Die Älteren werden sich noch an die Fernsehsendung „Der große Preis“ vom Wim Thoelke erinnern. Die Spannung der Quizsendung strebte zum Höhepunkt als die Risikofrage gestellt wurde. Die Risikofrage löste im Saal eine Verdunklung aus, die Spannung stieg – Ergebnis offen.
Die Beyerle-Kolumne
Spätestens seit den jüngsten Volks- beziehungsweise Bürgerentscheiden wie zum Beispiel zu Stuttgart 21 oder dem Rückkauf von städtischer Infrastruktur (Versorgungsleitungen), dem Bau der dritten Startbahn am Flughafen München oder der geplanten Nord-Süd Stromtrasse öffnet sich eine ähnliche Gemengelage: Die Spannung steigt, Ergebnis offen.
Von BANANA über LULU zu NIMFOS
Warum? Weil sich immer stärker Gruppen engagieren, welche Argumente finden, die sich mehr mit dem Kleinen, denn mit dem großen Ganzen beschäftigen – und damit auch Prozesse dramatisch aufhalten.
Wer diese Gruppen sind? Die BANANA – Build absolutely nothing anywhere near anybody, die LULU – Locally unpopular land use oder PITBY – Put it in their back yard und nicht zu vergessen die NIMFYE – Not in my front yard either.
Hinzu gesellen sich die NIMFOS – Not in my field of sight und QUIMBY – Quit urbanizing in my back yard. Dies mag zunächst irgendwie belustigen klingen, aber der Wirkungshebel ist dramatisch für Investoren.
Dramatisch für Investoren
Vor allem wird eines offensichtlich: Der Souverän, das Volk, ist nicht mehr bereit, wichtige Entscheidungen allein durch das legitimierte Parlament entscheiden zu lassen. Für private Investoren sowie für die gesamte Immobilienwirtschaft stellen sich vor diesem Hintergrund folgende Fragen: „Wer trägt eigentlich das Risiko von einem Mehr an Bürgerbeteiligung?“ und „Wie wirkt sich Bürgerbeteiligung auf das Risiko und die Rendite aus?“.
Klar ist bereits jetzt, dass eine frühzeitige Bürgerbeteiligung für den öffentlichen Haushalt, aber auch für den privaten Investor durchaus heilsam ist.
Dies gilt erst recht, wenn man bedenkt, dass die Projektkosten sich gerade in der Konzeptionsphase komplexer Bauvorhaben beziehungsweise zum Zeitpunkt der Baurechtschaffung noch sehr gut beeinflussen lassen, während sie nach Baubeginn zügig ansteigen, bis ab einem bestimmten Punkt eine Änderung der Weichenstellung nahezu unmöglich wird.
Seite zwei: Bürger blockieren Realisierung