Bundestagswahl: „Positive Schlüsse sind voreilig“

Auch die Konjunktur bleibe stabil: „Wir rechnen nicht damit, dass die Wahlergebnisse kurzfristig erheblichen Einfluss auf den konjunkturellen Ausblick für Deutschland haben werden. Es wird allgemein erwartet, dass die solide Binnennachfrage, die Konsumausgaben und die Investitionen das robuste Wachstum des Bruttoinlandsprodukts auch weiterhin unterstützen werden“, so Hoppe.

Voreilliger Optimismus

Weniger optimistisch sind Nick Clay, leitender Fondsmanager bei Newton Investment Management, einer Boutique von BNY Mellon IM und Paul Hatfield, Global Chief Investment Officer bei Alcentra, ebenso eine Boutique von BNY Mellon IM.

„Die Wiederwahl von Angela Merkel kommt nicht überraschend. Wir könnten uns allerdings vorstellen, dass die optimistischen Schlüsse, die die Märkte aus diesem Wahlergebnis ziehen, voreilig sind“, sagt Nick Clay.

Nach dem Wahlsieg Emmanuel Macrons hätten die Märkte geschlossen, dass dieser ein Zeichen für das Ende des Populismus sei, und dass der Brexit lediglich eine unüberlegte und missverstandene Fehlentscheidung sei.

Italien-Wahl ist nicht risikolos

„Unserer Meinung nach könnten sich diese Einschätzungen aber durchaus als Irrtümer erweisen, gerade wegen des Erstarkens der Rechtsaußenpartei AfD (13,5 Prozent), die besser abschnitt als erwartet und zur drittstärksten Partei wurde“, so Clay. Auch Macron sei ein politischer Außenseiter, der davon profitiert habe, dass die Wähler gegen etablierte Parteien gestimmt haben. Nach wie vor sei die Bevölkerung unzufrieden und wünsche sich Wandel.

„Deshalb halten wir es für gefährlich, aus der Wiederwahl von Angela Merkel das Ende der populistischen Tendenzen abzuleiten, zumal man damit die im nächsten Jahr in Italien anstehende Wahl ebenso wie eine mögliche Abstimmung in Katalonien als risikolos einstufen würde. Aber Veränderungen sind immer noch notwendig und werden auch gefordert werden“, sagt Clay.

Auch Paul Hatfield kommentiert den hohen Stimmenanteil der AfD: „Vor dem Hintergrund der eher besonnenen Reaktionen auf die größeren politischen Schocks der letzten Zeit, erwarten wir jetzt keine deutlichen Wertschwankungen.“

AfD-Erfolg gefährdet europäische Aktienmärkte

Ursprünglich hätten die Märkte erwartet, dass der Wahlausgang eine enge Partnerschaft zwischen Macron und Merkel stützen könnte und damit auch den Euro. Das wäre auch vorteilhaft für europäische Aktienmärkte gewesen.

„Doch der Erfolg der AfD könnte einen Strich durch diese Rechnung machen. Bundesanleihen und US-Staatsanleihen zeigten zuletzt einen ähnlichen Verlauf, und vieles sprach dafür, dass sich dieser Trend fortsetzen würde – aber dieses Wahlergebnis könnte dazu führen, dass die Zinsdifferenz noch eine Zeitlang andauert“, sagt Hatfield. (kl)

Foto: Foto: Michael Kappeler/dpa

 

 

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