Buchrezension von Celine Nadolny: „Unaufhaltsam“

Celine Nadolny mit Buch
Foto: Celine Nadolny
Celine Nadolny

"Unaufhaltsam" von Frank Stäbler ist ein wirklich inspirierender Ratgeber, der nicht nur die Welt des Sports, speziell des Ringens, beleuchtet. Wertung: ★★★★★

Sondern er bietet auch wertvolle Erkenntnisse für den beruflichen und persönlichen Alltag. Als erfolgreichster deutscher Ringer aller Zeiten teilt der Autor in diesem Buch nicht nur die Basics seiner beeindruckenden Karriere. Darüber hinaus präsentiert er auch seine Formel für Erfolg, Zufriedenheit und Balance im Leben.


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Denn anders als viele andere Spitzensportler ist Frank Stäbler nach seiner erfolgreich beendeten Karriere nicht in ein Loch gefallen. Stattdessen hat er seinen Ausstieg bereits von langer Hand und gewissenhaft geplant. Auch darauf und natürlich noch viele weitere Facetten und Etappen seines Erfolgs geht er in diesem Buch ein. Es ist aber keine wirkliche Biografie. Vielmehr möchte er sein Wissen und seine Erfahrungen über den Ringsport hinaus mit den Lesern teilen. Für Praxisbeispiele nimmt er dann gerne Bezug auf seine faszinierende Karriere.

Inhaltlich ist das Buch dabei sehr klar und logisch aufgebaut. Frank Stäbler beginnt mit einem Einblick in seine eigene Vorbereitung auf Kämpfe und die Gestaltung des Kampfablaufs. Dabei zeigt er, wie er mit Siegen und Misserfolgen umgeht. Und er lässt tief in seine Denkweise während und nach einem Kampf blicken. Diese Erfahrungen werden geschickt auf den beruflichen und persönlichen Kontext übertragen. Das macht das Buch zu einem wertvollen Leitfaden für jeden, der nach persönlichem und beruflichem Wachstum strebt. Somit ist es eben nicht nur für sportbegeisterte Leser geeignet.

Die zentrale Botschaft des Buches ist die Notwendigkeit, die beste Version seiner selbst zu werden. Frank Stäbler betont, dass man dazu nicht zwingend ein Überathlet oder Super-Brain sein muss. Man muss lediglich gewissenhaft, ehrlich und nachhaltig an sich arbeiten. Diese Überzeugung zieht er geschickt durch das gesamte Buch und untermauert sie mit persönlichen Anekdoten und Reflexionen.

Was man von einem Ausnahmesportler wie ihm vor allem lernen kann, ist die richtige Haltung zum Scheitern. Denn obgleich er der erfolgreichste deutsche Ringer aller Zeiten ist, musste er auch etliche mitunter harte Niederlagen hinnehmen. Für Frank Stäbler ist dabei vor allem eine Differenzierung wichtig: Niederlagen im Sport sind nicht gleichbedeutend mit persönlichem Scheitern. Diese Perspektive überträgt er auf das Leben außerhalb des Sports. So ermutigt er dazu, sich nicht ausschließlich über den eigenen Beruf oder Status zu definieren. Diese erfrischende Sichtweise ermöglicht eine Gelassenheit, die laut Stäbler zusätzliche Kräfte freisetzt.

Besonders interessant ist auch Frank Stäblers Diskussion der „Komfortzone“. Er hinterfragt die gängige Vorstellung von der Notwendigkeit, diese zu verlassen. Und er zeigt auf, dass es auch eine innere Komfortzone gibt, die uns möglicherweise mehr einschränkt als die äußere. Durch klare Argumentation und persönliche Erfahrungen regt er zum Nachdenken über den individuellen Weg zur persönlichen Weiterentwicklung an. Diese differenzierte Betrachtung des Credos „Du musst deine Komfortzone verlassen“ halte ich für besonders wertvoll. Schon allein deshalb, weil eine solche Unterscheidung in aller Regel nicht vorgenommen wird.

„Wenn du ringst und verlierst, verlierst du auf der Matte, aber nicht im Leben. Wenn du im Viertelfinale ausscheidest, scheiterst du im Turnier, aber du scheiterst nicht im Leben. Sobald du zulässt, dass du nur Ringer oder Manager oder Lehrerin bist und sonst nichts, sind jede Niederlage, jedes gescheiterte Projekt, jedes verpasste Klassenziel ein persönliches Scheitern von dir als Person. Wenn du aber immer mehr bleibst und dich nicht vereinnahmen lässt, kannst du nie komplett scheitern. Das wiederum schenkt dir eine Gelassenheit, die dich frei macht und zusätzliche Kräfte freisetzt. Nichts saugt so viel Energie ab wie die Angst vor dem Scheitern.“ Frank Stäbler

An dieser Stelle ein paar Worte zu den Autoren:

Frank Stäbler, geboren 1989, ist eine herausragende Persönlichkeit im Bereich des Ringersports und darüber hinaus. Als ehemaliger deutscher Ringer hat er eine beeindruckende sportliche Karriere vorzuweisen. Stäbler erlangte im griechisch-römischen Stil weltweite Anerkennung, indem er sich die Weltmeisterschaftstitel in den Jahren 2015, 2017 und 2018 sicherte. Zusätzlich krönte er sich 2012 und 2020 zum Europameister. Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 erreichte er die Bronzemedaille. Er ist der einzige Ringer der Welt, der dreimal Weltmeister in drei unterschiedlichen Gewichtsklassen wurde. Das bescherte ihm einen einzigartigen Weltrekord.

