Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) und das Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS) haben ein gemeinsames Positionspapier zur Bundestagswahl 2025 veröffentlicht, in dem sie zentrale gesellschaftliche Herausforderungen und entsprechende Handlungsempfehlungen formulieren.
Nach dem Ende der Ampel-Koalition seien viele Reformvorhaben liegen geblieben, so der DAV-Vorsitzende Dr. Maximilian Happacher. Er verweist auf die Notwendigkeit, bei zahlreichen Themen in der kommenden Legislaturperiode zu Entscheidungen zu kommen: „In diesem Wahlkampf geht es darum, unser Land auf allen Ebenen zukunftsfest und sicher aufzustellen und dabei wirtschaftliche ebenso wie private Risiken beherrschbar zu machen. Wir erwarten von der kommenden Bundesregierung tragfähige Antworten auf die drängendsten Herausforderungen. Ganz besonders zu Themen, die den Wohlstand, die Gesundheit, die soziale Absicherung und die Sicherheit der Bevölkerung betreffen“, fordert Happacher.
Reformen bei Pflege, Gesundheit und Alterssicherung
Ganz besonders dringend sind laut Happacher Reformen der Alterssicherungs- und Gesundheitssysteme sowie der Pflege. „Um die Zukunft des Gesundheitssystems zu sichern, braucht es eine stärkere Kapitaldeckung und reformierte Beitragsanpassungsmechanismen. Nur so können Versorgungssicherheit und Beitragsstabilität trotz steigender Kosten und demografischer Herausforderungen gewährleistet werden“, betont der DAV-Vorsitzende.
„Das Thema zahlt darüber hinaus auf ein anderes ein. Nämlich auf den hohen Finanzbedarf im Alter, der in einer alternden Gesellschaft auch von Pflegekosten beeinflusst wird“, ergänzt IVS-Vorsitzender Stefan Oecking. Um die Menschen in den kommenden Jahrzehnten zu wappnen, brauche es eine umfassende Reform aller drei Säulen der Alterssicherung. Wichtig sei, dass alle staatlichen Maßnahmen auf lebenslange Zahlungsströme hinauslaufen müssen, die ausschließlich in der Risikogemeinschaft mit vielen anderen zu gewährleisten sind, und dass es gleichzeitig in den Säulen zwei und drei genügend Ausgestaltungsspielräume für Renditen am Kapitalmarkt geben muss, so Oecking weiter. „Darauf gehen wir in unserem Positionspapier zur Bundestagswahl ein.“
Klimawandel erfordert Anpassung
Angesichts zunehmender Klimarisiken fordern die Organisationen eine stärkere Berücksichtigung von Elementarschäden in Versicherungsmodellen. Sie plädieren für kollektive Lösungen, um finanzielle Risiken durch Naturkatastrophen gemeinschaftlich zu tragen und so die Resilienz der Gesellschaft zu stärken. Aus Sicht der Aktuarvereinigungen gibt es darüber hinaus besondere Herausforderungen bei der Umsetzung der KI-Regulierung, die der EU AI Act vorgibt. Der Klimawandel wiederum macht umfassende präventive Anpassungen notwendig, die bisher in Teilen noch gar nicht angefasst worden sind. „Der reflexhafte Ruf nach einer Pflichtversicherung ist jedenfalls nicht die alleinige Antwort auf die diversen Baustellen, wie etwa eine nachhaltige und effektive Schaden-Prävention oder einen notwendigen Kumulschutz“, so Happacher.