Insgesamt 33 Persönlichkeiten hat Michael O’Brien für dieses Buch abgelichtet. Darunter etliche berühmte Investoren wie Warren Buffett, Charlie Munger, Mario Gabelli, Bill Ackman, Jean-Marie Eveillard und Bill Miller.
Ganze fünf Jahre lang reiste O’Brien durch die Welt, um diese bemerkenswert intimen Porträts zusammenzutragen. Jedes der Bilder spricht seine ganz eigene Sprache und kann als echte Kunst bezeichnet werden. Völlig zu Recht sind viele seiner ikonischen Fotografien bereits in großen amerikanischen Magazinen und Museen erschienen.
Das erste Porträt, das O’Brien für dieses Buch schuf, war das von Charlie Munger. „Er duldet keine Dummheiten, also habe ich mir vorher ziemlich viele Gedanken gemacht“, erinnert sich O’Brien. „Ich befürchtete, dass er sehr streng sein würde.“ Doch zu seiner Erleichterung entpuppte sich Munger als „freundlich und geduldig, fast großväterlich“. Das Porträt fängt seine Intensität und Konzentration ein, „aber es ist nicht endgültig. Es fasst nicht den ganzen Charlie Munger zusammen. Es bildet nur einen Teil von ihm ab.“
Pointierte Profile von William Green und einigen Gastautoren begleiten die Fotografien.
Im Laufe von zwei Jahrzehnten hat Green viele legendäre Investoren für Zeitschriften wie Fortune, Forbes, Money und Time interviewt. Dabei kam er immer wieder auf eine große Frage zurück: Welche Qualitäten und Einsichten ermöglichen es dieser Elitegruppe, dauerhaften Erfolg zu erzielen? In seinen Interviews und Texten für dieses Buch erforscht er die Kombination aus Talent, Temperament und Prinzipien der größten Investoren. Nun darf man sich die Lehren aus diesen reichhaltigen Berichten und elegant geschriebenen Profilen voller Ehrfurcht zu Herzen nehmen.
Diese Lektionen des Buches sind gleichermaßen praktisch wie tiefgründig. Als Green beispielsweise Irving Kahn nach seinem wertvollsten finanziellen Rat fragt, antwortet der 108-Jährige: „Sicherheit. Das Wichtigste, was ein Anleger tun kann, ist, an die Risiken zu denken.“
Und Francis Chou spricht davon, sich von der Masse abzukoppeln, und warnt: „Wenn Sie ständig am Markt teilnehmen wollen, ist das ein Spiel für Idioten, und Sie werden verlieren.“ Als Erklärung für seine erstaunlichen Anlagerenditen bemerkt Joel Greenblatt: „Es ist einfacher, Schnäppchen abseits der ausgetretenen Pfade oder in außergewöhnlichen Situationen zu finden, die andere Leute nicht im Blick haben.“ Und Howard Marks stellt fest: „Die einzige Konstante ist die Vergänglichkeit“. Dann erklärt er, wie wichtig es ist, zu verstehen, dass „man die Umwelt nicht kontrollieren kann“.
Über das Investieren hinaus teilen die brillanten Denker in diesem Buch auch viele andere Lektionen, die sie gelernt haben. Beispielsweise über Familie, Glaube, Philanthropie, Selbstvertrauen, Glück, die Visualisierung der eigenen Träume und den Umgang mit Stress. Aber auch, wie man Misserfolge überlebt, über Freuden und Gefahren des Reichtums und das, was ihnen die größte Befriedigung gibt.
Noch ein paar Worte zu den Hauptfiguren hinter diesem Werk:
Michael O’Brien ist einer der bedeutendsten Porträtfotografen der USA. In seiner vier Jahrzehnte umspannenden Karriere hat er unterschiedlichste Personen fotografiert: von Präsidenten bis zu Kleinstadthelden, von Berühmtheiten bis zu „gewöhnlichen“ Menschen. Sein offener, unverblümter Stil fängt die Würde und Menschlichkeit all seiner Modelle gleichermaßen ein. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Zeitschriften erschienen, darunter Life, National Geographic, Texas Monthly, The (London) Sunday Times und viele andere. Er ist Autor von zwei Büchern, The Face of Texas und Hard Ground. O’Brien wurde bereits zweimal mit dem Robert F. Kennedy Journalism Award ausgezeichnet. Außerdem bereichern seine Fotografien die ständigen Sammlungen vieler Museen, darunter die Smithsonian’s National Portrait Gallery in Washington, D.C. Er lebt mit seiner Frau Elizabeth in Austin, Texas.
