der nichtehelichen Partner dabei. Sind die Eltern gemeinsam Inhaber der elterlichen Sorge, so steht ihnen diese auch nach der Trennung weiterhin zu. In diesem Fall kann jeder Elternteil nach der Trennung beim Familiengericht einen Antrag auf Übertragung der elterlichen Sorge auf sich stellen. Voraussetzung ist, dass entweder der andere Elternteil zustimmt oder zu erwarten ist, dass die Übertragung dem Wohl des Kindes am besten entspricht. Dem Vater des Kindes steht ein Umgangsrecht mit dem Kind zu. Der Elternteil, der das Kind nicht betreut, hat durch Barleistungen zum Unterhalt des Kindes beizutragen. Leistet der unterhaltspflichtige Elternteil keinen Barunterhalt für das Kind, besteht unter Umständen ein Anspruch des Kindes auf Zahlung eines Unterhaltsvorschusses. Der alleinerziehende Elternteil hat gegen den anderen Elternteil grundsätzlich weder während des Bestehens der Lebensgemeinschaft noch danach Anspruch auf Unterhalt. Allerdings muss der Vater der Mutter für die Dauer von sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt des Kindes Unterhalt gewähren und auch die Kosten tragen, die durch die Schwangerschaft und Entbindung entstehen. Darüber hinaus kann der betreuende Elternteil von dem anderen Elternteil wegen der Pflege und Erziehung des gemeinsamen Kindes für mindestens drei Jahre nach der Geburt Unterhalt verlangen. Während dieser Zeit ist er grundsätzlich nicht verpflichtet, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen.“ Silke Wildner und Otto N. Bretzinger
Die Bindung und das Cover des Buches machen direkt einen guten und vor allem seriösen Eindruck
auf mich. Das ist aus meiner Sicht bei diesem Thema wohl auch einer der wichtigsten Faktoren. Dabei
stört das sympathische Stock-Foto aus meiner Sicht überhaupt nicht. Generell habe ich die eigentlich
nicht so gerne, aber für einen allgemeingültigen Steuerratgeber empfinde ich es doch als passend.
Das Backcover kann da qualitativ leider nicht mithalten. Aus meiner Sicht ist es textlich vollkommen
überladen. Ich hätte hier deutlich weniger Inhalt platziert, die Schriftgröße erhöht, Blocksatz gewählt
und den frei gewordenen Raum vielleicht mit anderen Inhalten gefüllt. Zum Beispiel mit Kurzvorstellungen der Autoren, Testimonials oder dergleichen. Im aktuellen Zustand hinterlässt es leider keinen sehr guten ersten Eindruck.
Preislich muss ich deutlich positiv hervorheben, dass das Werk bei „nur“ 19,99 Euro liegt. Für die
Softcover-Bindung, das solide Layout im Inneren und die 350+ Seiten finde ich das fair, sogar
überraschend niedrig. Denn in diesem Themenbereich veranschlagen leider viele Autoren und
Verlage 50+ Euro für mitunter schlechtere inhaltliche, haptische und optische Qualität. Übrigens
vollkommen ungerechtfertigt, wenn man mich fragt.
Strukturell entspricht das Buch einem typischen, sehr guten Ratgeber. Es folgt einem stringenten
roten Faden. Auch inhaltlich gefällt es mir wirklich gut. Sehr umfangreich werden alle relevanten
Themenbereiche rund um den Titel „Alleinerziehend auf der sicheren Seite“ abgedeckt. In einem
interessant gestalteten Format namens Community-Fragen werden dann jeweils in kleinen
Interviews die Expertenstimmen des Buches herangezogen. Das lockert den Stil nochmals auf und
verhindert, dass das Buch zu schnell zu trocken wird.
Ich persönlich hätte mir ehrlicherweise nur noch kurze Autorenvorstellungen gewünscht.
Insbesondere bei einem solchen Buch, wo doch die Expertise und der Background der Autoren für
die Leser sehr relevant ist. Die Information für die Autorenvorstellung dieser Rezension musste ich im
Netz selbst recherchieren, statt sie dem Buch entnehmen zu können.
„Steuerlich und sozialversicherungsrechtlich werden die Partner einer nichtehelichen
Lebensgemeinschaft wie Alleinstehende behandelt. Insbesondere ist eine beitragsfreie
Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht möglich.“ Silke Wildner und Otto N.
Bretzinger
Zweifelsfrei haben Silke Wildner und Otto N. Bretzinger mit „Alleinerziehend auf der sicheren Seite“
einen umfassenden und gut strukturierten Ratgeber geschaffen. Er hilft Alleinerziehenden dabei, sich
in der oft komplexen rechtlichen und finanziellen Welt erst einmal grob zurechtzufinden. Die
Kombination aus theoretischem Wissen und praxisnahen Tipps macht das Buch nochmals leichter
verständlich. Sehr hilfreich für alle, die ihre Rechte kennen und ihre Finanzen sichern wollen. Dieses
Buch macht Mut und bietet eine fundierte Unterstützung, um die Herausforderungen des
Alleinerziehens erfolgreich zu meistern.
Celine Nadolny ist seit 2022 Kolumnistin des Cash.-Magazins sowie von Cash.Online. 2019 gründete sie Book of Finance und wurde zu Deutschlands einflussreichster Sachbuchkritikerin. Mit mehr als 400 rezensierten Sachbüchern erhielt sie mittlerweile zwölf Branchenpreise, ist somit die mistausgezeichnete Finanzbloggerin der DACH-Region und wurde von Forbes auf die 30-Under-30 Liste aufgenommen. Celine möchte so viele Menschen wie möglich dazu inspirieren, mehr zu lesen, ihre Finanzen in die Hand zu nehmen und ein erfülltes Leben zu führen.