Beat Moll, Chef der CSS Versicherung, Vaduz, betont im Cash.-Interview die Eigenverantwortung der Krankenversicherten. Das Unternehmen der Schweizer CSS Versicherungsgruppe vertreibt in Deutschland ausschließlich Zusatzpolicen für gesetzlich Krankenversicherte.
Cash.: Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) glänzte mit einem Überschuss von vier Milliarden Euro im Jahr 2011. Wird diese Entwicklung den Befürwortern eines Modells GKV für alle mit Option auf eine private Krankenzusatzabsicherung in die Hände spielen?
Moll: Der Überschuss, den die Kassen im letzten Jahr erwirtschaftet haben, ist kein Grund die Debatte um die Finanzierung des Systems beizulegen. Es ist ja nach wie vor keine Lösung auf Ausgabenseite gefunden. Es muss grundsätzlich darüber gesprochen werden, welche Ziele mit dem Gesundheitssystem erreicht werden sollen und was uns – der Bevölkerung – die Ziele wert sind. Ich denke, dass dem Bürger wieder mehr Verantwortung zurückgegeben werden sollte. Dies nicht nur indem er mehr selber bezahlen muss, sondern auch bei der Entscheidung, was über die Allgemeinheit in der GKV versichert sein soll und welche Teile in der individuellen Verantwortung des Einzelnen liegen und über Krankenzusatzversicherungen gedeckt werden sollen. In meiner Heimat, der Schweiz, werden mit dem stark eigenverantwortlich organisierten Gesundheitssystem gute Erfahrungen gemacht. Der Bürger sollte auf verschiedenen Ebenen sehen können, was ihn das Gut „Gesundheit“ kostet, nur dann kann er auch ein Verständnis und ein Gefühl für die Ausgaben entwickeln. Zusatzversicherungen sind auch hier in Deutschland ein Weg, eigenverantwortlich für das gesundheitliche Wohlergehen vorzusorgen.
Cash.: Der Abschluss von Zusatzversicherungen wäre auch nach Einführung einer Bürgerversicherung denkbar. Welche Stellung bezieht Ihr Haus in der „Systemfrage“?
Moll: Die Frage nach der Rolle des Systems, ob nun dual organisiert oder über die Bürgerversicherung, kann pauschal nicht beantwortet werden. Eines ist aber sicher: Die Ausgabenfrage wird voraussichtlich auch durch einen Systemwechsel ungeklärt bleiben. Es wäre kurzsichtig davon auszugehen, dass mit der Bürgerversicherung alle Probleme gelöst wären und die sorgenfreie Welt vor uns läge. Insgesamt scheint es schon so, dass das System der Krankenvollversicherung in der heutigen Ausprägung in Deutschland an Akzeptanz verliert und sich einschneidende Veränderungen abzeichnen. Ich bin der Meinung, dass es sinnvoll ist, die Menschen selbst entscheiden zu lassen, was für sie die richtige Krankenversicherungsform ist. Der Staat sollte nicht allzu stark eingreifen und Entscheidungen für die Bürger vorweg nehmen.
Seite 2: „Die Schweiz zeigt, wie hoch die Bedeutung von Zusatzversicherungen prinzipiell sein kann.“