Nach seinem Rückzug aus dem professionellen Sport hat sich Frank Stäbler erfolgreich als Speaker und Motivationstrainer etabliert. Durch seine Erfahrungen als Ausnahmeathlet kann er inspirierende Einblicke in die Welt des Erfolgs, der Selbstmotivation und persönlichen Weiterentwicklung geben.

Simon Biallowons, geboren 1984, hat ein Studium der Philosophie und seine Ausbildung an der katholischen Journalistenschule ifp absolviert. Erste journalistische Erfahrung sammelte er als Korrespondent in Rom. Außerdem berichtete er als Reporter aus verschiedenen Ländern des Nahen Ostens für unterschiedliche Medien. Die literarische Welt bereicherte er durch sein Mitwirken an mehreren Bestsellern. Aktuell bekleidet er die Position des Geschäftsführers und Cheflektors beim Herder Verlag.

„Ich blieb also daheim, bei meinem Heimatverein und meinem Heimattrainer. Ja, ich weiß, was jetzt viele sagen werden: ‚Man muss doch raus, raus aus der Komfortzone, damit man seine Erfahrungen machen kann.‘ Das stimmt sicherlich, und auch ich habe die Erfahrungen gemacht, dass wir aus der Komfortzone ausbrechen müssen. Zugleich ist das so eine Floskel, die man immer wieder überall lesen oder hören kann. Ich frage mich: Was genau soll das bedeuten? Was ist denn damit gemeint, wenn von der Komfortzone die Rede ist? Ist sie wirklich nur unsere gewohnte Umgebung, unser gewohnter Trott, unser Alltag? Sind damit unsere Routinen gemeint, die immer gleichen  Menschen? Oder gibt es auch eine andere Komfortzone, eine innere, die uns weit mehr einengt und beschränkt als die äußere? Meine Erfahrung ist: Wenn du in deinem Leben etwas haben möchtest, das du noch nie zuvor hattest, dann musst du dafür auch etwas tun, was du zuvor noch nie getan hast. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir alles um uns herum ändern müssen. Oft genügen Kleinigkeiten, manchmal bedarf es größerer Veränderungen, doch nur ganz selten müssen wir einen harten und radikalen Cut machen.“ Frank Stäbler

Positiv hervorheben muss ich direkt einmal die sehr ansprechende Covergestaltung. Dazu kommt das Buch in einer für mich sehr hochwertigen Bindung mit tollen Softcover-Klappen daher. Einzig beim Backcover hätte ich persönlich eine Schriftgröße kleiner gewählt und noch einen Absatz oder ein weiteres Element eingefügt. Preislich finde ich das Buch für den Umfang und die Aufmachung angemessen. Etwas günstiger hätte es zwar schon sein können, aber 18 Euro sind für mich noch im Rahmen.

Inhaltlich ist es eine für mich vor allem wundervoll persönliche Geschichte. Nicht nur über das Ringen, sondern vielmehr über das Leben an sich. Frank Stäbler wirkt wirklich ungeheuer reflektiert und vermittelt so viele kleine, aber eben wichtige Bausteine eines verantwortungsbewussten und lebensverändernden Handelns. Sprachlich ist das Buch dabei so einfach, lebhaft und bildlich geschrieben, dass auch junge Erwachsene sicherlich Freude daran haben werden. Auch ihnen und eben nicht nur am Ringsport interessierten Lesern würde ich das Buch zweifelsfrei empfehlen.

Ich kannte Frank Stäbler vorher bereits aus dem Fernsehen, weil ich immer die Olympischen Spiele verfolgt habe. Diese neue Perspektive, die spannenden, ehrlichen und reflektierten Geschichten aus dem Leben eines absoluten Hochleistungssportlers, hat mir aber sehr imponiert. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ihm im übertragenen Sinne zuzuhören und so eine neue Perspektive von ihm kennenzulernen.

Insgesamt ist „Unaufhaltsam“ von Frank Stäbler ein außergewöhnliche Mischung aus Ratgeber, Sachbuch und Biografie. Sie richtet sich besonders an Sportenthusiasten und Menschen, die nach Erfolg und Zufriedenheit streben. Mit einer klaren Struktur, reflektierten Einsichten und persönlichen Erfahrungen schafft der Autor diese Gratwanderung. Er präsentiert den Lesern ein inspirierendes Werk, das weit über die Welt des Ringens hinausgeht und lebenspraktische Weisheiten vermittelt. Und das schreibe ich aus der Sicht einer Büchereule, die schon Hunderte Bücher zu diesem Themenfeld lesen durfte.

Celine Nadolny ist seit 2022 Kolumnistin des Cash.-Magazins sowie von Cash.Online. 2019 gründete sie Book of Finance und wurde zu Deutschlands einflussreichster Sachbuchkritikerin. Mit mehr als 400 rezensierten Sachbüchern erhielt sie mittlerweile zwölf Branchenpreise, ist somit die mistausgezeichnete Finanzbloggerin der DACH-Region und wurde von Forbes auf die 30-Under-30 Liste aufgenommen. Celine möchte so viele Menschen wie möglich dazu inspirieren, mehr zu lesen, ihre Finanzen in die Hand zu nehmen und ein erfülltes Leben zu führen.

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