William Green hat für viele amerikanische und europäische Publikationen geschrieben, z. B. Time, Fortune, Forbes, The New Yorker und The Economist. Als Redakteur der asiatischen Ausgabe von Time lebte er in Hongkong und redigierte dann von London aus weitere Ausgaben. Daneben hat er als Redakteur und Co-Autor an Büchern wie Guy Spiers’ hochgelobten Memoiren The Education of a Value Investor mitgewirkt. Auch an der in Kürze erscheinenden Autobiografie eines legendären Kunstsammlers war er beteiligt. Geboren und aufgewachsen in London, studierte Green englische Literatur an der Universität Oxford. An der Columbia University erwarb er einen Master-Abschluss in Journalismus. Nun lebt er mit seiner Frau Lauren und seinen beiden Kindern Henry und Madeleine in New York.
Hendrik Leber ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von ACATIS Investment, einer deutschen Vermögensverwaltungsgesellschaft. Er wurde in Essen geboren und studierte Betriebswirtschaft in Saarbrücken, St. Gallen (Schweiz), Syracuse und Berkeley (USA). Nach seiner Promotion an der Universität St. Gallen arbeitete er bei McKinsey & Company mit Schwerpunkt auf der Beratung von Finanzinstituten. Danach wurde er Partner einer Einheit der Privatbank Metzler mit Projekten im Bereich Corporate Finance und Financial Consulting. 1994 gründete er sein eigenes Unternehmen, ACATIS, und veranstaltet inzwischen Value-Investing-Konferenzen und -Seminare. Außerdem verleiht er den ACATIS-Value-Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet des Value-Investing. Er ist seit 1984 mit seiner Frau Claudia verheiratet.
Was war die Motivation zu diesem Buch? Michael O’Brien bewunderte nicht nur Warren Buffett, sondern die ganze Gemeinschaft der Value-Investoren, zu der er gehört. „Sie sind Ikonoklasten und Exzentriker“, sagt O’Brien. „Diese Menschen sind alle einzigartig in Charakter und Temperament. Sie sind Außenseiter in ihrer Sichtweise der Welt.“ Einer der Legendärsten dieser Klasse ist Irving Kahn. Er war mit dem Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham befreundet und arbeitete in den 1920er Jahren als dessen Lehrassistent. Als O’Brien Kahn im Februar 2014 in Manhattan fotografierte, war er 108 Jahre alt. Zwischen den Aufnahmen nickte er manchmal ein. Doch Kahns Enkel Andrew versuchte ihn wachzuhalten, indem er mit ihm plauderte. So bat er ihn z. B., die Geschichte einer Aktie zu erzählen, die er während des Börsencrashs von 1929 gekauft hatte.
Wenige Wochen, bevor die Arbeit an diesem Buch abschlossen wurde, starb Irving Kahn im erstaunlichen Alter von 109 Jahren. Dank O’Brien besitzen wir ein zeitloses Porträt von ihm. Was der Betrachter nicht weiß, ist, dass Kahn auf dem Foto zu seinem Enkel aufblickt, der außerhalb des Bildes steht. Kahns Anzug scheint ihm ein wenig zu groß zu sein. Auch sein Gehör und seine Sehkraft haben nachgelassen. Aber auf diesem magischen Foto hat er etwas Erhabenes an sich. „Er sieht königlich aus“, sagt O’Brien, „und er ist so lebendig, bewusst und konzentriert. In diesem Moment war er einfach da.“
Ein wundervolles Buch, das Fotografie und Lebensweisheiten auf höchst besondere Art und Weise kombiniert. Es ist ein absolutes Schmuckstück für jede private Bibliothek und gleichzeitig eine Fundgrube an Weisheiten. Damit ist den Herausgebern eine Hommage an die größten Investoren, ihre Errungenschaften und ihre Ideen gelungen. Und zugleich eine zeitlose Quelle der Einsicht und Inspiration. Dieses Buch nimmt schon heute einen ganz besonderen Platz bei mir ein und ich werde es niemals aus den Händen geben.
Celine Nadolny veröffentlicht ihre Buchrezensionen auf ihrer Website Book of Finance.